Nachwuchs gibt rasch auf? So bringt man Kindern Ausdauer bei

Neuruppin · Ob Faden einfädeln oder Schleifen binden: Wenn Kinder schon bei simplen Tätigkeiten abwinken und „Kann ich eh nicht“ behaupten, sollten Eltern ihre Taktik ändern. Und vielleicht auch sich selbst.

 Eltern sollten Kindern das Gefühl vermitteln: Ich kann alles lernen, auch wenn es manchmal nicht auf Anhieb klappt. Foto: Florian Schuh/dpa-tmn

Eltern sollten Kindern das Gefühl vermitteln: Ich kann alles lernen, auch wenn es manchmal nicht auf Anhieb klappt. Foto: Florian Schuh/dpa-tmn

Foto: Florian Schuh

Das Kind soll die Socke über den Fuß stülpen und rutscht am großen Zeh ab - sofort fliegt das Teil in die Ecke. Das gleiche Spiel, wenn es darum geht, eine Dose zu öffnen: Weil der Deckel nicht auf Anhieb ruckelt, springt das Kind zur nächsten Sache. Viele Eltern ärgern sich dann, dass ihr Nachwuchs so schnell aufgibt.

„Das könnte daran liegen, dass Eltern oft unbewusst gegen das Erlernen von Ausdauer arbeiten“, sagt die Erziehungsexpertin Nicola Schmidt. Statt immer nur das Ergebnis zu loben, sei es viel förderlicher, den Weg und die Anstrengung dahinter anzuerkennen: Ein „Du hast es zwar nicht geschafft, aber drei Mal versucht. Weiter so“, löst aus Sicht der Bestsellerautorin („Erziehen ohne Schimpfen“, „Der Elternkompass“) gleich eine ganz andere Motivation aus.

Die Fixierung darauf, nur Erfolgreiches hoch anzurechnen, befördere die Haltung: Wenn etwas nicht sofort klappt, dann kann ich es nicht. „Das Kind sollte aber stattdessen die Erfahrung machen: Ich kann alles lernen, nur manchmal klappt es vielleicht nicht gleich auf Anhieb“, sagt Schmidt.

Als Eltern an die eigene Nase fassen

Die Buchautorin rät, sich auch ruhig selbst mal zu hinterfragen: Was lebe ich meinen Kindern vor? Wenn zum Beispiel ein Kuchen nicht gelungen ist, mache es einen Unterschied zu sagen: „Den mache ich nie wieder!“ oder „Den versuche ich morgen noch einmal.“ Weitere Beispiele für solche Fälle: „Bei den Matheaufgaben helfen? Das kann ich sowieso nicht. Frag mal lieber Papa.“ Oder: „Komm mir bloß nicht mit der Frage zu dem Monitor, mit Computern kenn ich mich nicht aus.“

Es sei also sinnvoll, wenn Kinder schon von klein auf sehen, wie sich Eltern selbst an Aufgaben oder Projekten abmühen und dabei richtig ins Schwitzen kommen, erklärt Schmidt: „Denn Kinder tun nicht immer, was wir sagen, aber was wir tun.“

© dpa-infocom, dpa:210422-99-312247/2

(dpa)
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