Familien-Kolumne „Kinderkram“ Eintauchen in die Welt von Harry Potter

Siegburg · Ob als Ritual vor dem Einschlafen oder einfach nur mal so zwischendurch: Vorlesen ist eine besondere Form der Nähe und zudem eine schöne Gelegenheit, gemeinsam mit Kindern neue Welten zu entdecken. Das muss nicht enden, wenn sie anfangen, selbst zu lesen.

 Um Unterhaltsames und Ärgerliches aus dem Elternalltag geht es in unserer Kolumne „Kinderkram".

Um Unterhaltsames und Ärgerliches aus dem Elternalltag geht es in unserer Kolumne „Kinderkram".

Foto: GA/ivector - stock.adobe.com

Harry Potter ist momentan bei uns zu Hause omnipräsent. Unsere Töchter haben den jungen Zauberer beinahe zeitgleich für sich entdeckt, nachdem sie ihn vorher trotz der Begeisterung ihrer Freundinnen und Freunde lange Zeit ignoriert hatten. Jetzt lesen sie sich dafür aber umso begeisterter durch die Romane von J.K. Rowling, fachsimpeln miteinander und sammeln fleißig weitere Informationen und Spielsachen rund um Harry und seine Freunde. Vor allem aber hat sie die Lust am Lesen gepackt, ständig stoße ich beinahe überall zu Hause auf ein Kind mit Buch vor der Nase und auch beim Essen legen sie die Band für Band dicker werdenden Wälzer nur äußerst ungern zur Seite. Sie sind geradezu versunken in die Geschichte.

Das Phänomen Harry Potter ist natürlich nicht neu. Für unsere Familie allerdings schon. Als Harry Potter und seine Freunde erst die Bestsellerlisten und dann auch die Kinoleinwand eroberten, war ich nämlich der eigentlichen Zielgruppe schon entwachsen – und unsere Kinder noch lange nicht geboren. Gelesen habe ich die ersten Bände trotzdem und natürlich auch den Hype rund um die Buchveröffentlichungen und Kinopremieren registriert. Ich muss allerdings gestehen, dass ich selbst irgendwann das Interesse verlor und daher bis heute nicht weiß, wie der siebte und letzte Band endet. Das wird sich bald ändern. Denn meine Töchter haben mich mit ihrem Harry-Potter-Fieber angesteckt und so reise auch ich momentan bei jeder Gelegenheit nach Hogwarts und kann mitreden, wenn es zu Hause mal wieder um entscheidende Fragen geht.

Es gibt sie immer wieder, die Geschichten, die ganze Familien in ihren Bann ziehen und die jede Generation aufs Neue für sich entdeckt. Bevor sie in die Welt der Zauberer, Hexen und Muggel abtauchte, hatte sich unsere ältere Tochter etwa eines meiner Lieblingsbücher aus dem Bücherregal genommen: Michael Endes „Die unendliche Geschichte“. Ich weiß noch, wie ich das Buch, das auch in meiner Kindheit nicht mehr neu war, geradezu verschlungen habe. Wie mich die Idee, die unterschiedlichen Erzählebenen durch den farbigen Druck zu unterstreichen, begeistert hat. Und wie groß meine Enttäuschung war, als der Film zum Buch schon endete, als gerade mal ein Drittel der Geschichte von Bastian, Atréju und Phantasien erzählt war. Meiner Tochter ging es nun Jahre später ähnlich (ganz abgesehen davon, dass ein Film aus den 1980er Jahren mit den heute gängigen Spezialeffekten kaum mithalten kann).

Auch bei Harry Potter haben beide schon gesehen, dass die Bücher sehr viel mehr erzählen, als ein Film zeigen kann. „Ist doch klar, sonst wäre der Film ja viel zu lang“, erklärte mir unsere jüngere Tochter ganz pragmatisch, als wir unlängst darüber sprachen. Ihre Schwester hob hervor, dass es deswegen ja wichtig sei, vorher die Bücher zu lesen. Nur so ließen sich die filmischen Lücken schließlich über erlesenes Wissen füllen.

Wann sind unsere Töchter eigentlich so groß geworden, frage ich mich in Momenten wie diesen in letzter Zeit immer häufiger – um mich dann im nächsten Augenblick umso mehr zu freuen, wenn sie dann doch noch einmal eine kleine, gemütliche, gemeinsame Vorlesestunde einfordern, ganz so wie früher. Egal, ob selbst gelesen oder vorgelesen, in einem sind wir uns im Übrigen alle einig: Bücher sind immer besser als ein Film. Schließlich lassen sie viel mehr Raum für die eigene Fantasie – und so sieht Harry Potters Welt für jeden seiner Leser vermutlich ein wenig anders aus. Ganz individuell. Das kann definitiv kein Film bieten.

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