Familien-Kolumne „Kinderkram“ Kleine Kinder und der Wert des Geldes

Bonn · Geld ist eine eigenartige Sache, vor allem für kleine Kinder. GA-Redakteur Christoph Meurer findet, dass seine sechsjährige Tochter eine interessante Beziehung zu Münzen und Scheinen hat – und auf ihre Art schon recht gut weiß, wie die Finanzwelt funktioniert. Ob sie deshalb reif für Taschengeld ist?

Ab ins Sparschwein: Geld ist für kleine Kinder eine nicht so leicht zu verstehende Sache. Symbolbild: dpa

Ab ins Sparschwein: Geld ist für kleine Kinder eine nicht so leicht zu verstehende Sache. Symbolbild: dpa

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Sie habe Geld gefunden, berichtete mir meine sechsjährige Tochter neulich voller Stolz. Die Münze hätte einfach so auf der Straße gelegen und da habe sie sie eingesteckt. „Und was hast du dann damit gemacht?“, wollte ich wissen. „Ach Papa“, hob sie an – und erläuterte, dass ihr die Münze nicht sonderlich gefallen habe und sie in dem Moment auch nicht wusste, was sie damit machen sollte. Also habe sie das Geldstück einer Freundin geschenkt.

Per Ausschlussverfahren und dem Vorzeigen von Vergleichsobjekten bekam ich dann heraus, dass es sich um ein Ein-Cent-Stück gehandelt hatte. Hätte ich dann pädagogisch werden und erklären sollen, dass man Geld nicht einfach so verschenkt und sie es ja auch in die Spardose hätte tun können? Aber es ging ja nur um einen Cent – und offenbar hatte die Sechsjährige ihrer Freundin damit eine Freude gemacht. Was ja auch eine gute Sache ist.

Ich entschied mich, darüber nachzudenken, dass es bald Zeit sein könnte, der kommenden Erstklässlerin Taschengeld zu geben. Dies sollte man mit dem Schuleintritt tun, las ich in einem dieser unzähligen Ratgeberartikel zu dem Thema. Auch sollen keine Vorschüsse und Nachzahlungen gewährt werden. Ebenso soll das Kind entscheiden, was es mit dem Geld macht. Und wenn es einen Cent einer Freundin schenken will, dann ist das so.

Geld ist aber auch eine komische Sache. Wir Erwachsenen hinterfragen das, anders als Kinder, nur nicht mehr. Für ein bunt bedrucktes Stück Papier bekommt man so tolle Dinge, wie Süßigkeiten oder Spielzeug? Das muss man Kindern erst einmal erklären, ebenso wie den Umstand, dass die bunten Papiere nicht einfach so aus diesen Automaten kommen. Noch komplizierter wird die Sache beim bargeldlosen Bezahlen. Wobei: Zum Kinderkaufmannsladen, den die Sechsjährige und ihre dreijährige Schwester haben, gehört ein Holzplättchen, das wie eine EC-Karte aussieht.

Je häufiger ich mit der Sechsjährigen über Geld rede, desto klarer wird mir, dass sie das Konzept bereits umfassend begriffen hat. So erklärte sie mir vor einiger Zeit, dass sie gerne einen Roller für größere Kinder hätte. „Der ist aber teuer“, lautete meine Antwort. „Ach Papa“, hob sie an, „dann musst du einfach mehr arbeiten.“ Einen Cent hat sie mir nicht geschenkt.

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