Fit ins neue Jahr Senioren wollen sich bewegen

BONN · Fitness kennt keine Altersgrenze. Sollte sie auch nicht. Denn gerade für Senioren, also Menschen, die älter sind als 65 Jahre, ist es wichtig, Körper und Geist fit zu halten.

 Bewegung tut gut: Johanna Quaas aus Halle/Saale (Mitte) ist mit 87 Jahren die älteste Turnerin der Welt. Hier nimmt sie an einem Fitnesskurs teil.

Bewegung tut gut: Johanna Quaas aus Halle/Saale (Mitte) ist mit 87 Jahren die älteste Turnerin der Welt. Hier nimmt sie an einem Fitnesskurs teil.

Foto: dpa

"Höheres Lebensalter ist mit einer Vielzahl an gesundheitlichen Risikofaktoren und Erkrankungen verknüpft", sagt eine Studie, die das Institut für Medizinische Physik und das Institut für Sportwissenschaft und Sport der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg durchführte. Die Fachleute untersuchten den Effekt eines 18-monatigen multimodalen Trainingsprogramms auf 256 ältere Frauen, denen entweder ein gezieltes Training von Kraft und Ausdauer oder Wellness angeboten wurde. Als Ergebnis zeigten sich im Vergleich der beiden Gruppen signifikante Unterschiede in Bezug auf die Knochendichte sowie die Sturzrate der Teilnehmer.

"Körperliches Training scheint als einziges Therapeutikum geeignet, die Mehrzahl der Risikofaktoren höheren Lebensalters übergreifend positiv zu beeinflussen", teilten die Wissenschaftler vor gut einem Jahr mit.

Erst vor wenigen Wochen erregte eine weitere Untersuchung Aufmerksamkeit: "Wer freihändig aufstehen kann, lebt länger", fanden brasilianische Forscher heraus. Die Fitness von Muskeln und Skelett sei der beste Indikator für die Sterblichkeit, meinen Claudio Gil Araújo und Kollegen von der Klinik Clinimex in Rio de Janeiro. Zehn Jahre lang hatten die Mediziner Erwachsene im Alter von 51 bis 80 Jahren dafür beobachtet. Das Ergebnis war so beeindruckend eindeutig, dass sie Hausärzten empfehlen, diesen Test bei Patienten durchzuführen.

"Sicherlich ist landläufig bekannt, dass körperliche Fitness eines Menschen ihn länger leben lässt. Aber unsere Studie zeigt auch, dass ein hohes Niveau von Köperflexibilität, Muskelkraft und körperlicher Koordination nicht nur gut sind für die Verrichtung alltäglicher Bewegungen - sie haben auch einen günstigen Einfluss auf die Lebenserwartung."

Dass sich ein Bewusstsein für die hohe Bedeutung von Fitness im Alter durchzusetzen beginnt, zeigt die steigende Zahl Älterer, die in Sportvereinen oder Angeboten karitativer Träger etwas "für sich tut". Immerhin leben in Bonn fast 50 000 Männer und Frauen, die älter als 65 Jahre sind. Im Rhein-Sieg-Kreis sind es rund 117 500 - Tendenz steigend.

Professor Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln betonte, dass es es vor allem eine Sache der Einstellung sei, wie man mit dem Alter(n) umgeht: "Demenz, Alzheimer und Krebs kommen zwar meist im Alter vor, und für die Betroffenen ist das schlimm. Dennoch: Es sind beispielsweise nur zwei bis drei Prozent der 70-Jährigen, die an Demenz leiden. Und wer erst einmal die 80 überschritten hat, für den wird es immer unwahrscheinlicher, an einer Krankheit zu sterben."

"Die Menschen werden nicht nur älter, sondern bleiben auch länger gesund. Das liegt auch daran, dass sie vermehrt bis ins hohe Alter Sport treiben", sagte Manfred Pieck, Chef der DAK-Gesundheit in Siegburg. Er bezieht sich dabei auf Daten des Landesgesundheitsberichtes Nordrhein-Westfalen, aus dem unter anderem hervorgeht, dass mehr als ein Fünftel der Frauen und sogar fast 40 Prozent der Männer im Alter von über 80 Jahren noch Sport treiben. "Experten auf dem Gebiet können zwar kein Patentrezept für gesundes Altern geben, sehen aber Bewegung und Fitness als wichtigen Punkt", so Pieck.

Dass das stimmt, zeigt der Blick auf die Sportangebote der vielen Vereine - 590 sind es allein im Rhein-Sieg-Kreis. Immer mehr orientieren sich an einer Klientel, die eben nicht Leichtathletik oder Geräteturnen betreiben mag oder kann, aber trotzdem etwas für ihren Körper und damit für ihre Gesundheit tun möchte. Rückenschule, Pilates, Yoga oder Nordic Walking , Krankengymnastik und Reha-Sport stehen ganz oben auf der Wunschliste der Senioren.

Im Sportpark Pützchen arbeitet Zuzanna Hosek. Die Bewegungs- und Tanztherapeutin weiß, was Senioren Spaß macht und was möglich ist: "Neben Kursen, die gezielt auf die Rehabilitation, zum Beispiel nach Operationen, abzielen, bieten wir auch Gymnastik 60 plus und den sehr beliebten Tanzkurs “Zumba Gold„ an", sagte sie. "Es ist wichtig, dass Ältere wissen, dass Hüpfen und Springen vielleicht nicht mehr das Richtige für sie ist. Das heißt aber nicht, dass man sich nicht fit halten oder fit werden kann."

Neben der körperlichen Fitness spielt aber auch die geistige im Alter eine Rolle. Die gute Nachricht für jene, die regelmäßig sportlich aktiv sind: "Studien haben ergeben, dass sich leichtes physisches Training durchaus auch positiv auf bestimmte kognitive Funktionen des Gehirns auswirken und somit die geistige Leistungsfähigkeit verbessern kann. Durch die regional verbesserte Durchblutung im Gehirn kann das Nervenwachstum angeregt werden - auch im Alter, denn das Gehirn ist lebenslang formbar", heißt es vom Kölner Gesundheitsportal Onmeda.

Auch das Wort "Gehirnjogging" ist mittlerweile in vieler Munde. In Kombination mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung schließt sich dann der Kreis für die Senioren: Wer fit ist, über ein gewisse Ausdauer und Kraft verfügt, der fordert mit jeder koordinierten Bewegung auch eine Leistung von seinem Gehirn - was wiederum dazu führt, dass die Gedächtnisleistung besser erhalten bleibt und sogar zunehmen kann. Eine ältere Dame gesteht: "Der Verein ist für mich eine wunderbare Abwechslung zum ansonsten häufig recht eintönigen Alltag. Ich freue mich jedes Mal darüber, wenn ich mittwochs in meine Turngruppe gehe und die anderen Frauen treffen. Nach dem Sport und den Gesprächen fühle ich mich wunderbar."

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