Feier ohne Weihwasser Kinderwillkommensfeste statt Taufe

Langenfeld/Kirchdorf am Inn · Ein schönes Familienfest, Paten fürs Leben und natürlich der Glaube: Es gibt viele Gründe für eine Taufe. Trotzdem sind Eltern oft hin- und hergerissen. Inzwischen etabliert sich eine Alternative.

 Neben der Familie nehmen auch Freunde beim Kinderwillkommensfest teil. In einer Zeremonie werden die Paten eingeführt. Foto: Zerocreatives/Westend61/dpa-tmn

Neben der Familie nehmen auch Freunde beim Kinderwillkommensfest teil. In einer Zeremonie werden die Paten eingeführt. Foto: Zerocreatives/Westend61/dpa-tmn

Foto: Zerocreatives

„Wird Euer Baby getauft?“ Viele Eltern kennen diese Frage kurz nach einer Geburt.

Darauf eine Antwort zu finden, ist oft nicht leicht - vor allem dann, wenn einer oder beide Elternteile aus der Kirche ausgetreten sind, wenn sie unterschiedlichen Religionen angehören oder noch nie gläubig waren.

Als Alternative hat sich inzwischen das Kinderwillkommensfest etabliert, eine frei gestaltete, private Familienfeier, in der das Kind „offiziell“ begrüßt wird. „Auch wenn die Eltern nicht in der Kirche sind, ist es ihnen wichtig, einen Moment inne zu halten und an das zu erinnern, was geschehen ist: die Geburt eines neuen Menschen“, sagt dazu der freie Redner Martin Lieske aus Langenfeld im Rheinland.

Geburt feiern auch ohne christliche Rituale

Und das funktioniert auch ohne die Rituale der christlichen Taufe. Der Ausdruck der Freude über die Geburt, die Aufnahme des Kindes im Verwandten- und Freundeskreis, das Festhalten von Versprechen und Wünschen: In welchem Rahmen all dies stattfinden soll, bestimmen die Eltern einfach selbst.

So war es auch bei Hanna Bose. Die Mutter und Bloggerin entschied sich für ein Willkommensfest für ihren Sohn, da ihre katholischen Verwandten auch die Gelegenheit bekommen sollten, ihr Kind feierlich zu begrüßen. Ihr Mann war noch nie in der Kirche, sie selbst ist ausgetreten - da passte eine Taufe nicht mehr zur jungen Familie.

Einen Apfelbaum pflanzen und Wünsche dran hängen

„Da ein Willkommensfest vorher noch nie jemand gemacht hat, den wir kennen, waren wir in der Planung auf uns allein gestellt“, erzählt Hanna Bose. Schritt für Schritt ging sie vor: „Wie groß soll die Feier sein? Wen lade ich ein und wo findet sie statt?“

Statt ein Restaurant zu mieten, entschied sich Bose für ihr Elternhaus mit Platz für etwa 25 Personen. Es gab ein gemeinsames Essen, Zeit zum Kennenlernen des Kleinen sowie einen offiziellen Teil mit Ansprachen von Mutter und Vater. Im Garten wurde ein Apfelbaum gepflanzt, an dem Karten mit Wünschen der Gäste befestigt wurden.

Selbst reden oder reden lassen?

Möglich ist es auch, die Zeremonie von einem Redner begleiten zu lassen. Hanna Bose entschied sich dagegen, weil es ihr unpersönlich vorkam und sie den zeitlichen Ablauf freier gestalten wollte. Anderen könne es aber helfen, wenn ein Profi die richtigen Worte findet.

„Die Rede beinhaltet immer einen Rückblick. Die Kennenlerngeschichte der Eltern kann kurz erzählt werden, eventuell auch die Schwangerschaft und die Geburt“, erzählt Redner Martin Lieske. Danach gehe es um die Werte, die die Eltern dem Kind mitgeben möchten und um das Wesen des Kindes. Je älter das Kind, desto mehr könne man schon über seinen Charakter sagen. In der Regel findet die Feier im Babyalter von 6 bis 18 Monaten statt, es geht aber auch später.

Teil der Rede ist auch eine symbolische Handlung. Lieskes Favorit: „Jeder schreibt dem Kind eine Botschaft und packt diese in eine Schatztruhe, die bis zum 18. Geburtstag verschlossen bleibt.“

Einer der Höhepunkte der Zeremonie liege in der Einführung der Paten, sagt Lieske. Hanna Bose wählte ihren Bruder, möglich sind auch Freunde. Bei der Wahl der Paten sollte man darauf achten, ob sie in ihrer Beziehung glücklich sind - „damit bei einer Trennung nicht auch der Kontakt zum Patenkind abbricht“, ist Lieskes Erklärung dafür.

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