Ablauf, Kosten, Träger So funktioniert die Kita-Anmeldung in Bonn

Service | Bonn · Die Stadt Bonn betreibt 70 Kindertageseinrichtungen. Dazu kommen viele Kitas in freier Trägerschaft. Aber wie meldet man ein Kind für die Kita an? Wir klären die häufigsten Fragen rund um Anmeldung, Kosten und was sonst zu beachten ist.

 Eine Übersicht für Eltern, die 8 häufig gestellte Fragen zur Kita-Anmeldung in Bonn beantwortet.

Eine Übersicht für Eltern, die 8 häufig gestellte Fragen zur Kita-Anmeldung in Bonn beantwortet.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Die Suche nach einem Betreuungsplatz für den Nachwuchs kann für Eltern aufreibend sein. Wo fange ich an und was ist zu tun? Unsere Übersicht liefert für Eltern Hilfestellungen zur Kita-Anmeldung in Bonn.

Welches Betreuungsangebot kommt in Frage?

Am Anfang steht die Planung. „Es ist ratsam, zunächst als Familie zu klären, welche Rahmenbedingungen und Bedürfnisse für Eltern und Kinder wichtig sind“, sagt Nilüfer Sen, Erzieherin aus Bonn. Sie arbeitet seit 22 Jahren in ihrem Beruf. Stehe ein bestimmtes pädagogisches Konzept, wie zum Beispiel Montessori im Vordergrund, nach dem die Suche ausgerichtet werden soll? Oder möchten die Eltern, dass der Nachwuchs vor allem draußen spielt und suchen daher explizit nach einer sogenannten Wald-Kita? „Für viele Eltern ist vor allem die örtliche Nähe entscheidend“, sagt Sen. Das ermögliche kurze Wege, um auch bei Notfällen schnell vor Ort zu sein. Und es erlaube Kindern, erste Freundschaften in der direkten Nachbarschaft zu knüpfen.

Wie lange soll das Kind betreut werden?

Ein weiterer Faktor bei Planung und Recherche ist Zeit. Welche Betreuungszeiten werden in den Wunsch-Kitas angeboten? Passen diese in die Familienstruktur und den Familienalltag? Manche Einrichtungen nehmen bereits Kinder ab zehn Betreuungsstunden pro Woche auf. Üblicher seien jedoch Betreuungszeiten ab 25 Stunden pro Woche. Die maximale Betreuungszeit in einer Kita liege bei 45 Stunden je Woche. „Die Öffnungszeiten sind gerade für Berufstätige entscheidend“, weiß Sen, die in der Kita am Bonner Stadthaus arbeitet. „Unsere Einrichtung öffnet um 7.30 Uhr. Montag bis Donnerstag stehen wir bis 17 Uhr, freitags bis 15 Uhr zur Verfügung.“

Auch feste Schließzeiten der Kita sind zu beachten, wie zum Beispiel in den Sommerferien. Gibt es für diese Zeit andere Betreuungsangebote wie ein Ferienprogramm oder gegebenenfalls Kooperation mit anderen Kitas?

Welche Kita-Kosten kommen auf Eltern zu?

Die Kosten unterscheiden sich je nach Bundesland. Seit dem Kindergartenjahr 2020/21 müssen Eltern in Nordrhein-Westfalen für die letzten beiden Jahre vor der Einschulung keine Beiträge mehr bezahlen. Das wurde im Kinderbildungsgesetz von 2020 festgelegt. Ansonsten gilt: Die Höhe des Beitrags hängt vom Jahreseinkommen der Eltern, von der Betreuungszeit und dem Alter des Kindes ab. Bei den sogenannten „U3“-Plätzen (Betreuung für Kinder unter drei Jahren) sind die Kosten generell etwas höher als bei den sogenannten „Ü3“-Plätzen (Betreuung für Kinder über drei Jahren), da kleinere Kinder mehr Aufmerksamkeit und einen intensiveren Betreuungsschlüssel erfordern. „Das fängt schon beim Windelwechseln und Füttern an“, so Sen.

Für Familien, die einen Kinderzuschlag oder Wohngeld erhalten, ist der Betreuungsplatz kostenlos. Eine Übersicht zu den sogenannten Elternbeiträgen bietet die Stadt Bonn auf ihrer Webseite.

