Deutschland und seine Biere: Weltmeister in Sachen Vielfalt

Berlin · Der Durst auf Bier war in Deutschland schon mal größer. Im vergangenen Jahr erreichte der Absatz den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Dabei ist die Auswahl riesig - und Bier ist natürlich nicht gleich Bier. Eine kleine Sortenkunde.

 Zum Wohl! Die Vielfalt auf dem Biermarkt ist in Deutschland so groß wie nirgendwo sonst. Foto: Stephan Jansen

Zum Wohl! Die Vielfalt auf dem Biermarkt ist in Deutschland so groß wie nirgendwo sonst. Foto: Stephan Jansen

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Nirgendwo ist der Biermarkt so vielfältig wie in Deutschland. Damit wirbt zumindest der Deutsche Brauer-Bund (DBB). Nach seinen Angaben könnten deutsche Biertrinker 13,5 Jahre lang jeden Tag ein anderes Bier probieren - und müssten dabei keines zweimal kosten. Über 5000 verschiedene Biere gibt es bundesweit. Schon die Sortenvielfalt ist in Deutschland selbst für Bierliebhaber oft nicht zu überblicken - noch dazu erhält man unter gleichem Namen je nach Region unterschiedliches Bier. Hier eine kleine Sortenkunde:

Pils: Ist das mit Abstand beliebteste Bier in Deutschland. 2010 hatte das hopfenreiche Bier im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten nach Daten des DBB einen Marktanteil von über 55 Prozent. Pils wird mit untergäriger Hefe aus Gerstenmalz gebraut. Da untergärige Hefe nur bei vier bis etwa neun Grad Celsius gärt, verlangt der Brauprozess eine stetige Kühlung. Pils hat einen Stammwürzeanteil von etwa elf bis zwölf Prozent. Die Stammwürze gibt an, wie viele lösliche Stoffe aus Malz und Hopfen vor der Vergärung in der Würze gelöst sind. Das entscheidet maßgeblich über Geschmack und Alkoholgehalt des Bieres. Pils schmeckt wegen des höheren Hopfengehalts etwas bitterer als viele andere Sorten.

Export: Ist die zweitbeliebteste Biersorte in Deutschland. Export ist ein untergärig gebrautes Bier, das durch geringere Hopfenzugabe nicht so bitter ist wie Pils. Es ist in hellen und dunklen Varianten zu haben. Seinen Namen verdankt das Export seinem Bestimmungszweck: Es war ursprünglich für den Verkauf im Ausland bestimmt - daher auch der oft höhere Alkoholgehalt von bis zu 5,6 Prozent. "Dieser sollte das Bier für den teilweise langen Transport haltbarer machen", sagt Walter König vom Bayerischen Brauerbund.

Weizen: Auch Weizenbier ist meist nicht so herb wie Pils. In Bayern wird es oft Weißbier genannt. Rund acht Prozent des in Deutschland verkauften Bieres sind als "Weizen" obergärig und aus mindestens 50 Prozent Weizenmalz gebraut. Das "Weizen" hat ein Comeback hinter sich: Mit der Entwicklung moderner Kältetechnik war die obergärige Braumethode, die eine Vergärung bei 15 bis 20 Grad Celsius möglich macht, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts selten geworden. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Anteil der Weizenbiere selbst in Bayern unter drei Prozent.

Helles: Ebenfalls vor allem in Bayern beliebt ist das untergärig gebraute Helle. Es hat auch weniger Hopfen als Pils, wird aber im Gegensatz zum Weizenbier gefiltert und kommt daher klar in Gläser und Flaschen. Der Marktanteil betrug 2010 in Deutschland 4,5 Prozent. "Im größten Teil Deutschlands ist das Helle gleichbedeutend mit dem bekannten Lager", sagt König. In Hessen etwa gebe es aber für Lager und Helles andere Bestimmungen. Ohnehin kann die Namensvielfalt zu Irritationen führen. Bestelle man in Südbayern ein Helles, dann bekomme man ein helles Lager, sagt König. "In Württemberg bekommen Sie ein Export, in Franken ein Pils."

Kölsch: Eine geschützte Herkunftsbezeichnung gibt es im Gegensatz zum Pils für das Kölsch. Es darf nur von Brauereien des Kölner Brauverbandes verkauft werden. Das Kölsch ist ein obergäriges, hopfenbetontes Bier, das 2010 einen Marktanteil von 1,7 Prozent hatte. Eine Besonderheit: Kölsch wird zu einem hohen Anteil in der Gastronomie getrunken - rund 50 Prozent des hellgelben Bieres wird in Fässern verkauft. Bundesweit sind es laut DBB bei Bieren sonst nur rund 20 Prozent.

Alt: Ebenfalls starke regionale Bedeutung hat das Altbier. In Düsseldorf und am Niederrhein wird das dunklere und etwas herbere Bier bevorzugt. Den Namen hat es nicht etwa, weil es besonders lange gelagert wird, sondern weil das obergärige Brauverfahren auch schon vor Einzug moderner Kühltechnik Bestand hatte. In Deutschland hatte Alt 2010 einen Marktanteil von 1,2 Prozent.

Schwarzbier: Dunkler gerät auch das Schwarz- oder Dunkelbier, das in Mitteldeutschland viele Anhänger hat. Durch die Auswahl besonderer Röst- und Spezialmalze erhält es seine charakteristische Farbe. Mit einem Marktanteil von 1,6 Prozent gehört das untergärige Bier ebenfalls zu den bekannteren Sorten in Deutschland.

Bock- und Starkbiere: Sind die kräftigeren Vertreter der deutschen Bierlandschaft. Sie enthalten mit 16 Prozent viel Stammwürze, das Doppelbock gar 18 Prozent. Das Resultat sind Biere mit starkem Alkoholgehalt, sie erreichen rund sieben Prozent Volumenalkohol und mehr.

Mixbiere: Beliebt sind auch andere leichtere und alkoholfreie Biervarianten. Mischgetränke machten im Einzelhandel und in Getränkemärkten 6,5 Prozent des deutschen Bierabsatzes 2010 aus, alkoholfreie und Malzbiere zusammen noch einmal 4,9 Prozent.

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