Moos und Algen stören das Auge Expertentipps zur richtigen Dachreinigung

BONN · Experten erklären, wie Hausbesitzer mit Grünbewuchs auf dem Dach umgehen sollten und worauf es bei einer Reinigung ankommt.

 Moosbewuchs auf dem Dach sollte von Dachdeckern geprüft werden.

Moosbewuchs auf dem Dach sollte von Dachdeckern geprüft werden.

Foto: STOCK ADOBE

Viele Hausbesitzer nehmen zu Winterbeginn vor allem das Dach in den Blick. Dort fällt häufig unerwünschte Grünbildung auf. Ob Ziegel dadurch geschädigt werden, ist eine Frage, die oft auch dem Zentralverband des deutschen Dachdeckerhandwerks in Köln gestellt wird. Hausbesitzer wollen wissen, wie sich der meist als störend und unschön empfundene Grünbewuchs möglichst schonend entfernen lässt.

Vor allem der üppige Wuchs von Moos beunruhigt manchen Hausbesitzer. Bei der Bewertung raten Experten, zu differenzieren. „Algen und Flechten können dem Dach keinen Schaden zufügen“, steht auf dem Portal Hausmagazin.com (www.hausmagazin.com/das-dach-entmoosen-so-wird-es-gemacht/) nachzulesen. Bei Moosen gehen die Meinungen auseinander: „Meinen die einen Fachleute, dass durch die in den Moosen gespeicherte Feuchtigkeit das Dach Schaden nehmen kann, sehen andere in der Bemoosung sogar Vorteile durch die Behinderung des Regenwasserabflusses“, heißt es weiter in dem Beitrag: „Bei Starkregen, so die Meinung, wird dadurch ein Überlaufen der Kanalisation verhindert.“ Ein Effekt, der bei der Dachbegrünung sogar begrüßt werde.

Gegner dieser Auffassung sehen jedoch laut Hausmagazin.com „gerade im Rückstau und der Wasserspeicherung Probleme“; denn dringe Wasser durch die Dachpfannen unter das Dach, könne der Dachstuhl von Schimmel befallen werden und das Holz verrotten. Auch bestehe die Gefahr, dass sich Moos löse und die Dachrinne verstopfe.

Beim Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks vertritt man die grundsätzliche Auffassung: „Die Grünbildung auf Dächern ist ein natürlicher Vorgang.“ Zum einen hätten die verbesserten Umweltbedingungen den Wuchs von Algen, Moosen und Flechten begünstigt. Zum anderen könne aber auch die mangelnde Hinterlüftung der Dachdeckung eine Ursache für die Grünbildung sein. Schlechter Luftaustausch hinter den Dachziegeln bewirkt laut Verband, „dass der Abtrocknungsprozess entschieden langsamer erfolgt“. Das Dach bleibe länger feucht und bildet somit einen idealen Nährboden für Mikroorganismen. Wenn der Verdacht einer mangelnden Hinterlüftung besteht, so ergänzt Diplom-Ingenieurin Renate Lepper, Leiterin des Bonner Regionalbüros des Verbandes Privater Bauherren (VPB), „sollte ein Fachmann hinzugezogen werden.“

Bei ausgebauten Dächern kann der nachträgliche Einbau von Lüftungselementen an Traufe und First positive Wirkung zeigen, führt Josef Rühle, Geschäftsführer Technik des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks aus. Das Zurückschneiden von Grünwuchs in der Umgebung und die Minderung der Verschattung im Umfeld seien weitere Maßnahmen, um der Grünbildung entgegenwirken. Wichtig für Eigenheimbesitzer sei zu wissen, „dass durch die Grünbildung die Schutzfunktion des Daches nicht beeinträchtigt wird“, bekräftigt Rühle. Dem stimmt die Bonner VPB-Fachfrau Renate Lepper zu: „In der Regel ist die Schutzfunktion und die Lebensdauer unserer Dächer durch die Grünbildung nicht beeinträchtigt“. Und: „Meist stellt die ungewollte 'Dachbegrünung' eher eine optische Beeinträchtigung dar.“

