Familien-Kolumne „Kinderkram“ Sankt Martin, Polka und die Oma in Not

Bonn · Erst Sankt Martin, dann der Elfte Elfte und schließlich Weihnachten: Da können Kinder durcheinanderkommen. In der Familie von GA-Redakteur Christoph Meurer schlägt sich das musikalisch nieder – mit kreativen Gesängen.

Familien-Kolumne ​ zu Sankt Martin, Karneval und Weihnachten
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Nun mal ehrlich, Mitte November kann man auch als Erwachsener leicht durcheinanderkommen. An einem Tag ziehen die Kinder mit ihren Laternen fröhlich durch die Straßen und am nächsten kommen die Jecken hervor, um mit Alaaf und Humba Täterä Plätze und Kneipen zu erobern, während sich in den Geschäften bereits Christbaumkugeln, Nikoläuse und Adventskalender stapeln.

Und jetzt erklären Sie das mal Kindern im Alter von fünf und zwei Jahren! Bei uns schlägt sich diese Feiertagskakophonie im wahrsten Sinne des Wortes musikalisch nieder. Mit Sicherheit käme kein Musik-Streaming-Algorithmus auf die Idee, nach einem dezent vorgetragenen „Ich geh‘ mit meiner Laterne“ ein brachial geschmettertes „Polka Polka Polka“ abzuspielen, wie es der Kölner-Band Brings alle Ehre machen würde. Genau das kommt im heimischen Wohnzimmer derzeit aber vor, wenn die Kinder singen.

Woher unsere Töchter ihr Repertoire an Sankt-Martinsliedern haben, liegt auf der Hand. Schließlich wurden diese wunderbaren Melodien sowohl in der Kita als auch zu Hause ausgiebig geübt. Wie aber vor allem die Fünfjährige auf die Idee gekommen ist, den Brings-Hit zu trällern, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Allerdings habe ich die Großeltern als Einflüsterer in Verdacht. Oder kommt es vielleicht doch aus dem Kindergarten?

Definitiv aus der Kita kommt die kreative Umdichtung von „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross, das trug ihn fort geschwind“ zu „Sankt Martin ritt durch Pommes und Salat, sein Pferd, das war ein Cola-Automat“. Obgleich beide Kinder diese nicht ganz der Martinslegende entsprechende Version voller Inbrunst daheim intonieren, blieb es beim Schnörzen dann doch bei der klassischen Variante. Ob sie Angst hatten, an den Haustüren statt Schokolade frittierte Kartoffeln zu bekommen?

Mittlerweile mischen sich in die kindlichen Gesangsvorträge zunehmend Weihnachtslieder ein. Ist ja nicht mehr lange hin, bis es besinnlich wird. In dieser Hinsicht setze ich darauf, dass beide am ersten Weihnachtstag bei den Großeltern den Klassiker „O Tannenbaum“ mit folgenden Versen darbieten: „O Tannenbaum, O Tannenbaum, die Oma hängt am Tannenbaum. Der Opa ruft die Feuerwehr, die Oma schreit: Ich kann nicht mehr“. Diesen vorweihnachtlichen Floh hat ihnen definitiv der Opa ins Ohr gesetzt. Aber die Oma muss ja auch nicht immer im Hühnerstall Motorrad fahren.

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