Drosten warnt vor der Ausbreitung Die wichtigsten Fragen und Antworten zum West-Nil-Fieber in Deutschland

Bonn · In Deutschland breitet sich laut Virologe Christian Drosten das West-Nil-Fieber aus. Wie verbreitet sich das Virus und was sind die Symptome? Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.

 Nicht nur die asiatische Tiegermücke kann Wirt des West-Nil-Fiebers sein, auch die gemeine Stechmücke kann das Virus in Deutschland übertragen. (Archivfoto)

Nicht nur die asiatische Tiegermücke kann Wirt des West-Nil-Fiebers sein, auch die gemeine Stechmücke kann das Virus in Deutschland übertragen. (Archivfoto)

Foto: Shutterstock/Hermes Arzneimittel/frank60

Der Berliner Virologe Christian Drosten warnt vor der Ausbreitung des West-Nil-Virus in Deutschland. „Die Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, scheint aktuell zu steigen. Sie kommen inzwischen in Berlin und in einem großen Teil von Ostdeutschland vor“, sagte Drosten den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe. In den vergangenen Jahren habe es bereits erste Krankheitsfälle in Berlin gegeben.

Anlass zur Panik bestehe nicht, sagte Drosten. Er empfehle jedoch, sich die Fakten anzuschauen. Das West-Nil-Virus könne eine Gehirnentzündung auslösen. Studien zeigten, dass in neu befallenen Gebieten die Rate der schweren Erkrankungen bei eins zu 1000 Infizierten liege, „aber schwere Verläufe können zu bleibenden Behinderungen führen“, warnte Drosten.

Seit wann gib es das West-Nil-Virus in Deutschland?

Das aus Uganda stammende West-Nil-Virus, auch West-Nil-Fieber genannt, ist bereits seit 1937 bekannt. Seit 1960 taucht es auch immer wieder in Europa auf. Im Jahr 2018 hat das Robert-Koch-Institut (RKI) das Virus erstmals bei Vögeln und Pferden festgestellt. Die erste Infektion beim Menschen trat im Spätsommer 2019 in Deutschland auf. Diese Erkrankungen hat das RKI hauptsächlich im Osten Deutschlands und in Bayern festgestellt. Nach Deutschland ist das West-Nil-Virus aller Wahrscheinlichkeit nach von Zugvögeln eingeschleppt worden, die sich irgendwo im Süden infiziert hatten. Drosten machte gegenüber der Funke Mediengruppe deutlich, dass er die Entwicklung auch auf den Klimawandel zurückführt. „Man weiß, dass es inzwischen hier überwintert, wohl auch, weil es nicht mehr kalt genug wird“, sagte der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité.

Das RKI hat 2022 nach eigenen Angaben 13 Fälle des West-Nil-Fiebers erfasst, die durch Mücken in Deutschland übertragen worden waren. Dazu seien vier Infektionen ohne erkennbare Symptome gekommen, teilte das Institut gegenüber der Deutschen-Presse-Agentur mit.

Wie überträgt sich das West-Nil-Fieber?

Das Virus übertragen Stechmücken hauptsächlich zwischen wild lebenden Vögeln. Mücken, die sich bei Vögeln infiziert haben, können die Krankheit allerdings auch auf Menschen übertragen. Auch andere Säugetiere infizieren sich auf diesem Weg mit dem Erreger. Insbesondere Pferde sind häufig betroffen. In Deutschland übertragen die Mücken das Virus vor allem im Spätsommer, da dann das Klima für das Virus besonders günstig ist. Über zwischenmenschliche Kontakte wie Berührungen übertragt sich das Virus nicht.

Was sind die Symptome des West-Nil-Fiebers?

Oft bleibt die Erkrankung mit dem Virus laut RKI symptomlos. So entwickeln nur etwa 20 Prozent der Infizierten grippeähnliche Symptome, die etwa drei bis sechs Tage andauern. Sie sind somit nicht eindeutig dem West-Nil-Virus zuzuordnen. Sie reichen von leichter Übelkeit und Kopfschmerzen über Fieber bis hin zu neurologischen Schäden. Die Krankheit beginnt abrupt mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und Lymphknotenschwellungen.

Schwere Verläufe des West-Nil-Fiebers sind laut RKI eher selten – in der Regel ist einer von hundert Infizierten betroffen. Bei einem Teil der schwer erkrankten Patienten kann eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) auftreten. In der Regel heilt die Infektion aber ohne Komplikationen aus. Die seltenen, schweren Verläufe können aber auch tödlich enden. Das betrifft vor allem ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen.

Zwischen der Infektion und den ersten Symptomen können zwei bis 14 Tage liegen.

Wie wird das West-Nil-Fieber behandelt?

Da es noch kein passendes Medikament gegen den Erreger gibt, wird die Infektion symptomatisch wie beispielsweise mit fiebersenkenden Mitteln behandelt. Virologe Christian Drosten weist in den Zeitungen der Funke Mediengruppe jedoch darauf hin, dass es möglicherweise demnächst einen Impfstoff gegen das West-Nil-Virus geben wird. „Die Forschung dazu läuft.“ Drosten wies darauf hin, dass es für eine eng verwandte Erkrankung bereits einen Impfstoff gebe: für die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Was schützt gegen das West-Nil-Virus?

Gegen das Virus empfiehlt es sich vor allem im Sommer, verstärkt Mückenschutz aufzutragen. Auch das Tragen langer Kleidung oder das Schlafen unter einem Moskitonetz kann hilfreich sein. Insbesondere für Ältere oder Vorerkrankte empfiehlt das RKI, sich vor Mückenstichen zu schützen, denn das Institut rechnet damit, dass sich der Erreger in Deutschland weiter etablieren wird.

Ist das Virus meldepflichtig?

Ja. In Deutschland herrscht eine Meldepflicht bei einer Erkrankung mit dem West-Nil-Fieber.

(epd, ga)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort