Deutschland ist "Süßwaren-Billigland"

Köln · Mehr als 2,5 Kilo Süßwaren und Knabberartikel werden von jedem Bundesbürger pro Monat im Durchschnitt gegessen. Dafür muss niemand allzu tief in die Tasche greifen. In anderen europäischen Ländern ist das anders.

 Die Deutschen lieben Schokolade. Gut zehn Kilogramm im Jahr isst jeder im Schnitt. Foto: Franziska Gabbert

Die Deutschen lieben Schokolade. Gut zehn Kilogramm im Jahr isst jeder im Schnitt. Foto: Franziska Gabbert

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Chips, Eis und jede Menge Schokolade: Deutsche Verbraucher haben im vergangenen Jahr pro Kopf durchschnittlich rund 32,3 Kilogramm an Süßwaren, Knabberartikeln und Speiseeis verzehrt. Dabei konnten sich die Konsumenten einer Untersuchung zufolge über die günstigsten Preise in Europa freuen. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von gut zehn Kilogramm im Jahr liegt dabei Schokolade ganz vorn in der Verbrauchergunst.

Durchschnittlich 116,65 Euro hat jeder Deutsche nach Berechnungen des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) im vergangenen Jahr für Süßwaren, Eis und Knabberartikel ausgegeben. Rund 50 Euro davon entfielen allein auf Schokolade.

Vor allem Norweger aber auch Dänen, Schweden, Schweizer, Slowaken, Russen, Bulgaren und Rumänen müssen nach der Untersuchung des Marktforschungsinstituts Nielsen im Auftrag des Internationalen Süßwarenhandelsverbands deutlich tiefer in die Tasche greifen.

So kostete ein für die Untersuchung berechneter Süßwarenkorb mit 17 Markenprodukten in Deutschland durchschnittlich 23,65 Euro. Im Preis-Spitzenreiterland Norwegen wurde dafür mit umgerechnet 50,05 Euro im Schnitt mehr als das Doppelte kassiert. Ähnlich günstig wie in Deutschland war der Warenkorb mit 24,26 Euro lediglich in den Niederlanden.

Hintergrund der günstigen Preise ist unter anderem ein scharfer Wettbewerb im deutschen Lebensmittelhandel. Etwa 40 Prozent der in Deutschland verkauften Süßwaren stammen nach Angaben der Branche aus den Regalen der Discounter.

Trotz zum Teil massiver Preiserhöhungen für Rohstoffe wie Kakao, Kakaobutter, Haselnüsse oder Mandeln sei es vielen Unternehmen der Branche nicht gelungen, die gestiegenen Kosten in vollem Umfang weiterzugeben, beklagte das BDSI-Präsidiumsmitglied Bastian Fassin.

Angesichts eines weitgehend "gesättigten" Markts im Inland setzten die über 200 deutschen Hersteller von Süßwaren und Knabberartikeln zunehmend auf den Export. Nordrhein-Westfalen ist in Deutschland der wichtigste Standort der Branche.

Während der Gesamtumsatz der deutschen Hersteller im vergangenen Jahr um 1,9 Prozent auf rund 12,89 Milliarden Euro zulegte, stieg der Umsatz im Export um 8,8 Prozent auf 6,87 Milliarden Euro. Die Einfuhr von Süßwaren nach Deutschland erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 10,9 Prozent auf 4,45 Milliarden Euro.

Bei der Internationalen Süßwarenmesse ISM (1. bis 4. Februar) stellen 1500 Aussteller aus 65 Ländern ab Sonntag Neuheiten und Trends vor. Vor allem bei Schokolade seien vegane und laktosefreie Produkte zunehmend gefragt, hieß es. Im Angebot sei etwa Schokolade mit Reis- oder Hirsemilch. Andere Produkte würden auf der Basis von Buchweizen oder Goldhirse hergestellt. Die Messe ist nur für Fachbesucher geöffnet.

Ob sich die Neuheiten dauerhaft einen Platz in den Regalen des Handels erkämpfen können, ist jedoch fraglich. So ist nach Angaben der Branche nach einem Jahr bereits wieder die Hälfte der Innovationen verschwunden. Nach zwei Jahren finde sich nur noch jedes fünfte neu eingeführte Produkt im Handel.

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