Trinkschokolade gegen den Novemberblues Eine Tasse voll Glück

Ein feines Mittel gegen den Winterblues: Trinkschokolade - angerührt aus bestem Kakao, gewürzt oder pur, selbst gemacht oder aus der Confiserie.

 Trinkschokoalde mit Meersalz

Trinkschokoalde mit Meersalz

Foto: Steve Painter

Der alljährliche November-Blues ist im Anflug. Diese grauen verregneten Herbsttage können einem ja auch wirklich die Stimmung vermiesen, so nasskalt und trüb, wie es draußen gerade zugeht. Dagegen hilft nur ein mächtiges Antidepressivum, etwas das direkt von innen heraus wirkt und keine Nebenwirkung mit sich bringt - naja, ein paar Gramm mehr auf den Hüften sind dabei noch akzeptabel: Trinkschokolade ist der Glücklichmacher der Stunde. Sie wärmt, schmeckt und setzt angeblich auch Endorphine frei, körpereigene Opiate, die für gute Laune sorgen.

Den Zeiten von Kaba, dem Plantagentrunk, oder Nesquik sind wir allerdings schon längst entwachsen, geschmacklich wie auch vom Anspruch an Qualität und Geschmack. Denn jeder Löffel dieser Instant-Pulvermischungen enthält vor allem viel Zucker und im Vergleich dazu sehr wenig Schokolade, weshalb vorsorglich auch nur kakaohaltiges Getränk auf der Verpackung steht. Nein, hier ist die Rede von echter, verführerisch feiner, unwiderstehlicher Trinkschokolade aus bestem Kakao, angerührt aus Pralinés oder selbst gemacht nach appetitlichen Rezepten.

Trinkschokolade ist tatsächlich eines der ältesten Getränke der Welt. Schon vor Tausenden von Jahren wurde sie von den Mayas und den Azteken zubereitet aus zerstoßenen Kakaobohnen, Gewürzen und heißem Wasser. Sicher, dies muss damals ein Gebräu gewesen sein, das nicht jeden auf den ersten Schluck überzeugen konnte. Christoph Kolumbus beispielsweise fand es viel zu bitter, als ihm Ureinwohner von Honduras 1502 eine Kostprobe anboten. Erst der Spanier Hernando Cortez kam ein paar Jahre später auf den Geschmack von "tchocolatl". Es gibt unterschiedliche Interpretationen, was das Wort nun genau bedeutet. Die eine besagt, es würde sich von dem aztekischen Wort ableiten für die Substanz, die man einst aus dem Kakaobaum gewann. Der Engländer Thomas Gage, der im 17. Jahrhundert die Kolonien bereiste, lieferte allerdings eine etwas schwärmerischere Interpretation: zusammengesetzt aus atle, "was in der Sprache von Mexiko Wasser bedeutet, und aus dem Geräusch oder dem Laut, das Wasser in dem Gefäß erzeugt, in das man die Chocolate gibt, wo es klingt wie choco, choco, choco, wenn man sie ... umrührt." Oliver Coppeneur, Chocolatier aus Leidenschaft und von Beruf wegen, klärt auf: "Tchoco steht für würzig und atl für Wasser."

So war es also keine Tafel oder Praline und weder Riegel noch Mousse, was die noble Gesellschaft an den Königshöfen von Spanien, Frankreich oder England eroberte, sondern etwas, das man trank, gewürzt mit Jasmin, Zimt, Vanille, Chili oder Ingwer und normalerweise angerührt mit Wasser. Manche mischten, um es schmackhafter zu machen, auch Eier und Milch hinein.

Oliver Coppeneur bereitet seine ganz private Trinkschokolade immer noch am liebsten nur mit Wasser zu, schäumt die Mischung auf und genießt sie eher lauwarm: "Dann ist die Aromendichte am größten." Und wie anno dazumal heißt die Trinkschokolade aus seiner Manufaktur in Bad Honnef "tchocolatl". Auch sind die Trinkpralinés eher klassisch gewürzt: mit Chili, Ingwer oder Vanille. Heute, sagt Coppeneur, geht es den Kunden nicht mehr nur darum etwas "noch Exotischeres und überraschend anderes" zu probieren: "Es muss einfach gut sein, die natürlichen Aromen spielen inzwischen eine große Rolle."

Bei Autorin Hannah Miles darf es dagegen ruhig ein bisschen mehr sein, und zwar von allem. In ihrem kleinen Büchlein "Heiße Schokolade" geht sie in ihren Rezepten großzügig um mit Sahne und Milch. Sie hat sich von internationalen Klassikern inspirieren lassen wie einer schmelzigen Wiener Variante oder der dickflüssigen italienischen Version, in die Maisstärke eingerührt wird und die dadurch eine fast puddingähnliche Konsistenz annimmt. Aber Miles serviert auch viele neue und animierende Ideen wie beispielsweise den Kürbis-Latte, der jetzt gerade, rund um Halloween, Hochsaison hat: angerührt aus Kürbispüree und weißer Schokolade.

Da Weihnachten nur noch acht Wochen entfernt ist, möchten wir in Hannah Miles? Sinne auch schon mal die Clementinen-Schokolade mit Zimt oder den Orangen-Schokoladen-Traum vorschlagen, in den ganz am Ende Marshmallows gegeben werden: eine Tasse voll Glück.

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