Stimmung auch ohne Heizung Quarktasche und warme Semmel

SINZIG · Transvestiten-Duo "Ham & Egg" brachte Helenensaal zum Kochen.

 Extravagant und nah am Publikum: Das Duo "Ham & Egg" im Sinziger Helenensaal.

Extravagant und nah am Publikum: Das Duo "Ham & Egg" im Sinziger Helenensaal.

Foto: Martin Gausmann

Mit ihrem rasanten Programm "Show, Show, alles Show" haben Jörg Dilthey und Andreas Schmitz alias "Ham & Egg" nicht nur das Publikum im Helenensaal begeistert, sondern auch dafür gesorgt, dass der Ausfall der Heizung durch rhythmisches Klatschen kompensiert wurde.

Es war erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit die beiden Bonner ihre Bühnenoutfits wechseln konnten. Gerade noch als schmackhafte Cupcakes mit Spitzenhöschen verkleidet, schmetterte Egg im nächsten Moment schon "Ich weiß, was ich will" von Udo Jürgens im rot-schwarzen Puschelumhang, während Ham seinen großen Auftritt im phosphoreszierenden Kostüm vorbereitete. Selbst ganze Restauranttische mussten als Kostüm zu Margot Werners "Mein Spaghetti-Kavalier" herhalten. Gekonnt spielten die beiden "Onkel-Tanten" mit den Stereotypen beider Geschlechter. Gerade noch lästerte Egg über die nachlassende Manneskraft ihres Göttergatten, da ließ sie sich von einem treuen Fan ein Taschentuch reichen, in welches sie sich genüsslich schnäuzte und es danach zurückgeben wollte. Auf Hams Erkennungssatz "Ich freu mich" brauchte das Publikum nicht lange zu warten und machte gerne das obligatorische Echo. Ein Abend mit "Ham & Egg" ist nicht denkbar ohne nicht mehr ganz jugendfreie Zoten, die von Spargelfeldern und dem Schneewitchen-Syndrom bei verheirateten Männern erzählten.

Publikumsferne ist für die beiden Transvestiten ein Fremdwort. Ohne Scham gingen sie durch die Reihen und angelten sich Zuschauer für ihre Späße. So auch Claudia und Heribert, die als "Quarktasche" und "warme Semmel" mit Ham gemeinsam Udo Jürgens Klassiker "Aber bitte mit Sahne" singen durften.

Ausgelassene Stimmung herrschte im Saal von der ersten Minute an. Wenn Egg sein Doppelkinn zu Caterina Valentes "Tipitipitipso" zum Beben brachte, dann konnte sich das Publikum kaum noch vor Lachen halten. Die Stimmung überschlug sich endgültig, als Egg in einer wilden Pirouetten-Figur seine Perücke verlor. Schnell war die Frisur mit einem charmanten Lächeln wieder gerichtet und die Nummer konnte weitergehen. Bei all dem Klamauk blieb jedoch der Tiefgang nicht auf der Strecke. Nachdenklich wurde es mit "Marionette" von Reiner Kohler und in der "Mit 66 Jahren"-Version, umgemünzt auf eine Tupperparty, auch leicht sozialkritisch. Tobte das Publikum gerade noch vor Begeisterung, konnte man an den ruhigen Stellen eine Stecknadel fallen hören. Einen besonderen Eindruck hinterließ die großartige Lasershow zu "Wirf Dein Licht auf mich". Grüne Strahlen durchzogen den Raum und bildeten imposante Kegelfiguren oder Wellenformen. Der Gesang geriet bei dieser Bühnenshow schon fast in den Hintergrund. Zum großen Finale fanden Dilthey und Schmitz jedoch wieder zum Las-Vegas-Standard zurück. In rotem Samt und mit imposantem Federschmuck auf dem Kopf sonnten sie sich noch lange im begeisterten Applaus des Sinziger Publikums.

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