Familien-Kolumne „Kinderkram“ Vorfreude statt Wehmut

Bonn · Kinder werden schnell groß. Eltern müssen irgendwie damit zurechtkommen. Manchmal hilft es, nicht zu viel in Erinnerung zu schwelgen und sich auf das Kommende zu freuen, meint GA-Redakteur Joshua Bung.

Familien-Kolumne „Kinderkram“: Vorfreude statt Wehmut
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Mein etwas mehr als einjähriger Sohn kann seit ein paar Wochen laufen, mit viel gutem Willen sogar sprechen – alles eher Kauderwelsch bislang, aber immerhin. Fakt ist: Der Kleine ist quasi erwachsen geworden. Zumindest fühlt es sich für mich als Vater so an. Was jetzt kommt, ist aber keine Arie, die sich perspektivisch mit dem Thema Trennungsschmerz befasst – im Gegenteil.

Ich könnte natürlich in jeder freien Minute in Erinnerung schwelgen, wie putzig er doch als Säugling war. Stattdessen beobachte ich meinen Sohn dabei, wie er mit schelmischem Grinsen im Gesicht und ausgestrecktem Finger meine Nase als Hupe betätigt – nicht nur einmal. Ich tue ihm den Gefallen und sorge für die dazu passende Geräuschkulisse.

Es hat definitiv Vorteile, dass er größer wird. Er erkundet auf einmal selbstständig seine Umgebung, ohne dass er dabei auf Hilfe angewiesen ist. Unter dem Tisch hat er seine Höhle, Bücher sind nichts anderes als Bauklötze und Stofftiere werden zu Reisenden, die auch den letzten Winkel der Wohnung erkunden – bis man sie an den seltsamsten Orten wieder aufsammelt. Die Fortschritte meines Sohnes rufen bei mir keinen Wehmut an vergangene Tage hervor. Vielmehr habe ich jedes Mal Spaß dabei, wenn er aufgeregt auf ein Tier zeigt und dessen Laute nachmacht. Das konnte er als Säugling nicht.

Ich sehe meinen Sohn schon mit Schulranzen vor mir stehen, obwohl er bislang noch nicht einmal in der Kita ist. Schließlich hat er mittlerweile schon fast alle Milchzähne. Jede Phase im Leben meines Kindes hat ihren Reiz. Die verschiedenen Abschnitte zu vergleichen, würde auch bei mir vermutlich Sentimentalitäten wecken – à la „Wie schnell er doch groß wird!“ Deshalb freue ich mich stattdessen auf jeden neuen spannenden Tag mit ihm, ohne zu bedauern.

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