Familien-Kolumne „Kinderkram“ Eine Offline-Version von Facebook

Bonn · Die beiden Töchter von GA-Redakteur Christoph Meurer lieben Bücher. Bei der Älteren stehen aktuell ganz besondere Bücher hoch im Kurs, eine Art Offline-Version von Facebook.

 35 Jahre alt: Das Freundebuch von GA-Redakteur Christoph Meurer

35 Jahre alt: Das Freundebuch von GA-Redakteur Christoph Meurer

Foto: Christoph Meurer

Meine beiden Töchter lieben Bücher – und natürlich drehen sich die Geschichten, die wir zu Hause vorlesen, nicht selten um Einhörner, Pferde und Prinzessinnen. Allerdings haben wir uns auch bereits an die Kinder-Ausgabe der Drei Fragezeichen herangewagt, vieles über Dinosaurier gelernt oder herausgefunden, wie so ein großes Krankenhaus funktioniert.

Dann gibt es aber noch eine besondere Art von Büchern, die derzeit in der Kita-Gruppe der älteren Tochter hoch im Kurs stehen: Freundebücher, also quasi eine analoge Offline-Version von Facebook.

Am Ende dreht es sich doch wieder um Prinzessinnen und Einhörner

Mir war gar nicht klar, dass es diese Bücher, in denen sich Freundinnen und Freunde mit Foto, persönlichen Angaben und Vorlieben verewigen können, überhaupt noch gibt – vor allem bereits für das Kindergartenalter.

Ich hatte damals ein solches Buch während meiner Grundschulzeit im Bonner Stadtteil Kessenich. Immerhin sind ABC-Schützen bereits in der Lage, die Seiten eines solchen Buchs zu lesen und mehr oder weniger gehaltvoll auszufüllen. Bei den verschiedenen Freundebüchern, die unsere Große bereits mit aus der Kita nach Hause gebracht hat, mussten also wir Eltern zum Stift greifen.

Natürlich haben wir unsere Tochter dazu befragt: Lieblingsfarbe? Pink. Lieblingstier? Einhorn. Was ich gerne mache? Pferde und Prinzessin spielen. Merken Sie was? Überrascht hat uns unsere Tochter allerdings mit der Antwort auf die Frage, was sie später einmal werden will – nämlich groß. Philosophiebücher haben wir mit unseren Kindern nämlich noch nicht gelesen.

Als die ersten Freundebücher bei uns eintrudelten, kam mir in den Sinn, dass ich mein altes Freundebuch aus Grundschulzeiten noch haben muss. Tatsächlich fand ich es recht schnell im Regal und blätterte es gemeinsam mit meiner freundebuchbeseelten Tochter durch.Seite für Seite kamen Erinnerungen hoch: an Mitschülerinnen und Mitschüler, die ich schon fast vergessen hatte, oder an gemeinsame Zeiten mit Menschen, mit denen ich heute, fast 35 Jahre später, sogar immer noch losen Kontakt habe.

So ein Freundebuch aus Papier ist durch nichts zu ersetzen. Und natürlich hat unsere ältere Tochter auch eins bekommen, das gerade in der Kita zirkuliert. Ich hoffe, dass die heute Fünfjährige in 35 Jahren mit guten Erinnerungen durch ihr Buch blättert, und vielleicht sogar noch immer mit der einen Kindergartenkameradin oder dem anderen Kindergartenkumpel befreundet ist.

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