Polizei stürmt Anwesen in Texas - 137 Mädchen befreit

Spektakuläre Befreiungsaktion: Die US-Polizei hat mehr als 137 Kinder, zumeist junge Mädchen, aus den Händen einer Polygamisten-Sekte im Bundesstaat Texas gerettet.

  Busse  bringen die Mädchen in Sicherheit.

Busse bringen die Mädchen in Sicherheit.

Foto: ap

Washington. (dpa) Nach Berichten über Vergewaltigungen und sexuellen Missbrauch hat die Polizei im US-Bundesstaat Texas die Ranch einer Polygamisten-Sekte gestürmt und über 130 Kinder gerettet, zumeist junge Mädchen.

Die Mädchen seien im Alter von sechs Monaten bis zu 17 Jahren, viele von ihnen seien vermutlich missbraucht worden. Bei der Erstürmung des Geländes der abtrünnigen Mormonensekte am Freitagabend (Ortszeit) in der Nähe von Eldorado habe es keinen Widerstand gegeben.

Über die genaue Zahl der Jungen und Mädchen lagen am Samstag zunächst unterschiedliche Angaben. Zunächst hieß es, 52 Mädchen seien bei der Aktion am Freitag in Sicherheit gebracht worden. US-Medien sprachen am Samstagabend (Ortszeit) von bis zu 187 Personen, darunter allerdings auch mehrere Dutzend Erwachsene. Das US-Fernsehen berichtete in großer Aufmachung über die Aktion.

Die Polizei sei eingeschritten, nachdem sie Berichte erhalten hatte, dass ein 50-Jähriger Mann ein Verhältnis mit einer 16-Jährigen habe und sie geschwängert habe. Der Mann werde mit einem Haftbefehl gesucht, berichtete der TV-Sender CNN. Auf dem weitläufige Gelände der 2003 gegründeten Kolonie werde von bewaffneten Sektenmitgliedern bewacht. Insgesamt lebten etwa 400 Menschen auf der Ranch, die von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten waren.

Die genauen Hintergründe waren zunächst weitgehend ungeklärt. Man müsse jetzt die Kinder einzeln befragen, um herauszufinden, wer von ihnen missbraucht wurde, sagte die Sprecherin des Jugendamts, Marleigh Meisner. "Wir haben es mit Kindern zu tun, die an den Kontakt mit der Außenwelt nicht gewohnt sind. Daher müssen wir sehr vor vorsichtig vorgehen", sagte sie am Samstag. Zuvor hatte es geheißen, zahlreiche Mädchen seien schwanger.

Der Gründer der Kolonie in Texas, Warren Jeffs, gilt als Anführer einer fundamentalistischen Mormonensekte mit dem Namen Fundamentalist Church of Christ of Latter-Day Saints, die offen Vielweiberei (Polygamie) betreibt. Die insgesamt rund 10 000 Anhänger der Sekte leben zumeist an der Grenze zwischen Utah und Arizona in polygamen Haushalten. Ihre Mitglieder dürfen bis zu drei Ehefrauen haben.

Abtrünnige Mitglieder berichteten von erzwungenen Ehen mit Minderjährigen, Kindesmissbrauch, Erpressung und Nötigung. Es seien mehrere Haftbefehle ausgestellt worden, berichteten die Justizbehörden. Medienberichten zufolge sitzt Jeffs derzeit wegen einer Anklage im Bundesstaat Arizona in Untersuchungshaft.

Bei seiner Festnahme stand Jeffs auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher der amerikanischen Bundespolizei FBI. Bereits im vergangenen Jahr sei er im Bundesstaat Utah in zwei Anklagepunkten zu mehrjähriger Haft verurteilt worden, weil er ein 14-jähriges Mädchen verheiratet und zum Vollzug der Ehe mit ihrem 19 Jahre alten Cousin gezwungen habe.

Die Sekte habe sich von der offiziellen Mormonen-Kirche getrennt, nachdem diese 1890 die Polygamie aufgegeben hatte.

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