Engpässe befürchtet Corona: Wie groß ist die Infektionsgefahr beim Blutspenden?

München · Dass im Sommer die Zahl der Blutspender zurückgeht, ist nicht neu. Doch Corona macht die Lage noch schwieriger. Viele treibt die Sorge um, sich beim Blutspenden zu infizieren. Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko wirklich?

 Transfusionsmediziner warnen vor Engpässen bei Blutprodukten. Dass die Spenden im Sommer zurückgehen, ist weitgehend normal, aber die Corona-Krise verschärft die Situation zusätzlich. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Transfusionsmediziner warnen vor Engpässen bei Blutprodukten. Dass die Spenden im Sommer zurückgehen, ist weitgehend normal, aber die Corona-Krise verschärft die Situation zusätzlich. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Foto: Bernd Wüstneck

Transfusionsmediziner warnen in der Corona-Krise vor Engpässen bei Blutprodukten. Die Blutspenden seien bereits zu Beginn der Pandemie zurückgegangen, berichtete die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI).

Viele Spender seien aus Angst vor Ansteckung ferngeblieben, sagte der DGTI-Vorsitzende Hermann Eichler. Zugleich seien manche Blutprodukte nur sehr begrenzt haltbar, teils nur einige Tage.

„Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass wir die Lager regelmäßig mit neuen Blutspenden auffüllen können, um den Bedarf zu decken“, sagte Eichler. Im Sommer gehe die Zahl der Spender ohnehin zurück. Bei der Spende herrsche keine Infektionsgefahr. Die Blutspendedienste hätten ihre ohnehin strengen Hygienestandards weiter erhöht. Patienten wiederum müssten sich nicht sorgen, sich über Blutprodukte mit dem Corona-Virus anzustecken. „Bislang ist kein Fall bekannt, bei dem das Corona-Virus über gespendetes Blut übertragen wurde.“

Mit Blick auf die Behandlung von Coronakranken sagte Tagungspräsident Hubert Schrezenmeier: Als aussichtsreich habe sich die Verabreichung von Immunplasma von Genesenen erwiesen. „Es gab Berichte, die vielversprechend waren“, sagte der zweite Vorsitzende der DGTI. Viele Genesene seien zur Spende bereit, um schwer Erkrankten zu helfen. Allerdings gebe es hier genaue Kriterien, so dass nicht alle zugelassen werden könnten.

Eine passive Immunisierung durch Plasma mit antiviralen Antikörpern sei schon bei anderen viralen Erkrankungen eingesetzt worden, etwa Sars, Mers oder Influenza. Studien ergaben Hinweise auf eine Reduktion der Viruslast, eine Verkürzung des Klinikaufenthaltes und eine geringere Sterblichkeit. Die Wirkung sei aber nicht abschließend belegt, da es keine randomisierten Studien mit Kontrollgruppen gab.

© dpa-infocom, dpa:200915-99-566935/4

(dpa)
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