Politik

Notizen

Wegen Bestechung bzw. Bestechlichkeit verurteilt das Kriegsgericht am 5. August eine Reihe hoher deutscher Offiziere und zwei Krupp-Manager zu geringfügigen Freiheits- und Geldstrafen. Der sozialdemokratische Reichtagsabgeordnete Karl Liebknecht hatte den Skandal im April im Parlament öffentlich gemacht: Die Essener Waffenschmiede hatte in Berlin ein Büro unterhalten, in dem Offiziere der Militärbehörden ein und aus gingen und den Konzern über geheime Pläne sowie über die Angebote der Konkurrenz unterrichteten. Die Essener Aktiengesellschaft erlebt 1913 eine Hochkonjunktur und zahlt 14 Prozent Dividende an die Alleinaktionärin Bertha Krupp.

Der deutsche Reichsrat beschließt am 1. Juli, das stehende Heer von 120 000 Mann auf 660 000 Mann aufzustocken. Die französische Nationalversammlung stimmt am 19. Juli einem Gesetzentwurf zur Verlängerung des Wehrdienstes von zwei auf drei Jahre mehrheitlich zu.

So regeln das Offiziere und Gentlemen: Nach Verhör und Geständnis läßt man eine geladene Pistole auf dem Tisch zurück, mit der sich der hochdekorierte Spion dann, wie erwartet, erschießt. Am 25. Mai setzt der Selbstmord des Obersten im Generalstab, Alfred Redl, den Schlusspunkt unter die größte Spionageaffäre in der Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie. Redl war im Zusammenhang mit seinen homosexuellen Neigungen in finanzielle Schwierigkeiten geraten und hatte daraufhin 14 Jahre lang seinen Sold durch den Verrat militärischer Geheimnisse an das zaristische Russland aufgebessert.

In Berlin versammelt sich am 24. Mai der europäische Hochadel, um der Vermählung der Kaiser-Tochter Viktoria Luise mit Herzog Ernst August von Braunschweig beizuwohnen.

Kein Frauenstimmrecht in England: Das Unterhaus lehnt einen entsprechenden Gesetzesentwurf mit 266 zu 219 Stimmen ab.

Bei einem Abendspaziergang am 18. März wird der griechische König Georg I. von einem geisteskranken Landsmann erschossen. Der Attentäter weigert sich bei der Vernehmung, ein Motiv zu nennen und begeht am 6. Mai in seiner Zelle Selbstmord. Nachfolger auf dem Thron wird Georgs ältester Sohn Konstantin.

Frauenrechtlerinnen sprengen am 19. Februar das nagelneue Landhaus des britischen Schatzkanzlers Lloyd George in die Luft. Zwei Wochen zuvor kappten sie die Telefonleitung London-Glasgow. Am 24. Februar wird die Führerin der Sufragetten, Emmeline Pankhurst, verhaftet.

Schluss mit Kino in der Kirche. Der Papst verbietet am 13. Januar auch die Vorführung von Filmen mit religiösem Inhalt in Gotteshäusern.

Anlässlich seiner 25-jährigen Regentschaft begnadigt der Kaiser am 15. Juni 24 000 Straftäter.

Im Schweizer Kurort Passugg stirbt am 13. August im Alter von 73 Jahren der Mitgründer der Sozialdemokratischen Partei, August Bebel. Seit 1871 war der gebürtige Kölner Mitglied des Reichstages.

Politiker-Duell einmal anders: Der Präsident des ungarischen Abgeordnetenhauses, Istvàn Graf Tisza, und der Oppositionsführer im Parlament, Mihàly Graf Kàrolyi, fechten ihren Streit über Sinn oder Unsinn politischer Reformen zunächst am Rednerpult, schließlich aber im Morgengrauen des 2. Januar auf einer Wiese mit Säbeln aus. Ergebnis: Fleischwunden auf beiden Seiten, aber keine Einigung. Fünf Monate später wird Graf Tisza von Österreichs Kaiser Franz Josef zum Ministerpräsidenten Ungarns ernannt. Am 20. August duelliert sich der frischgebackene Regierungschef mit dem Markgrafen Georg Pallaviani. Die Säbel hinterlassen Kopfwunden. Um was es diesmal ging, ist nicht überliefert.

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