Familien-Kolumne „Kinderkram“ Die ewige Frage nach dem passenden Kleidungsstück

Bonn · Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Eigentlich. Wenn vor dem Kleiderschrank kindliche und mütterliche Vorstellungen aufeinandertreffen, sieht das nämlich anders aus.

 Um Unterhaltsames und Ärgerliches aus dem Elternalltag geht es in unserer Kolumne "Kinderkram".

Um Unterhaltsames und Ärgerliches aus dem Elternalltag geht es in unserer Kolumne "Kinderkram".

Foto: GA/ivector - stock.adobe.com

„Was zieh‘ ich an“, fragen sich schon Rolf Zuckowski und seine Freunde im gleichnamigen Lied ihrer Schulweg-Hitparade. In dem konkreten Fall geht es um gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr. Aber auch abgesehen davon ist die Frage omnipräsent. Im Zusammentreffen unterschiedlicher Geschmäcker ist sie allerdings gar nicht so einfach zu beantworten – und im Aufeinanderprallen kindlicher und mütterlicher Vorstellungen kaum zu aller Zufriedenheit zu lösen. Das zeigen zumindest meine in den vergangenen Jahren gesammelten Erfahrungen – aus Kinder- und aus Muttersicht.

Solange unsere Töchter sehr klein waren, lag die Antwort auf die Kleiderfrage ganz in meiner Hand. Rosa war definitiv nicht die Farbe meiner Wahl, auch wenn das in meinem Umfeld einige nicht verstehen konnten und wollten. Bei unserer Großen war ich da sehr konsequent: Ihre zur Geburt geschenkten rosafarbenen Strampler blieben ungetragen. Was zur Folge hatte, dass Fremde mir beim Blick in den Kinderwagen meist ungefragt mitteilten, wie süß und wohlgenährt „der Kleine“ doch sei.

Spätestens da hätte mir bewusst sein müssen, dass es kein Entkommen aus der Rosa-Hellblau-Falle gibt. Und bei allen Vorsätzen sollte eine Mutter zudem nie die Rechnung ohne ihr Kind machen. Denn natürlich liebte meine Tochter, kaum im Kindergarten angekommen, Prinzessinnen, rosa und Glitzer. Und, ja, irgendwann fanden sich dann doch die typischen Mädchensachen in ihrem Kleiderschrank. Aber, auch das habe ich lernen müssen, je weniger Widerstand man als Mutter leistet, umso schneller ist eine Phase vorbei – und das Kind zieht wieder an, was Mutter ihm morgens hinlegt.

Dachte ich zumindest, musste aber bei unserer jüngeren Tochter lernen, dass das nicht zwangsläufig so ist. Sie trägt nur, was sie will. Und das im Grunde schon, seit sie es uns verständlich machen kann. Jeder Versuch, ihr nahezulegen, dass es bei Minusgraden vielleicht doch besser wäre, ausnahmsweise mal eine lange Hose zu tragen, war jahrelang zwecklos. Ihr kam keine Hose ans Bein und nur Kleider und Röcke in den Schrank. Die Farbe war dabei egal, Hauptsache, sie durfte entscheiden, welches Kleidungsstück es denn nun sein soll.

So ist es bis heute. Einzig, dass sich ihre Vorliebe inzwischen gewandelt hat: Jetzt trägt sie nur noch Hosen. Die zwischenzeitlich heiß geliebten glitzernden „Klackerschuhe“, die das Haus allerdings nie verlassen durften, hat sie gegen knallgelbe Chucks eingetauscht. Und mit ihren Freundinnen trifft sie sich am liebsten zum Fußballspielen auf dem Schulhof. So viel zum Thema klassische Mädchen-Jungen-Spiele. Ihre große Schwester ist inzwischen übrigens in einem Alter angekommen, in dem ich als Mutter in die Frage „Was zieh ich an?“ gar nicht mehr involviert bin. Eine Sache nehme ich aber zumindest mit innerlicher Freude zur Kenntnis: Rosa findet sich inzwischen nicht mehr in ihrem Kleiderschrank.

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