Studieren in Bonn und der Region Wohnungssuche wird mehr und mehr zur Geduldsprobe

BONN · In rund sechs Wochen ist es so weit: Dann beginnt das neue Semester. Wer bis dahin eine bezahlbare Unterkunft gefunden hat - möglichst nicht zu weit außerhalb -, kann sich glücklich schätzen: ob es ein Platz im Studentenwohnheim ist, ein WG-Zimmer oder sogar ein Appartement. Die anderen suchen weiter.

 Papierzettel mit Wohnungsgesuchen - nicht nur in München sind sie an der Tagesordnung. Auch in Bonn sind Studenten-Wohnungen rar.

Papierzettel mit Wohnungsgesuchen - nicht nur in München sind sie an der Tagesordnung. Auch in Bonn sind Studenten-Wohnungen rar.

Foto: dpa

Denn studentische Wohnungsnot ist bereits seit Jahren ein Thema in nordrhein-westfälischen Hochschulstädten. Laut einer Umfrage des Deutschen Studentenwerks müssen die Studierenden in Bonn für die Miete (einschließlich Nebenkosten) 309 Euro zahlen. Damit liegt Bonn auf Platz 14: hinter Düsseldorf (338 Euro, Platz vier) und Köln an der Spitze mit 359 Euro. Das Studentenwerk Bonn stellt rund 3900 Wohnheimplätze in 35 Anlagen zur Verfügung.

"Liegt die Versorgungsquote landesweit bei 9,8 Prozent, liegen wir hier mit elf Prozent ein Stück darüber", erklärt Sprecher Robert Anders. Doch die 2000 Bewerber, die derzeit auf der Warteliste stehen - und das können bis Mitte Oktober erfahrungsgemäß noch mehr werden - müssen sich in Geduld üben oder auch anderswo umschauen, denn ein Großteil der Plätze ist belegt - von denen, die bereits in vorigen Semestern dort gewohnt haben, sowie von Gaststudenten aus dem Ausland. "Grundsätzlich empfehlen wir den Studierenden, sich bei der Wohnungssuche zum Beispiel auch an den AStA zu wenden und ihr Augenmerk über Bonn hinaus auch auf die Randgebiete zu richten, wo der Wohnraum günstiger als im Zentrum angeboten wird."

Das Problem, das der AStA im Umgang mit der Wohnungsnot sieht, sind die vielen Faktoren, die dort hineinspielen. "Obwohl der Mangel an bezahlbarem Wohnraum für die untersten Gehaltsklassen, zu denen gerade Studierende gehören, bereits lange bekannt ist, wird erst seit kurzer Zeit wirklich ernsthaft nach Möglichkeiten gesucht, um ihn zu beheben", kritisiert die Vorsitzende Alena Schmitz.

Der Wegfall aus der Mietpreisbindung, durch Luxussanierungen für die besonders finanzstarke Klientel, ein hoher Makleranteil mit entsprechenden Provisionskosten und ein insgesamt recht hoher Mietspiegel - all das spiele dabei eine Rolle.

"Und nicht nur die Studierenden sind von günstigen Wohnungsangeboten abhängig, auch nicht sehr finanzstarke Familien und Geringverdiener haben darunter zu leiden", fügt Alena Schmitz hinzu. Wobei vor allem Studierende, die aus anderen (Bundes-)Ländern nach Bonn kommen und keine Familie oder Bekannte in der Gegend haben, auf mehr als "verspätete politische Lippenbekenntnisse" angewiesen seien.

Die neue Onlinebörse zimmerfrei könne den Ansturm nicht allein abfangen. Für den Übergang werde es demnächst eine Couchsurfing-Plattform geben, auf der Bonner Studis ihren neuen Kommilitonen für einige Nächte einen Schlafplatz - ob Sofa oder Gästezimmer - zur Verfügung stellen. Dies sei jedoch natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Insgesamt, so fürchtet die AStA-Vorsitzende, werde Bonn als Studienstandort durch den Mangel an bezahlbarem Wohnraum sehr unattraktiv für neue Studierende, so dass auf Dauer auch der Ruf der Universität leiden könnte.

Zimmer frei

Die Internetplattform zimmerfrei-bonn.de wurde im April 2013 gestartet. Dabei handelt es sich um eine gemeinsame Kampagne der Hochschulen von Bonn und Rhein-Sieg-Kreis, an der sich auch die ASten, die Hochschulgemeinden, das Studentenwerk Bonn, die Stadt Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis, die IHK Bonn/Rhein-Sieg, die Vereinigung Haus & Grund sowie die Alanus-Hochschule beteiligen. Zurzeit stehen dort mehr als 60 Angebote in und rund um Bonn zur Wahl.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Ganz schön viel los – da
Vom Big Bang zu Big Data
Radioastronomie und Künstliche Intelligenz an der Hochschule Bonn-Rhein-SiegVom Big Bang zu Big Data
Aus dem Ressort