Familien-Kolumne „Kinderkram“ Wenn morgens Pippi Langstrumpf im Bett liegt

Bonn · Das Mädchen aus Astrid Lindgrens Büchern ist mutig, stark und immer für eine Überraschung gut. Vielen Kindern ist Pippi Langstrumpf deswegen ein Vorbild. Ein bisschen ihrer Sorglosigkeit täte aber auch uns Großen gut.

Familien-Kolumne „Kinderkram“: Wenn morgens Pippi Langstrumpf im Bett liegt
Foto: GA/ivector - stock.adobe.com

Eigentlich hätte ich es längst wissen müssen. Spätestens als der Opa unserer Jüngsten ihren großen Wunsch erfüllt und ihr ein Holzpferd gebaut hat. Gemeinsam strichen sie es weiß an, versahen es mit schwarzen Punkten – und seither haben wir unseren eigenen „Kleinen Onkel“ in unserem Garten stehen. Nur, dass der bei unserer kleinen Pippi Langstrumpf natürlich einen anderen, eigenen Namen hat. Darauf hat sie großen Wert gelegt. Und „Pünktchen“ gewiss auch, wie sie uns versicherte. Schließlich sei sie ja auch nicht wirklich „Pippi Langstrumpf“.

Da bin ich mir seit Kurzem allerdings nicht mehr ganz so sicher. Schließlich erwarteten mich letztens morgens beim Wecken statt des verschlafenen Gesichts unserer Kleinen ihre Füße – schön ausgestreckt auf dem Kopfkissen und das Kind verschwunden unter der Bettdecke. So richtig erklären konnte sie sich das selbst nicht. Lustig fand sie es aber in jedem Fall – und der Gedanke an Pippi kam uns beiden sofort, auch wenn ihre Füße keine zu großen Schuhe trugen. Vielleicht steckt ja doch ein bisschen etwas des kleinen, mutigen und starken Mädchens mit den Sommersprossen und den abstehenden Zöpfen in ihr?

Ich wünsche es ihr, ehrlich. Ich weiß, dass unsere beiden Töchter Pippi Langstrumpf mögen, sogar ein wenig bewundern. Und das finde ich gut so. Wer könnte schließlich ein besseres Vorbild für Kinder – Mädchen wie Jungen – sein, die die Welt noch entdecken und dabei lernen müssen, sich von vielen Dingen frei zu machen?

Ein bisschen der Pippi eigenen Sorglosigkeit täte vermutlich auch uns Großen gut. Ihr Mut, ihre Stärke und ihre Kreativität ebenso. Wir könnten uns so vieles von ihr absehen. Pippi setzt sich für andere ein, vor allem für die, die vermeintlich schwach sind. Sie erfindet Spiele – ihr Nicht-den-Boden-berühren-Spiel ist auch bei unseren Töchtern ein Dauerbrenner –, macht viele verrückte Sachen und Langeweile ist ihr einfach fremd. Sie handelt, ohne groß über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Und vor allem hat sie einfach ein riesengroßes Herz und keine Angst vor irgendwas. Astrid Lindgrens Geschichten um das unerschrockene Mädchen sind eine wahre Inspirationsquelle, in jeder Hinsicht. In diesem Sinne hoffe ich auf noch viele „Pippi Langstrumpf“-Momente in unserem Familienleben.

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