Zu den Kosten der Betreuung kommt je nach Einrichtung ein Beitrag für die Verpflegungspauschale. Diese ist individuell und davon abhängig, wie viele Mahlzeiten das Kind in der Kita einnimmt. „In der Stadthaus Kita liegt der Betrag bei 2,50 Euro pro Tag für Frühstück, Mittagessen und einen Nachmittagssnack“, erzählt Sen.

Wie sollen Eltern bei der Kita-Anmeldung vorgehen?

Die Stadt Bonn empfiehlt, das Portal KITA-NET zu nutzen. Die Onlineplattform bietet einen Überblick über Bonner Betreuungseinrichtungen. Hier kann man nach Umkreis, Kita-Name und Träger filtern. Durch die Anmeldung im Kita-Net-Portal machen Eltern automatisch ihren Anspruch auf einen Betreuungsplatz geltend.

Die Empfehlung der Stadt Bonn lautet: „Die Anmeldung sollte möglichst frühzeitig erfolgen, spätestens zu Beginn des Kalenderjahres, in dem eine Betreuung gewünscht ist.“ Für die Vergabe von Kitaplätzen hat die Stadt Bonn sich auf ein einheitliches Verfahren geeinigt, das vorsieht, dass die Kitas alle Anmeldungen im Monat Februar bearbeiten. Die Rückmeldung der Kitas erfolgt dann sowohl über das Kita-Net-Portal als auch im direkten Kontakt, telefonisch oder per E-Mail. Eltern haben dann zwei Wochen Zeit, ein Platzangebot anzunehmen. Wenn dies nicht aktiv angenommen wird, verfällt es.

Generell gibt es kein Limit an Bewerbungen, die Eltern bei unterschiedlichen Kitas und im Kita-Net-Portal einreichen können. Jedoch wird auf der Website geraten: „Denken Sie daran, dass Sie keinen Nutzen davon haben, wenn Sie sich bei vielen Betreuungsplatzangeboten auf die Vormerkliste setzen lassen, da es für die entsprechenden Stellen sehr beliebig erscheint, eine hohe Anzahl an Bewerbungen abzuschicken.“ Empfohlen werden fünf bis zehn Bewerbungen. „Viele Eltern sind vor der Anmeldung bei den Kitas vor Ort, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Wenn sie sich für einen Platz interessieren, kommen sie vorbei und reichen die Bewerbung auch in ausgedruckter Form vor Ort ein. Der persönliche Kontakt hilft viel“, so Sen weiter.

Das Kita-Jahr startet in Bonn in der Regel ab dem 1. August. Dann verlassen auch die schulpflichtigen Kinder die Einrichtungen. „Auch für Erzieher ist es sinnvoll, die Eingewöhnungszeit im Kita-Betrieb auf einen bestimmten Zeitraum zu bündeln“, berichtet Sen aus ihrer Erfahrung.

Was gilt für Kinder mit besonderen Bedürfnissen?

Es gibt Einrichtungen, die pädagogische Schwerpunkte für Kinder mit beispielsweise körperlichen, geistigen oder emotional-sozialen Behinderungen bieten. Diese Einrichtungen werden im Sprachgebrauch oft als „I-Kitas“ bezeichnet, wobei das „I“ für Integration steht. Im Kita-Portal der Stadt Bonn haben die Einrichtungen einen entsprechenden Vermerk. Das Bonner Familienbüro des Amtes für Kinder, Jugend und Familie bietet hier bei Bedarf ebenfalls Hilfestellung.

Martina Seck arbeitet in der inklusiven Kita „Wundertüte“ in der Bonner Südstadt. Vor drei Jahren hat sie dort die Leitung übernommen. Um inklusive Kinder zu betreuen, bedarf es zusätzlicher Personalstunden von Erzieherinnen und Erzieher. Vermittelt wird „der normale Umgang mit dem Anderssein“, so Seck. „Kinder gehen ohne Berührungsängste aufeinander zu. Unsere Antwort darauf, wieso manche Kinder zum Beispiel im Rollstuhl sind, lautet einfach: ‚weil wir alle anders sind‘.“ Wie schnell das für Kinder selbstverständlich wird, erkannte Seck an ihrer eigenen Tochter, die ohne Beeinträchtigung in eine „i-Kita“ ging. Bei einem Wochenendausflug lief ein Kind mit Spastik über die Wiese, andere Kinder stellten Fragen. Ihre Tochter sagte nur: „Wieso? Der hat doch gar nichts“. Dies war ausschlaggebend für Seck, ihre eigene Tätigkeit in die integrative Form zu verlagern. „Es ist ein Gewinn für alle, in jungen Jahren inklusiv aufzuwachsen, aufeinander zu achten und Unterschiede als selbstverständlich wahrzunehmen.“

Was können Eltern tun, wenn sie keinen Kitaplatz bekommen?

