Umfrage Jugendliche in der Corona-Krise häufiger in der Natur

Bonn · Das Bundesamt für Naturschutz hat erstmals das Naturbewusstsein von Jugendlichen untersucht. Demnach sieht sich die Jugend als naturverbunden - auch wenn sie viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt.

 Seit Beginn der Corona-Krise hält sich mehr als die Hälfte der Jugendlichen nach eigener Einschätzung häufiger in der Natur auf. Foto: Fabian Strauch/dpa

Seit Beginn der Corona-Krise hält sich mehr als die Hälfte der Jugendlichen nach eigener Einschätzung häufiger in der Natur auf. Foto: Fabian Strauch/dpa

Foto: Fabian Strauch

Seit Beginn der Corona-Krise hält sich mehr als die
Hälfte der Jugendlichen nach eigener Einschätzung häufiger in der
Natur auf. Das ergab die erste Jugend-Naturbewusstseinsstudie, die
das Bundesamt für Naturschutz (BfN) nun vorstellte.

So gaben 52 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an, viel
häufiger oder zumindest etwas häufiger in der Natur unterwegs zu sein
als vor der Corona-Krise. Natur spiele für sie oft eine wichtige
Rolle beim Stressabbau und zur Ablenkung, aber auch als Raum für
Sport und Bewegung. Die Bedeutung der Natur ist für Jugendliche und
junge Erwachsene demnach während der Corona-Krise gestiegen. Gut die
Hälfte (52 Prozent) gibt an, dass ihr die Natur wichtiger oder
zumindest etwas wichtiger geworden ist.

33 Prozent der jungen Menschen sehen eine Verbindung der Corona-Krise
zum Zustand von Natur und Umwelt. 36 Prozent halten Corona nur für
ein Gesundheitsthema, 31 Prozent sind unentschieden. Keinen
Zusammenhang sehen insbesondere Jugendliche mit niedriger formaler
Bildung.

Im Vergleich zu Erwachsenen geben deutlich weniger Jugendliche an,
dass es sie glücklich macht, in der Natur zu sein. Dies könnte damit
zu tun haben, dass ein großer Teil der Jugendlichen viel Zeit im Haus
vor dem Bildschirm verbringt, „wobei das eigene Naturerleben in die
Ferne rückt“, wie es in der Studie heißt.

Interesse für Naturschutz

Von den Kernanliegen des Naturschutzes überzeugt sind vor allem
Jugendliche mit eher gehobenem Bildungsgrad. Ein Drittel der
befragten Jugendlichen gibt an, schon einmal an einer Demo etwa von
„Fridays for Future“ teilgenommen zu haben. 66 Prozent halten die
Energiewende für richtig, nur zwei Prozent finden die Umstellung auf
erneuerbare Energien falsch. Der Rest ist unentschieden oder glaubt,
das nicht beurteilen zu können. Besonders hoch ist die Zustimmung
auch hier wieder bei Jugendlichen mit hohem Bildungsniveau. Bei der
Einstellung zur Gentechnik spielt der Bildungsstand ebenfalls eine
große Rolle. Tendenziell gilt: je gebildeter, desto kritischer.

BfN-Präsidentin Beate Jessel folgert aus den Ergebnissen, „dass mit
den Jugendlichen eine zum großen Teil verantwortungsbewusste
und hochengagierte Generation heranreift“. Viele Jugendliche seien
nicht nur interessiert, sondern setzten sich engagiert und mit hoher
Kreativität für Natur und Klimaschutz ein. „In der Jugend von heute
steckt großes Potenzial“, sagte Jessel.

Niederschwellige Angebote erforderlich

Um Jugendliche aus sozial schwachen Familien für Naturschutzthemen zu
sensibilisieren, sind der Studie zufolge niederschwellige Angebote
erforderlich, die an ihre Lebenswelten anschließen. Dabei könne man
zum Beispiel betonen, dass Naturräume Orte der Freiheit und Erholung
sein können.

Für die Jugend-Naturbewusstseinsstudie 2020 wurden im Auftrag des
Bundesumweltministeriums und des BfN im Frühsommer vergangenen Jahres
gut 1000 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt. Im Herbst
wurde die Befragung um das Thema „Natur und Corona“ und weitere 1000
Jugendliche im Alter von 14 bis 24 Jahren ergänzt. Die Befragung ist
den Angaben zufolge repräsentativ für Deutschland.

© dpa-infocom, dpa:210427-99-373295/5

(dpa)
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