Familien-Kolumne „Kinderkram“ Wenn Kinderfragen zum Frauenfußball die Eltern an ihre Grenzen bringen

Bonn · Die Tochter von GA-Redakteur Christoph Meurer wollte unbedingt einmal ein Frauenfußballspiel sehen – und kam dabei auf Fragen, die selbst einen erfahrenen Fußballfan zum Nachdenken brachten.

 Auf dem Weg ins Finale: Die deutschen Fußballerinnen spielen am Sonntag im Endspiel der Europameisterschaft gegen England.

Auf dem Weg ins Finale: Die deutschen Fußballerinnen spielen am Sonntag im Endspiel der Europameisterschaft gegen England.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Es gibt Sätze, die klingen aus dem Mund eines Kindes reichlich absurd. So auch neulich, als unsere fünfjährige Tochter erklärte, dass Ferien total doof seien. Diese Erkenntnis hatte natürlich einen Grund, nämlich den Umstand, dass in den Ferien die Kita geschlossen ist und fast alle Freundinnen derzeit verreist sind.

Allerdings stellte die Fünfjährige wenig später fest, dass Ferien auch gute Seiten haben können – etwa, dass Mama und Papa ihr erlauben, mal ein wenig länger aufzubleiben. Sie muss ja morgens auch nicht so früh aus dem Bett stolpern.

Das wiederum ermöglichte mir, ein Versprechen einzulösen. Schließlich hatte sich unsere ältere Tochter schon vor geraumer Zeit beschwert, dass ich zwar sehr oft Fußball schaue, dabei aber nie Mädels auf dem Platz stehen. Das musste ich einräumen. Schließlich ist mein Interesse am Frauenfußball nicht so stark ausgeprägt wie meine Leidenschaft für die Männerversion dieser Sportart. Dazu stehe ich.

Eine klasse Europameisterschaft in England

Wobei die gerade stattfindende Europameisterschaft der Frauen richtig klasse ist. In England, einem Kernland des Fußballs, mitten im Sommer. Könnte man sich ein besseres Umfeld für ein wichtiges Fußballturnier vorstellen? Doch zurück zu dem Versprechen. Eingelöst wurde dies durch die Kombination aus einer späteren Schlafenszeit und der Frauen-EM. Somit verfolgte die Fünfjährige zumindest die erste Halbzeit des Viertelfinalspiels Deutschland gegen Österreich.

Und tatsächlich war sie zunächst begeistert – von den Österreicherinnen. Wegen der roten Trikots, die ihr viel besser gefielen als die weißen Oberteile des deutschen Teams. Aber was soll’s. Einer Fünfjährigen muss man Wettkampf, Konkurrenz und Rivalität noch nicht erklären. Zumal sich bei meiner Tochter schnell ganz andere Fragen aufdrängten: Dürfen die Spielerinnen die gelben Karten behalten, wenn sie sie bekommen? Gewinnt die Schiedsrichterin, wenn keine Mannschaft bis zum Spielende ein Tor geschossen hat? Insgeheim war ich froh, dass sie nicht nach einer Erklärung für Abseits gefragt hat.

Mehr als nur wichtige Turniere

Irgendwann wurde der Fünfjährigen das Spiel aber zu langweilig, sie wurde müde und ich brachte sie ins Bett. Das 1:0 von Lina Magull hatte sie noch mitbekommen, zum 2:0 von Alexandra Popp war ich schon wieder längst zurück vor dem Fernseher. Ob das Interesse meiner Tochter an Fußball im Allgemeinen und am Frauenfußball im Besonderen nachhaltig ist, wird sich zeigen.

Spiele werde ich mit ihr jedenfalls wieder schauen, wenn sie möchte. Und gerne mal wieder ein Frauenspiel – auch wenn keine Europameisterschaft ist, die am Sonntag hoffentlich mit einem Sieg der Deutschen endet.

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