GA-Telefonaktion Was tun, wenn die Sehkraft nachlässt?

BONN · Bei der jüngsten GA-Telefonaktion waren Expertinnen für die Augenheilkunde gefragt. Wir dokumentieren einige Fragen und Antworten rund ums gute Sehen

Untersuchung beim Augenarzt: Gutes Sehen hat auch mit dem eigenen Verhalten zu tun    Foto: DPA

Untersuchung beim Augenarzt: Gutes Sehen hat auch mit dem eigenen Verhalten zu tun   Foto: DPA

Foto: dpa/Sven Hoppe

Ist es normal, beim Autofahren in der Nacht schlecht zu sehen, wenn man eine Makulaerkrankungen hat? Kann man dagegen etwas machen? Wie kann man die Makuladegeneration erkennen? Was soll man tun, wenn man die Diagnose Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD) erhält? Solche und andere Fragen warfen die Leserinnen und Leser der jüngsten GA Telefonaktion in Kooperation mit der in Bonn ansässigen Selbsthilfeorganisation Pro Retina von Menschen mit Netzhautdegenerationen auf. Mit dabei waren: Gretel Schmitz-Moormann, Dr. Peter Schroeder und Daniela Wüstenhagen von Pro Retina und die Augenärztin Warda Darwisch. Hier dokumentieren wir einige der vorgebrachten Fragen der Patientinnen und die Antworten der Expertinnen dazu.

Wie kann man die Makuladegeneration erkennen?

Antwort: Die Makula befindet sich in der Mitte der Netzhaut. In ihr wiederum ist die Stelle des schärfsten Sehens. Sie ermöglicht uns, Gesichter zu erkennen, zu lesen, Farben und Kontraste zu unterschieden. Ist die Funktion der Makula gestört, verschlechtert sich die Sehschärfe. Die Folgen sind Schwierigkeiten beim Lesen, bei Arbeiten, die eine hohe Sehschärfe verlangen oder beim Autofahren. Außerdem können Betroffene Farbsehstörungen haben und empfindlich auf Licht reagieren. Die häufigste Makulaerkrankung ist die AMD. Eine frühe Diagnose ist hier wichtig. Denn ein einmal eingetretener Sehverlust kann möglicherweise nicht mehr rückgängig gemacht werden. Je früher die Diagnose gestellt wird und somit die therapeutischen Maßnahmen ergriffen werden, umso erfolgreicher kann ein Sehverlust vermindert oder gestoppt werden. Dies gilt vor allem für die feuchte AMD. Andere Erkrankungen der Makula sind u. a. das Makulaforamen, die epiretinale Gliose oder das diabetische Makulaödem. Die Sehstörungen sind ähnlich wie bei AMD. Im Frühstadium lassen sich diese Erkrankungen gut behandeln.

Ist es normal, beim Autofahren in der Nacht schlecht zu sehen, wenn man eine Makulaerkrankungen hat? Kann man dagegen etwas machen?

Antwort: Durch das Absterben der Netzhautzellen in der Makula wird das scharfe Sehen beeinträchtigt. Außerdem werden Kontraste weniger gut wahrgenommen. Beides macht sich bei Autofahrten im Dunkeln bemerkbar. Hinzu kommt eine erhöhte Blendempfindlichkeit, beispielsweise durch die Scheinwerfer der entgegenkommenden Fahrzeuge. Das beeinträchtigt die Fahrsicherheit bei Nacht zusätzlich.

Wofür ist das Amsler-Gitter gut?

Antwort: Das Amsler-Gitter ist ein einfacher Selbsttest. Er kann helfen, eine AMD frühzeitig zu erkennen. Der Test besteht aus einem Rechenkästchen-Muster mit einem zentralen Punkt. Fixieren Sie diesen Punkt. Testen Sie beide Augen getrennt, indem Sie jeweils ein Auge zuhalten. Sind die Linien verzerrt oder verschwommen, kann das ein Hinweis auf AMD sein. Vor allem bei feuchter AMD werden diese Sehveränderungen immer wieder beobachtet. Dann ist eine zeitnahe augenärztliche Untersuchung ratsam.

Situation: Ich habe die Diagnose Makuladegeneration erhalten. Was soll ich tun?

