Experten geben Tipps GA-Telefonaktion zum Thema Psychische Belastung

Bonn · Seit zwei Jahren Pandemie, seit Februar Krieg in der Ukraine. Der dauerhafte Ausnahmezustand schlägt aufs Gemüt. Am kommenden Dienstag veranstaltet der GA eine Telefonaktion zum Thema Psychische Belastung: Experten beantworten ab 16 Uhr die Fragen der Leser

 Spirale abwärts? Das aktuelle Weltgeschehen, der dauerhafte Ausnahmezustand kann die Psyche stark belasten.

Spirale abwärts? Das aktuelle Weltgeschehen, der dauerhafte Ausnahmezustand kann die Psyche stark belasten.

Foto: picture alliance / dpa/Julian Stratenschulte

Zwei Jahre Corona-Pandemie mit all ihren gesundheitlichen und materiellen Unsicherheiten, nun der Krieg in der Ukraine. Der permanente Ausnahmezustand schlägt vielen Menschen nicht nur vorübergehend aufs Gemüt. In vielen Fällen hat er entweder bereits bestehende psychische Probleme verstärkt oder aber erst eine Erkrankung ausgelöst. Gemeinsam mit der Stiftung ­­Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg widmet der General-Anzeiger dem Thema psychische Belastung am Dienstag, 5. April, eine Telefonaktion mit vier Experten.

Wenngleich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen Zusammenhang der Corona-Maßnahmen mit zunehmenden psychischen Erkrankungen bestritten hat: Unter Fachärzten und Krankenkassen ist diese Korrelation inzwischen Konsens. Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) meldete jetzt in ihrem „Psycho­report“ für 2021 einen neuen Höchststand des Arbeitsausfalls aufgrund psychischer Probleme. Mit 276 Fehltagen je 100 Versicherte stieg die Zahl der Fälle im Zehn-­Jahres-Vergleich gegenüber 2011 um 41 Prozent. Als häufigste Krankschreibungsgründe nennt die Krankenkasse in der Untersuchung Depressionen und Angststörungen: Diese hätten während der Pandemie überdurchschnittlich zugenommen. „Unser Report zeigt, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen extrem unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie leiden“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Auch fänden die Betroffenen ­­aktuell schwerer in ihren Berufs­alltag zurück.

Übergangsphasen nach einem Klinikaufenthalt stellen oft Herausforderungen dar

Dabei haben Corona und internationale Krisen die Lebenslage vieler Betroffener „nur“ zusätzlich verschärft. Ursachen für psychische Belastungen bieten Privat- und Berufsleben sowie die Bewältigung des Alltags auch ohne zusätzliche Krisen zur Genüge. Die Suche nach der richtigen Therapie oder einem passenden Hilfsangebot kann für psychisch Erkrankte zusätzlich belastend sein.

Orientierung bieten da die Experten der Stiftung Gemeindepsychiatrie am GA-Telefon, die sich im Netz der Hilfsangebote bestens auskennen. Sylke Furch etwa weiß, welche ambulanten Hilfen es für psychisch erkrankte Menschen zu Hause gibt und wie man die Unterstützung erhält. Auch die Übergangsphasen nach einem Klinikaufenthalt stellen oft Herausforderungen dar. Ihre Beratung richtet sich in erster Linie an die Betroffenen selbst. Mit Informationen und Angeboten für Angehörige hingegen kennt sich Lothar Steffens aus. Auch hierbei gibt es Bedarf, denn viele Menschen sind zunächst einmal hilflos, wenn ein Familienmitglied psychisch erkrankt.

„Psychische Erkrankungen treten häufig plötzlich ein“

Ein zentrales Thema bei psychischen Erkrankungen ist auch die Frage nach dem Wohnen, bei dem das Angebotsspektrum von stationärem, gemeinschaftlichem bis hin zu eigenständigem Wohnen reicht, bei dem eine ambulante Betreuung denkbar ist. Zu diesem Thema steht Brigitte Jochum als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Und schließlich gibt es in Bonn und der Region eine Vielzahl an Angeboten für psychisch erkrankte Menschen, die sich (wieder) beruflich engagieren möchten. Hier gibt Jan-Philipp Buchheister Orientierung darüber, welche Möglichkeiten zum Wiedereinstieg es gibt.

„Psychische Erkrankungen treten häufig plötzlich ein, sodass sie die Betroffenen und auch ihre Angehörigen in vielen Fällen unvorbereitet treffen“, sagt Wolfgang Pütz, Geschäftsführer der Stiftung Gemeinde­psychiatrie Bonn-Rhein-Sieg. Hinzu komme, dass die vorhandenen Angebote und Hilfesysteme oftmals nicht bekannt seien. Unter anderem an diesem Punkt wolle die Stiftung ansetzen. „Unser Ziel ist es, Aufklärungsarbeit zu leisten, den Menschen mit psychischen Erkrankungen zur Seite zu stehen und ihnen verschiedene Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen“, so Pütz. Auf diesem Weg seien Angebote wie die Telefonaktion des ­­General-Anzeigers wichtige Bausteine der Aufklärungsarbeit.

Ziel der Stiftung Gemeinde­psychiatrie Bonn-Rhein-Sieg und ihrer Tochterunternehmen ist es, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ein Leben in weit­gehender Normalität zu bieten – durch Teilhabe an Arbeit, Wohnen und psychiatrischer Pflege. Die Stiftung unterstützt Menschen mit seelischer oder psychischer Erkrankung und deren Angehörige in der Region. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Entstigmatisierung ­­psychisch erkrankter Menschen. Die Akteure der Stiftung sind zudem ­­Initiatoren des Netzwerks Bonn-rhein-sieg-fairbindet, bei dem die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderung im Mittelpunkt steht.

Die Telefonnummern unserer Experten: (0228) 6688-, dann für Brigitte Jochum die Durchwahl -275, für Jan-Philipp Buchheister -277, für Lothar Steffens -278 und für Sylke Furch -274.

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