Pro & Contra Cannabis-Therapie "Bezahlbare Hilfe" vs. "Falsche Therapie"

Bonn · Chronisch kranke Patienten dürfen ausnahmsweise privat die illegale Droge Cannabis züchten. Das Kölner Verwaltungsgericht erlaubte den Anbau zu Therapiezwecken - doch ist das richtig? Zwei GA-Redakteure und ihre gegensätzlichen Positionen.

Pro Cannabis-Therapie

Eigentlich ist es schon fast ein Hohn: Ausgerechnet das Bundesgesundheitsministerium war bislang dagegen, Schmerzpatienten auf bezahlbare Weise die Medizin zukommen zu lassen, die ihnen hilft.

Warum? Aus Ignoranz: Cannabis, oder vielmehr die getrockneten Blüten, gelten in erster Linie als Freizeitdroge. Im Mittelalter war Cannabis eine anerkannte Heilpflanze, und noch im 19. Jahrhundert in Form von Extrakten eines der am meisten verschriebenen Medikamente, bis es aufgrund seiner halluzinogenen Wirkung verteufelt wurde. Das Kölner Gericht hat einer schlichten Wahrheit stattgegeben: Was Patienten nachweislich hilft, sollte erlaubt sein. Und der Eigenanbau von Cannabis macht es als Medikament bezahlbar. Insofern hat das Kölner Gericht eine überfällige Entscheidung getroffen. Tina Stommel

Contra Schmerztherapie

Kranke müssen die Medikamente bekommen können, die sie brauchen. Daran bestehen kaum Zweifel. Völlig anders gelagert ist die Frage, ob sie Verschreibungspflichtiges auch selbst herstellen dürfen.

Gegen Omas Heilkräutergarten hat sicher niemand etwas. Aber wo kommen wir hin, wenn sich die Cannabis-Rechtsprechung durchsetzt? Wer sich die Zuzahlungen nicht leisten kann, braut sich den Blutdrucksenker künftig selbst? Jedem Härtefall ein eigenes Pharmalabor im Keller? Das kann doch wohl kaum die richtige Therapie sein.

Wenn die Kranken, um die es jetzt ging, den Cannabis-Wirkstoff nachweislich benötigen, ihn aber in der Apotheke nicht bezahlen können, sind die Leistungen des Gesundheitssystems entsprechend zu korrigieren. Was spricht eigentlich gegen diese Lösung? Julian Stech

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