Familien, die bis März kein Angebot für einen Kitaplatz bekommen, sollten sich an das Familienbüro des Jugendamtes der Stadt Bonn wenden. Hier erhalten Eltern Unterstützung und können sich frühzeitig nach Alternativen erkundigen. Das kann zum Beispiel eine Kindertagespflege bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater sein. Hier gibt es deutlich kleinere Gruppen als in einer Kita. Die Übernahme der dadurch oft höheren Kosten kann durch einen Rechtsanspruch geprüft werden, solche Verfahren sind jedoch häufig langwierig. Laut der Stadt Bonn konnten in den vergangenen Jahren drei Viertel der Plätze für Kita-Anmeldungen ohne Zutun der Verwaltung vergeben werden. Bonn versucht derzeit dem Fachkräftemangel auf unterschiedlichen Ebenen zu begegnen und die Arbeit im Bereich Kinderförderung attraktiver zu gestalten. Zum Beispiel durch unbefristete Arbeitsverträge, Weiterbildungsangebote, Nachqualifizierungen und Personalkampagnen. Auch das Anwerben ausländischer Fachkräfte aus Spanien stehe auf dem Plan.

Was ist bei der Eingewöhnung zu beachten?

Die Eingewöhnungsphase erfolgt schrittweise. „Am wichtigsten ist, dass Eltern dafür Zeit und vor allem Geduld mitbringen“, sagt Sen. „In der Regel dauert die Phase ein bis zwei Wochen. Es ist ratsam, zu Beginn nicht direkt voll wieder in den Beruf zu starten, um bei Bedarf das Kind früher abzuholen.“ Die meisten Kitas richten sich nach dem sogenannten Berliner Eingewöhnungsmodell, welches einen schonenden und schrittweisen Eintritt in die Kita ermöglichen soll.

„Wichtig ist zudem, dass die Eingewöhnung kontinuierlich läuft – Abhol- und Bringzeiten sollten möglichst gleich bleiben. Eltern sollte bewusst sein, dass ihr Kind die erste Trennung durchmacht und zu Hause eventuell mehr Aufmerksamkeit als sonst benötigt. Damit das Kind gerne in die Kita geht, sollten Eltern dem auf jeden Fall gerecht werden“, rät Sen.

Was ist der Unterschied zwischen den Kita-Trägern?

Die Kitas unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich Ausstattung, Personal und Konzept. Auch bei der Trägerschaft gibt es Unterschiede. Betreibt die Stadt Bonn die Kita-Einrichtung selbst, handelt es sich um eine städtische Einrichtung. Hinzu kommen die Kitas in freier Trägerschaft. Hierzu gehören beispielsweise Kitas von Kirchen, Elterninitiativen oder Betriebskitas.

Die Kirche hat in Bonn sowohl sowohl katholische als auch evangelische Einrichtungen im Bestand. Bei der Bewerbung für einen Platz ist die Konfession relevant. In der Regel nehmen Kitas in kirchlicher Trägerschaft zunächst Kinder mit entsprechender Konfession auf und belegen erst dann die restlichen Plätze. Im Kitaalltag spielt die Vermittlung der christlichen Werte beispielsweise bei Kindergottesdiensten eine Rolle.

Bei Betriebskindergärten handelt es sich um Einrichtungen von Firmen, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Betreuungsplätze für den Nachwuchs anbieten. Interessenten können bei Betriebskitas nachfragen, ob es auch Plätze für externe Kinder gibt.

Manche Kitas werden auch von Elterninitiativen gegründet. Hier stemmen Eltern die Verwaltung und Finanzierung des Kita-Betriebs und erhalten in der Regel finanzielle Unterstützung durch die Kommune. Auf der einen Seite stehen Eltern hier meistens in der Pflicht, den Kita-Alltag durch Arbeitseinsätze mitzugestalten. Gleichzeitig können Eltern direkt am Geschehen mitwirken und sich einbringen.

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