Bonner Universitätsklinikum Zellen warnen sich gegenseitig vor Viren

Bonn · Forscher des Bonner Universitätsklinikums erklären, wie sich Zellen gegenseitig vor Viren warnen. Das Immunsystem erkennt Viren an ihrer DNA - ganz ähnlich, wie die Spurensicherung der Kripo Verbrecher identifiziert.

Die Enttarnung der Viren ist eine wichtige Voraussetzung, damit das Immunsystem die gefährlichen Eindringlinge bekämpfen kann.

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Bonn haben nun entdeckt, wie die Alarmierung bei einem Angriff läuft: Die von Viren attackierte Zelle warnt ihre Nachbarn und nimmt dabei in Kauf, selbst zugrunde zu gehen. Dadurch kann die Abwehr auf breiter Front organisiert werden. Die Ergebnisse werden nun im Fachjournal "Nature" vorgestellt.

Wenn sich das Immunsystem zur Abwehr von Eindringlingen rüstet, muss es die Krankheitserreger sicher erkennen. Anhand von genetischen Fingerabdrücken erkennt das angeborene Immunsystem, ob eine virale Infektion vorliegt. "Bei der Replikation der Viren in der Zelle wird virale DNA freigesetzt.

Sie reicht aus, um das Immunsystem zu aktivieren", sagt Professor Veit Hornung vom Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Bonn. Die Viren werden als "fremd" erkannt, das Immunsystem leitet eine Abwehrreaktion ein.

In der Wissenschaft ist schon lange bekannt, dass es zwischen den Zellen ein Kommunikationssystem gibt. "Wir konnten zeigen, dass der Botenstoff cGAMP über diesen Kommunikationsweg ausgetauscht wird und dadurch Rezeptoren in Nachbarzellen aktiviert werden", so Hornung. Es handelt sich dabei um selbstlose Nachbarschaftshilfe: Sobald eine Zelle mit einem Virus befallen ist, nimmt sie in Kauf, dem Tod geweiht zu sein.

Bevor sie stirbt, kann sie über die Informationsschleife mit Hilfe von cGAMP ihre Nachbarzellen warnen. Diese versuchen dann, noch rechtzeitig das Immunsystem zu aktivieren. Die Erkenntnisse könnten der Entwicklung von besseren Impfungen und Behandlungen von Autoimmunerkrankungen dienen.

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