Freilich sollten Hausbesitzer dem Grünwuchs auf dem Dach Grenzen setzen. Und zwar dann, „wenn die Moosbildung zu größeren Batzen herangebildet ist und sich diese im Bereich der Kopf- oder Seitenverfalzung der Ziegel festsetzen“, betont Axel Schuster, Geschäftsführer eines Wachtberger Dachdeckerbetriebs und Vorstandsmitglied der Dachdeckerinnung Bonn/Rhein-Sieg: „In einem solchen Fall kann eventuell Niederschlagswasser in das Dach eindringen.“

Wie nun aber beim Beseitigen des Grüns vorgehen, wenn der Hausherr das für erforderlich hält? Mit einem Hochdruckreiniger selbst aktiv zu werden, davon rät Renate Lepper ab: „Dadurch kann die schuppenförmige Dacheindeckung in ihrem gesamten Aufbau Schaden nehmen“, warnt sie. Ebenso der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks: „Bei unsachgemäßer Handhabung kann eine Hochdruckreinigung durch-aus Schäden an der Dachdeckung hinterlassen, von verschobenen bis zu zerbrochenen Ziegeln“, sagt Technik-Fachmann Rühle: „Oder es kann gelöster Schmutz in die Falze der Dachpfannen oder Dachziegel eindringen, wodurch die Schutzfunktion leidet.“ Vor allem sei aufgrund gesetzlicher Bestimmungen das Reinigen mit Hochdruck und das mechanische Behandeln von Asbestdächern verboten.

Auch eine nachträgliche Beschichtung von älteren Dächern, um den Glanz alter Tage wieder aufleben zu lassen, kann laut Rühle problematisch werden. Dafür sei nämlich eine vorherige, dosierte Hochdruckreinigung notwendig. Wenn bei dieser aber der Schmutz nicht vollständig entfernt worden ist, so Rühle weiter, „was zum Beispiel bei der Überdeckung der Dachziegel der Fall sein kann, wird die Beschichtung nicht dauerhaft halten und mit der Zeit abblättern“. Häufig werden nach seinen Erfahrungen auch Firstelemente aus Kupfer angeboten, mit deren Hilfe das Dach frei von Bemoosung bleiben soll. Rühle: „Die Auswirkungen von Metallionen auf den Moos- und Flechtenbewuchs wurde bisher jedoch nicht wissenschaftlich untersucht.“ Außerdem gebe es keine langjährigen Erfahrungswerte, die die Wirkung garantieren.

Um etwa eine Moosbildung wirksam zu mindern, sei es daher sinnvoller dafür zu sorgen, „dass Dachflächen schnell trocknen“, weiß Rühle: „ So kann eine steile Dachneigung eher gewährleisten, dass Niederschlagwasser schneller abfließt und es sollte darauf geachtet werden, dass vor Dachflächen, die vor allem zum Norden hin ausgerichtet sind, keine hohen Bäume stehen, die ein schnelles Abtrocknen verhindern.“ Ansonsten sollte man Moos- und Flechtenbildung als naturgegeben hinnehmen.

Was Dachdeckermeister Schuster auf jeden Fall empfiehlt: Die Vereinbarung eines Wartungsvertrages mit einem Dachdeckerbetrieb. Mindestens einmal im Jahr sollte laut Schuster „das Dach und alle wasserführenden Teile wie Rinnen, Abläufe, Kehlen, An- und Abschlussbleche von einem Fachmann kontrolliert werden“. Bei dieser Gelegenheit könne der Fachmann auch einen Blick auf möglichen Grünbewuchs richten. Wenn der Dachdecker ein zu üppiges Wachstum feststellt, so Schuster weiter, sei dies eine gute Gelegenheit, dem Hausbesitzer frühzeitig Vorschläge zu machen, „was sich zur Vermeidung eines größeren Schadens tun lässt“.

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