Antwort: Wichtig sind ein enger Austausch mit dem Augenarzt und regelmäßige Untersuchungen. Meiden Sie zudem Risikofaktoren wie Rauchen und direkte Sonneneinstrahlung und achten Sie auf eine gesunde Ernährung. Mindestens ebenso wichtig ist der Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen in der PRO RETINA-Selbsthilfegruppe bei AMD-Treffen oder Fachveranstaltungen, die von der Selbsthilfe angeboten werden. So erfahren Sie, wie andere mit einem fortschreitenden Sehverlust umgehen, welche Erfahrungen sie mit Therapien gemacht haben und bekommen Tipps für die Bewahrung eines eigenständigen Lebens. Das macht Mut und zeigt Ihnen Lebensperspektiven auch bei fortschreitender Seheinschränkung.

Frage: Schreitet die trockene AMD nicht voran?

Antwort: Bei der AMD gibt es zwei Spätformen: die trockene und die feuchte AMD. Beide Formen schreiten voran, die trockene AMD jedoch langsamer als die aggressivere feuchte AMD. Dadurch führt die feuchte AMD schneller zum Sehverlust als die trockene AMD.

Wie kann man verhindern, dass die AMD weiter voranschreitet?

Antwort: Für die AMD gibt es verschiedene Risikofaktoren. Manche können Sie nicht beeinflussen, beispielsweise die erblich bedingten Faktoren und das Älterwerden. Ein beeinflussbarerer Risikofaktor ist das Rauchen. Ein Verzicht auf Rauchen kann das Auftreten einer AMD verzögern. Auch deutliches Übergewicht kann sich auf die AMD auswirken und sollte daher reduziert werden. Studien deuten darauf hin, dass eine ballaststoffreiche, ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse vorbeugend wirken, aber auch die Entwicklung von Spätstadien begrenzen kann, wenn dem Auge ausreichende Mengen an Nährstoffen und Vitaminen zugeführt werden. Informationen zu empfehlenswerten Lebensmitteln und Ernährungstipps enthält die Broschüre „AMD und Ernährung“, die bei PRO RETINA kostenlos bestellt werden kann. Das Wichtigste ist eine Früherkennung, vor allem bei der feuchten AMD. Eine rechtzeitige Diagnosestellung ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung mit einer „intravitrealen Injektion“. Damit ist das Einspritzen von Medikamenten in das Augeninnere gemeint.

Ist es sinnvoll, bei feuchter AMD zu spritzen?

Antwort: Die intravitreale operative Medikamenteneingabe (IVOM) kann den Verlauf einer feuchten AMD verlangsamen. In der Regel führt sie anfangs sogar zu einer deutlichen Sehverbesserung. Daher ist sie derzeit die Therapie der ersten Wahl. Ob und welche Therapie im Einzelfall in Frage kommt, muss nach einer sorgfältigen augenärztlichen Untersuchung und einer eingehenden Diskussion mit dem behandelnden Augenarzt entschieden werden.

Wie oft sollte man bei einer trockenen AMD zur Kontrolle beim Augenarzt?

Antwort: Bei einer trockenen AMD sollten Sie die Augen regelmäßig vom Augenarzt kontrollieren lassen. Ab 50 sollte jedes Jahr eine gründliche Augenuntersuchung stattfinden. Stellen Sie Sehverschlechterungen fest, sollten Sie unverzüglich den Augenarzt aufsuchen.

Ist eine OP des Grauen Stars (Katarakt) sinnvoll?

Antwort: Die Katarakt, eine Eintrübung der Augenlinse, lässt sich nur durch eine Operation entfernen. Die OP kann sinnvoll sein, wenn die Sehkraft deutlich nachgelassen hat und Alltagstätigkeiten nur eingeschränkt ausgeübt werden können. Studien haben gezeigt, dass die Sturzhäufigkeit mit zunehmender Katarakt deutlich zunimmt. Diese Gefahr lässt sich durch eine Operation wieder reduzieren.

Sind Sehstörungen nach einer Katarakt-OP normal?

Antwort: Die Katarakt-Operation ist ein Routineeingriff. Dennoch können Komplikationen entstehen. Allerdings sind wesentliche, das Sehvermögen dauerhaft beeinträchtigende Komplikationen selten. Heute wird bei der Operation zumeist eine Kunstlinse in den Kapselsack eingesetzt. Dabei kann sich später die hintere Linsenkapsel nachtrüben. Man spricht dann von einem Nachstar (Kapselfibrose). Mögliche Folgen sind eine Verschlechterung des Sehens und eine verstärkte Blendempfindlichkeit. Das heißt: Betroffene reagieren empfindlicher auf Licht und sind schneller geblendet. In der Regel kann diese Trübung durch ein Laserverfahren behandelt werden.

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