Familien-Kolumne „Kinderkram“ Partyspaß trotz Pech und Pannen
Bonn · Die Liste der Dinge, die es vor einem Kindergeburtstag zu erledigen und zu bedenken gibt, ist lang. Mit jedem Jahr, das die Kinder älter werden, wächst zum Glück der Erfahrungsschatz, auf den elterliche Partyplaner bauen können. Das schützt sie aber noch lange nicht davor, dass am Ende dann doch etwas schiefen laufen kann.
Kaum war der neue Kalender für 2023 aufgeschlagen, da versah unsere jüngere Tochter ihn schon mit großen Kreuzen. Unübersehbar zeigten sie an, wie die Zeitspanne bis zu ihrem Geburtstag täglich schrumpfte. Inzwischen ist der große Tag vorbei, sie nun im zweistelligen Altersbereich und um einige Geschenke reicher. Und auch den Kindergeburtstag haben wir erfolgreich hinter uns gebracht. Mehr oder weniger zumindest. Denn natürlich lief dann doch mal wieder nicht alles ganz so wie ich oder vor allem das Geburtstagskind es sich gedacht hatte.
Es ist nicht das erste Mal, dass am Abend, wenn alle Gäste gegangen sind, ein weinendes Kind vor mir sitzt. Unsere große Tochter antwortete sogar einmal auf die Nachfrage ihrer Tante, ob ihre Feier denn schön gewesen sei: „Ja, schön blöd.“ Ich versuche mich in solchen Augenblicken immer damit zu beruhigen, dass das vor allem daran liegt, dass das Geburtstagskind einen anstrengenden und aufregenden Tag hinter sich hat. Und doch beschleichen mich dann auch Gedanken, ob ich bei der Organisation nicht vielleicht etwas falsch gemacht haben könnte.
Dabei bin ich ja nicht unerfahren. Im Gegenteil, mein Erfahrungsschatz, was Kindergeburtstage betrifft, ist groß. In den vergangenen Jahren habe ich viel gegrübelt, gebastelt und gebacken, da hat sich so einiges angesammelt. Und da unsere große Tochter im Sommer, unsere kleine aber im Winter Geburtstag hat, ließ sich nur selten ein schon einmal gut gelaufener Geburtstag einfach wiederholen. Ganz abgesehen davon, dass jede ohnehin ihre eigenen Vorlieben hat, sie sich in einem aber einig sind: Eine Feier kommt nur zu Hause in Frage.
Deswegen gibt es eigentlich fast nichts, was wir nicht schon geplant und erlebt haben. Pannen gehören definitiv dazu. Die Notizbücher für die Detektive, die wir auf den Spuren der Drei Fragezeichen einen kniffligen Fall lösen lassen wollten, erreichten uns zum Beispiel erst kurz bevor das Rätselraten losgehen sollte. Das strapazierte unseren detailliert ausgearbeiteten Zeitplan mit Tippgebern, die wir zu bestimmten Uhrzeiten an bestimmte Stellen bestellt hatten, aufs Äußerste – und ließ den letzten Informanten unerwartet lang auf einer Parkbank in der Sonne sitzen.
Ein anderes Mal wechselte unsere jüngere Tochter bei der Robin-Hood-Schatzsuche unvermittelt ihre Farbe und erbrach sich direkt vor den Füßen ihrer Freundinnen und Freunde. Die setzten ihre Suche ohne das Geburtstagskind und mit dem Papa fort, während ich mit unserer Kleinen nach Hause ging, um sie ins Bett zu verfrachten. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hatten Unbekannte dann auch noch unsere zuvor gut versteckte Schatzkiste geplündert. Und just in diesem Moment nahm die von Pech verfolgte Feier eine wunderschöne Wendung: Die betrogenen Schatzfinder teilten die verbliebenen Güter gerecht untereinander auf – das abwesende kranke Geburtstagskind inbegriffen – ganz im Sinne von Robin Hood.
Situationen wie diese zeigen mir, dass sich alle Mühe – dazu zähle ich auch unter schweißtreibendem Einsatz geformte Cake-Pop-Froschkönige, die mein Mann dann als „Außerirdische“ identifizierte – definitiv lohnt. Und auch, dass es eigentlich gar nicht so viel bedarf für eine schöne Feier. Auf das Miteinander und das Zusammensein kommt es an. Ein Korb voller ausrangierter Kleidungsstücke beflügelt die Fantasie junger Partygäste, sodass ohne elterliches Zutun ein ganzes Theaterstück daraus erwächst – Kulissenbau inklusive. Hula-Hoop-Reifen, verschieden große Bälle und ein paar Besen genügen für ein Quidditch-Spiel nach Muggelregeln. Und im Planschbecken avancieren alle blitzschnell zu kleinen Meerjungfrauen und Wassermännern.
Zugegeben, nach jeder Feier bin ich froh, dass alles überstanden ist. Aber nach dem Geburtstag ist bekanntlich vor dem Geburtstag. Und das Planen – noch mehr als das Vorbereiten – macht irgendwie dann doch auch Spaß. Denn eines ist gewiss, die Zeit der Kindergeburtstage ist endlich, wie meine Freundin mir gerade erst vor Augen geführt hat. Ihr Sohn hat seinen 16. mit seinen Freunden beim Sushi-Essen gefeiert – ohne Eltern, versteht sich.