Rückruf wird richtig teuer Erneuter Ärger über Ping-Anrufe

Bonn · Wenn auf dem Handydisplay nach einem verpassten Anruf eine internationale Nummer aufblinkt, ist die Versuchung groß, zurückzurufen. Tatsächlich verbirgt sich dahinter aber oft Abzocke. Aktuell beschweren sich wieder viele Verbraucher bei der Bundesnetzagentur.

 Bei einer unbekannten Nummer aus Tschad sollte man besser nicht zurückrufen.

Bei einer unbekannten Nummer aus Tschad sollte man besser nicht zurückrufen.

Foto: dpa / Michael Wrobel / Montage: GA

Ein verpasster Anruf einer unbekannten Nummer aus Mikronesien, Haiti, Tonga oder Algerien auf dem Display: Da ist die Versuchung groß, zurückzurufen. Dem Impuls sollte man zunächst widerstehen, denn mit einem Rückruf könnte der Angerufene Betrügern auf den Leim gehen, die damit Kasse machen. Der Rückruf kann schnell mehrere Euro pro Minute kosten.

Die Anrufer machen sich nicht die Mühe, darauf zu warten, bis der angerufene Verbraucher den Hörer abhebt. Im Gegenteil. Bei den in der Fachsprache als "Ping"-Anrufe bezeichneten Belästigungen kappt der Anrufer die Verbindung schon nach dem ersten Klingelton. Das Ziel der Anrufer ist es, den Inhaber des Anschlusses zum - oft teuren - Rückruf zu bewegen. Michael Reifenberg, Pressesprecher der Bundesnetzagentur, sagt: "Derzeit hören wir auch wieder verstärkt von Beschwerden über Ping-Anrufe." Im Vergleich zum Vorjahr waren die Beschwerden über Ping-Anrufe deutlich zurückgegangen, hatte die Behörde Ende Dezember mitgeteilt. Ganz verschwunden ist das Problem aber nicht. Im Jahr 2018 zählte die Bundesnetzagentur rund 20.000 solcher Beschwerden, so der Sprecher.

Technisch funktionieren die Lockanrufe folgendermaßen: Von Betrügern betriebene Computer wählen von Adresshändlern gekaufte oder per Zufall generierte Nummern für so kurze Zeit an, dass die Angerufenen praktisch keine Chance haben, das Telefonat anzunehmen - und nach dem sogenannten Anpingen rufen viele die übermittelte Rufnummer zurück.

Erlaubt sind solche Anrufe nicht. Die Bundesnetzagentur geht gegen Ping-Anrufe vor und sammelt Beschwerden über ein Formular auf ihrer Website. Allein im letzten Quartal 2017 und im Januar 2018 waren dort rund 79.000 Beschwerden eingegangen. Darauf hat die Behörde reagiert und unter anderem Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland aufgefordert, für Anrufe in bestimmte Länder eine kostenlose Ansage zu schalten. So erfährt der Verbraucher bei einem Rückruf, wie teuer das Gespräch wird und kann noch rechtzeitig auflegen, bevor Kosten entstehen.

Dazu gehören einige Länder, deren Länderkennung den Vorwahlen deutscher Städte ähnlich sehen und sich oft nur in einer Ziffer unterscheiden, wie Simbabwe (00263); Algerien (00213); Mikronesien (00691); Tonga (00676); Senegal (00221); Serbien (00381); Tunesien (00216); Elfenbeinküste (00225); Marokko (00212); Albanien (00355); Liberia (00231); oder die Malediven (00960). Auch andere Maßnahmen der Bundesnetzagentur zeigen offenbar Wirkung. So verhängte sie wegen Ping-Anrufen auch zahlreiche Rechnungslegungs- und Inkassierungsverbote, sodass die Betrüger kein Geld mehr erhalten.

Handynutzer können auch selbst aktiv werden, rät die Bundesnetzagentur in einem Merkblatt. Häufig bieten Handys die Möglichkeit, Anrufe von bestimmten Rufnummern zu blockieren. Nehmen sich Verbraucher zusätzlich die Zeit, einen solchen Anruf bei der Bundesnetzagentur zu melden, wird der Beschwerde nachgegangen.

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