Familien-Kolumne „Kinderkram“ Kind versus Kummer
Bonn · Erwachsene neigen dazu, in vielen Dingen das Negative zu sehen. Dass es auch anders geht, zeigen uns Kinder jeden Tag. Auf ihre Eltern hat das in der Regel einen positiven Effekt.
Kann es nicht endlich aufhören zu regnen? Was ist das wieder für ein Chaos im Wohnzimmer? Und warum muss die Müllabfuhr morgens eigentlich immer so laut sein? Als Erwachsener sieht man in vielen Dingen das Negative. Dass es auch anders geht, zeigt mir dankenswerterweise mein acht Monate alter Sohn. Wie er beweisen uns Kinder täglich, dass ein Perspektivwechsel möglich ist.
Beispiele gefällig? Wenn es regnet, strecken die Sprösslinge die Zunge heraus, um möglichst viele Tropfen aufzufangen – ganz offensichtlich ein erfrischendes Erlebnis. Wenn das Spielzeug großzügig verteilt im Wohnzimmer herumliegt, ist das für den Nachwuchs extrem praktisch, weil er stets die freie Auswahl hat. Blaue Flecken der Eltern, nachdem sie auf einem Stofftier ausgerutscht sind? Kollateralschäden. Auch die Müllabfuhr ist aus dem kindlichen Kosmos nicht wegzudenken. Die Lampen der Fahrzeuge erzeugen im Schlafzimmer Disko-Lichter, die man sich am frühen Morgen nicht entgehen lassen sollte.
Den Kummer der Eltern können Kinder auf diese Weise in Sekunden verschwinden lassen. Plötzlich macht der Regen wieder Spaß, herumliegendes Spielzeug wird zum Slalom-Parcours und die Lichter der Müllabfuhr erscheinen wie ein willkommenes Farbenspiel. Das ist natürlich mindestens mal leicht übertrieben. Aber dennoch: Die Welt erscheint definitiv freundlicher aus der Kinderperspektive. Wer also gerade einmal eine schlechte Phase hat, der sollte sich ratsuchend an den Nachwuchs wenden – bessere Mental Coaches gibt es nicht.