Familien-Kolumne „Kinderkram“ Du sollst nicht krank sein!

Bonn · Kleine Kinder sind brutal ehrlich. Sie sagen freiheraus, was sie denken – auch dann, wenn Eltern sich etwas aus Kindersicht Unmögliches erlauben, zum Beispiel krank zu sein.

Was passiert, wenn Eltern krank werden
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Eine eigentlich wunderbare Eigenschaft von kleinen Kindern ist ihre Ehrlichkeit. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube und sagen freiheraus, was sie denken – im Guten wie im Schlechten.

Letzteres meint, dass Kinder auch keine falsche (oder richtige) Zurückhaltung kennen, wenn ihnen etwas nicht passt. Deshalb konnte ich mir kürzlich einiges anhören. Aus Sicht meiner fünfjährigen Tochter hatte ich mir etwas Unglaubliches erlaubt: Ich war nämlich krank geworden.

Noch dazu durch ihre zweijährige Schwester. Die musste kürzlich ein paar Tage daheimbleiben, weil sie einen Infekt – kein Corona – aus der Kita mit nach Hause gebracht hatte, den sie dann an mich weitergab.

Ans Vorlesen war nicht zu denken

Der Infekt traf mich richtig hart und ich lag mehrere Tage flach. Und das sehr zum Unmut der Fünfjährigen. Schließlich ging es mir zwischenzeitlich so schlecht, dass ich ihr nicht einmal vorlesen konnte. Dabei liebt sie es, wenn man ihr vorliest. Sie braucht keinen verregneten Sonntag, um sich stundenlang Geschichten anzuhören.

An jenem Tag war daran aber nicht zu denken. Ich lag ziemlich am Ende im Bett, während die Fünfjährige davor herumschlich. Dann holte sie ein Buch hervor und reichte es mir mit den Worten: „Papa, lies bitte vor.“ Ich versuchte, noch erbärmlicher zu klingen, als ich es sowieso schon tat. „Ich bin zu krank, ich kann nicht vorlesen“, hauchte ich hervor.

Zornesröte im Gesicht

Im Gesicht der Fünfjährigen stieg die Zornesröte empor. „Papa, das ist total unfair!“, maulte sie mich an. Ich ächzte zurück, dass das nicht unfair sei, sondern ich einfach nicht in der Lage sei, ihr vorzulesen. Sie möge doch bitte Verständnis dafür haben.

Nein, hatte sie natürlich nicht und haute mir das um Ohren. Wie gemein ich sei, wie doof das sei und überhaupt und sowieso. Ich hielt dagegen. Bis ich merkte, dass ich, körperlich und geistig total fertig, mit einer Fünfjährigen übers Vorlesen und Kranksein diskutierte. „Ich will jetzt schlafen“, presste ich mit letzter Kraft heraus. Die Antwort meiner Tochter: „Papa, wir könnten schon lange mit dem Lesen fertig sein und Du könntest schlafen.“

Ich nahm das Pixi-Buch in die Hand, quälte mich durch ein paar Seiten Abenteuer mit Conni und hatte meine Ruhe. Zumindest für ein paar Minuten.

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