Familien-Kolumne „Kinderkram“ Konfettiregen im Wohnzimmer

Bonn · Karneval ohne Zug? Was normalerweise undenkbar wäre, ist für viele Kinder angesichts der Corona-Pandemie gar keine Frage. Natürlich geht das nicht. Trübsal blasen sie deswegen nicht, sondern halten mit viel Fantasie dagegen – davon können Erwachsene noch lernen.

Familien-Kolumne „Kinderkram“: Konfettiregen im Wohnzimmer
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Zwei Karnevalszüge sind in unserer Familie normalerweise gesetzt, meist lassen wir auch die Option auf den dritten nicht ungenutzt verstreichen. Laut „Kamelle“ zu rufen, die auf sie niederprasselnden Süßwaren aufzusammeln und die vollgepackten Beutel dann zu Hause auszuschütten und zu sortieren, das gehört für unsere Kinder einfach zum Karneval dazu. Dass die so akribisch eingesammelten Süßigkeiten meist bis weit ins Jahr hinein noch nicht aufgegessen sind, aber nach wie vor wie kleine Heiligtümer behandelt werden, ebenso.

Wie sollte es auch anders sein bei zwei Mädels, die zwar nicht direkt in, aber in direkter Nachbarschaft zur Karnevalshochburg Köln geboren sind. Von denen eine jahrelang in jedem Freundebuch „Clown“ als Berufswunsch angegeben hat. Auch, wenn sie einst das von der Oma sorgsam aufbewahrte Clownskostüm ihres Papas kurz vor dem Aufbruch in den Kindergarten auf einmal doch nicht anziehen wollte. Stattdessen stolzierte unsere Clownin in einer improvisierten Verkleidung in die Kita, die ihrem Bild der Spaßmacherin viel eher entsprach.

Der eigene Wille, was die karnevalistische Verkleidung betrifft, ist ihr und ihrer Schwester geblieben. Davon zeugt nicht nur das selbst entworfene Kleid der Erdbeerprinzessin oder der zu Halloween stolz zwischen allen Hexen und Vampiren getragene Elefanten-Overall. Von der Stange kommt für die jungen Jeckinnen bis heute nichts infrage ­– was die Kreativität, Spontaneität und Nähkünste ihrer Mutter mitunter arg strapaziert hat und noch immer strapaziert. Zum Glück musste bislang aber nur der Wunsch nach der Verwandlung in eine Avocado unerfüllt bleiben.

Dass es Karneval nun schon zum zweiten Mal nicht in der Form gibt, die sie von klein auf kennen, trifft die beiden schwer. Ihre üblichen Vorbereitungen auf die tollen Tage vermag die Corona-Pandemie indes nicht auszubremsen. Kostüm? Längst gewählt. Das Sams höchstpersönlich und eine Westernheldin mit Vorliebe für Avocados gehen an Weiberfastnacht in die Schule. Selbstredend in selbst erdachter Gewandung.

Und auch die Tage danach sind mit Blick auf die Musikauswahl und den Speiseplan klar und jeck strukturiert: Die Playlist weist nur Karnevalshits aus, Mutzen und Berliner sind ein Muss und zumindest in unserem Wohnzimmer gilt, wie schon im vergangenen Jahr: „D’r Zoch kütt“. Vorneweg alles, was der Spielzeugschrank an Figuren und Fahrzeugen zu bieten hat, natürlich fantasievoll dekoriert. Da avanciert dann der Krankenwagen zum prachtvollen Prunkwagen und der Pferdetransporter zum aussagekräftigen Mottowagen. Hintendrein zwei Närrinnen im zum Karnevalswagen umfunktionierten Pappkarton, die fröhlich Kamelle und Konfetti verteilen. So viel Spaß an der Freud‘ ist definitiv ansteckend. Drum heißt es bei unserem „Zoch zu Huss“: Da simmer dabei...

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