Gemüse zum Trinken

Smoothies aus Blattgemüse: Wie gesund ist der grüne Wundertrank tatsächlich?

 Dann mal Prost: Ein grüner Smoothie kann durchaus mal eine Mahlzeit ersetzen, das sollte indes nicht zur Regel werden.

Dann mal Prost: Ein grüner Smoothie kann durchaus mal eine Mahlzeit ersetzen, das sollte indes nicht zur Regel werden.

Foto: TMN

Schlank und schön dank Rohkostbrei. Stars wie GwynethPaltrow, Drew Barrymore und Colin Farrell sollen darauf schwören, sich mitSmoothies fit und gesund zu halten. Glaubt man dem Heer von Büchern, das seiteiniger Zeit die „Health & Wellness“-Regale besetzt, sind grüne Smoothiesdie Antwort auf alle Fragen: zur Hälfte kurz und klein gehäckseltes Blattgemüseund (Wild-)Kräuter, zur anderen Hälfte Früchte, die geben den Geschmack; dasGanze so weit mit Wasser verdünnt, dass es trinkbar wird. Fertig ist derSupertrunk, der das Immunsystem stärken, den Körper entgiften, Allergienmildern, vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen, Depressionen,Müdigkeit und Nervosität vertreiben und – natürlich – dem vermaledeitenAlterungsprozess entgegenwirken soll.

Fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag empfiehlt die DeutscheGesellschaft für Ernährung zum Wohl der Gesundheit. Auf der Waage sind das täglich400 Gramm Gemüse und 250 Gramm Obst.

Da stoßen auch Gemüsefans an ihre Grenzen: „Viele habeneinfach keine Zeit, diesem hohen Anspruch gerecht zu werden“, sagt dieErnährungswissenschaftlerin Dr. Annette Nagel aus München. Gerade Menschen mitgutem Willen und wenig Zeit könnten von einem neuen Trend profitieren: dengrünen Smoothies. Hier wird das Gemüse nicht geschnippelt, geraspelt odergedünstet, sondern fix im Mixer zu einer cremigen Masse püriert.

Bernhard Watzl, Leiter des Instituts für Physiologie undBiochemie der Ernährung am Max-Rubner-Institut in Karlsruhe, beobachtet denSmoothie-Trend jedoch mit gemischten Gefühlen: „Einerseits kann ich es nurbegrüßen, wenn Menschen auf diese Weise mehr Gemüse essen. Trotzdem bin ichgegenüber solchen Moden etwas skeptisch, weil sie bei den meisten Leuten meistnicht zu nachhaltigen Verhaltensänderungen führen.“

Ganz so einfach ist es mit dem „sich gesund trinken“ nämlichnicht. Das rohe Zerkleinern beispielsweise hat nicht nur Vorteile. Zwar bleibenNährstoffe erhalten, die beim Erhitzen teilweise verloren gehen würden, anderewiederum kann der Körper in dieser Form aber kaum verwerten. Hinzu kommt, dassbeim Kochen Keime, Salmonellen und andere Krankheitserreger abgetötet werden.Vieles ist roh außerdem schlichtweg nicht bekömmlich. So liegt beispielsweiseroher Kohl oft schwer im Magen und verursacht Blähungen.

Die propagierten Gesundheitswirkungen grüner Smoothies sindjedenfalls übertrieben und wissenschaftlich nicht belegt, sagt Watzl. Trotzdemkönnen die Grün-Shakes durchaus zu einer abwechslungsreichen Ernährungbeitragen, zumal sie, im Gegensatz zu bloßem Saft, stets die ganzen Früchte unddas ganze Gemüse enthalten, also auch die ballaststoffreichen Fasern undRandschichten, in denen die meisten sekundären Pflanzenstoffe stecken.

Nur dieHeilserwartungen sollte man tunlichst etwas herunterschrauben: Grüne Smoothiessind keine Wunderwaffe, aber eine gute Möglichkeit, mehr Gemüse in denSpeiseplan zu schummeln. Und das ist bestimmt kein Nachteil.

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