Thermografie-Aktion Dem Wärmeleck auf der Spur

BONN · Mit einer landesweiten Thermografie-Aktion hilft die Verbraucherzentrale NRW auch Hauseigentümern in der Region, mögliche Schwachstellen in der Gebäudehülle zu finden. Dort entweicht kostbare Energie.

 Knallrot heißt Energieverlust: Wärmebilder sind wie Röntgenaufnahmen. Sie zeigen die Schwachstellen eines Gebäudes an. Nur ausgewiesene Fachleute sollten die Thermogramme auswerten.

Knallrot heißt Energieverlust: Wärmebilder sind wie Röntgenaufnahmen. Sie zeigen die Schwachstellen eines Gebäudes an. Nur ausgewiesene Fachleute sollten die Thermogramme auswerten.

Foto: verbraucherzentrale

Schwachstellen in einer Gebäudehülle führen in der kalten Jahreszeit zu unnötigen Energieverlusten. Doch diesen Lecks können Hauseigentümer nach Angaben von Thomas Zwingmann, Energieberater der Verbraucherzentrale NRW in Siegburg, vergleichsweise leicht auf die Spur kommen – mit der Thermografie. Dabei erzeugt eine Infrarotkamera farbige Wärmebilder eines Gebäudes. Rot signalisiert: Hier entweicht Energie!

Um Haus- und Wohnungsbesitzern dabei zu unterstützen, Lecks fachmännisch zu sichten und vor allem zu schließen, beteiligen sich auch die Beratungsstellen in Siegburg, Troisdorf und Bonn an einer landesweiten Thermografie-Aktion der Verbraucherzentrale NRW.

Die Betonung auf „Fachmann“ ist der Verbraucherzentrale dabei ganz wichtig. „Nur wenn man über eine entsprechende Expertise und Erfahrung verfügt, können Schwachstellen erkannt und zielführende Handlungsempfehlungen zur Beseitigung des Wärmelecks gegeben werden“, bekräftigt Stephan Herpertz, Energieberater der Bonner Beratungsstelle.

Zwar können Eigentümer die Stellen an ihrer Immobilie mit bloßem Auge erkennen. Zum Beispiel auf dem Dach: „Wärmelecks befinden sich oft dort auf den Ziegeln, wo der Schnee sofort schmilzt oder eine Fläche nach einem Regen besonders schnell trocknet“, erklärt der Siegburger Energieberater Thomas Zwingmann. „Das ist zumeist ein Hinweis darauf, dass an diesen Stellen eine gute Dämmung fehlt.“

Andere Problemstellen, an denen ebenfalls Heizungswärme verloren geht, müssen aber laut Zwingmann „erst sichtbar gemacht werden“. So verbergen sich Wärmelecks oft unsichtbar in Schnittstellen des Gebäudes, etwa beim Übergang von Fensterrahmen zur Wand beziehungsweise von Fassaden zum Dach. Diese Schwachpunkte lassen sich laut Zwingmann aber mit Wärmebildern darstellen.

„Wärmebilder haben für uns eine ähnliche Funktion wie Röntgenbilder in der Medizin“, ergänzt die Troisdorfer Energieberaterin Katrin Wefers: „Sie zeigen uns etwas, das dem bloßen Auge verborgen bleibt, nämlich die Temperaturen von Oberflächen.“ Aber ähnlich wie bei Röntgenbildern seien Wärmebilder „ohne das passende Know-how nicht zuverlässig zu deuten“, bekräftigt Wefers.

Um Wärmelecks nachhaltig zu schließen, kombiniert die Thermografie-Aktion der Verbraucherzentrale daher zwei Maßnahmen: „Ein Thermograf erfasst zunächst mit einer Infrarotkamera die Energieverluste an der Gebäudehülle mit einer Außenaufnahme der Immobilie“, so Petra Grebing, Energieberaterin im Rhein-Sieg-Kreis. Das geschieht in der Regel in einer kalten Nacht: „Die Bewohner bekommen davon meist gar nichts mit.“

Sind die Bilder fertig, folgt ein ausführlicher Vor-Ort-Termin, der nach Aussage des Siegburger Energieberaters Thomas Zwingmann rund anderthalb Stunden dauert. „Dabei analysiere ich die Wärmebilder und kann erste Schwachstellen oft schnell erkennen.“

Gleichzeitig veranschaulichen die Bilder dem Auftraggeber die Probleme. Vor allem die Häuser aus den 1950er bis 1970er Jahren hätten ein sehr hohes Potenzial, um Energie einzusparen. „Es hilft vielen, wenn sie mit eigenen Augen sehen, wie zum Beispiel ihr ungedämmter Rollladenkasten auf dem Wärmebild knallrot leuchtet“, erläutert Ute Wirges-Thiel von der Bonner Energie Agentur. „Das Thema Energieverluste wirkt dann weniger abstrakt.“

Was folgt, ist von zentraler Bedeutung, führt Thomas Zwingmann aus: „Wir erläutern dem Verbraucher die Thermogramme unter bauphysikalischen Aspekten und zeigen auf, welche Sanierungsmaßnahmen sinnvoll sind.“

Zudem würden Immobilienbesitzer auf gesetzliche Vorgaben und finanzielle Fördermöglichkeiten hingewiesen. Insgesamt 190 Euro kostet nach Angaben der Verbraucherzentrale eine solche Thermografie-Beratung vom Haus, inklusive der Wärmebilder.

Für Joachim Frielingsdorf, Pressesprecher der Energie-Agentur.NRW, ist das gut angelegtes Geld: „Die Aktion ist sinnvoll, denn kein Hausbesitzer möchte die teuer erkaufte Wärme durch Leckagen in der Gebäudehülle heimlich still und leise wieder verlieren.“ Und er fügt hinzu: „Wärmebilder liefern wertvolle Hinweise, aber ohne fachmännischen Rat durch Architekten, Handwerker, Ingenieure oder Energieberater sind die Thermografien kaum mehr als schöne Bilder.“

Viele Verkäufer von Altbauten und Vermieter nutzten bereits Thermografien, um potenzielle Käufer oder Mieter von ihrer Immobilie zu überzeugen. „Allerdings in der Regel erst nach einer gelungenen Sanierung“, sagt Frielingsdorf.

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