Diagnose und Therapie mittels endoskopischer Verfahren So hat Darmkrebs keine Chance

Bonn · In der Inneren Medizin des Gemeinschaftskrankenhauses Bonn werden bei Darmkrebs Diagnostik und Therapie bei mittels schonender endoskopischer Verfahren angeboten.

Professor Dr. Franz Ludwig Dumoulin ist Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin und Gastroenterologie am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn.

Professor Dr. Franz Ludwig Dumoulin ist Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin und Gastroenterologie am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn.

Foto: GKH

Das Tückische am Darmkrebs ist, dass er lange Zeit unbemerkt wächst. Treten Symptome auf, etwa Blut im Stuhl, ist er meist schon sehr weit fortgeschritten, hat womöglich in andere Organe gestreut. Doch so weit muss es nicht kommen. Prof. Dr. Franz Ludwig Dumoulin, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin und Gastroenterologie am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn, wird nicht müde, in Arzt-Patienten-Gesprächen dafür zu werben, die bewährte Vorsorgeuntersuchung Koloskopie (Darmspiegelung) wahrzunehmen: „Da sich Darmkrebs meist über viele Jahre aus zunächst gutartigen Polypen entwickelt, die bei der Spiegelung abgetragen werden, lässt sich so verhindern, dass überhaupt ein bösartiger Tumor entsteht.“

Darmkrebs ist eine Erkrankung des fortgeschrittenen Alters, aber 20 bis 30 Prozent der 50-Jährigen haben Darmpolypen. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Darmspiegelung Männern ab dem Alter von 50 Jahren, Frauen ab 55 Jahren. Ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, besteht bei Übergewicht, ungesunder Ernährung, Alkohol- und Tabakkonsum sowie Bewegungsmangel. Auch Betroffene von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn sowie Menschen aus Familien, in denen Darmkrebs schon in jungen Jahren (unter 45) aufgetreten ist, sollten besonders auf der Hut sein. Sie können in Absprache mit ihren Ärzten schon früher Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Prof. Dr. Dumoulin kann die Furcht vor der Untersuchung nehmen: „Durch eine kleine Schlafspritze spürt der Patient nichts.“

Je früher Darmkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen

Aufgrund der zunehmenden Verbreitung der Vorsorge-Koloskopie hat sich das Bewusstsein der Bevölkerung für die Darmkrebs-Problematik verändert. So sind in den vergangenen Jahren in Deutschland immer weniger Menschen an Darmkrebs erkrankt, und auch die Sterblichkeitsrate ist deutlich gesunken. Dennoch erhalten nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts Berlin jedes Jahr etwa 58.100 Menschen die Diagnose Darmkrebs, davon etwa 33.100 Männer und 25.000 Frauen. Für sie gilt: Je früher eine Darmkrebserkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungs- und Überlebenschancen.

Die Behandlung von Tumorerkrankungen des Verdauungstrakts ist ein Schwerpunkt des Viszeralmedizinischen Zentrums im Haus St. Elisabeth des Gemeinschaftskrankenhauses. Es ist Mitglied im Integrativen Darmzentrum Bonn/Rhein Sieg und Kooperationspartner im Centrum für integrierte Onkologie (CIO) der Universitäten Köln und Bonn. Jeder Patient erhält nach den Vorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft eine leitliniengerechte Behandlung und Nachsorge. Mit exakter Diagnostik liefert Prof. Dr. Dumoulin die Basis für die individuellen Therapie-Entscheidungen – von der Beseitigung früher Tumorstadien mittels schonender endoskopischer Verfahren bis hin zur tumorchirurgischen Operation.

Jeder Fall wird in der wöchentlich stattfindenden interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen. Neben den Ärzten der Gastroenterologie, Viszeralchirurgie und der Radiologie aus dem Gemeinschaftskrankenhaus sind hieran die Onkologen aus dem Zentrum für Ambulante Hämatologie und Onkologie, die Pathologie Bonn-Duisdorf und die Radioonkologie der MediClin Robert Janker Klinik, beteiligt. Gemeinsam werden die Behandlungskonzepte für Krebspatienten erarbeitet und anschließend auch mit den Haus- und Fachärzten umgesetzt.

Spezielle Technik erlaubt endoskopische Abtragung auch großflächiger früher, auf die Schleimhaut begrenzter Tumoren

Prof. Dr. Dumoulin ist Spezialist für endoskopische Eingriffe im gesamten Verdauungssystem. Mit dem flexiblen Endoskop erreicht er Gewebsveränderungen mit einem Durchmesser von weniger als zwanzig Millimetern und größere Polypen und kann sie mittels Drahtschlinge in der Darmschleimhaut schonend abtragen (endoskopische Mukosaresektion). Auch großflächige frühe, auf die Schleimhaut begrenzte Tumoren kann er endoskopisch entfernen. Dafür erlernte er bei den japanischen Spezialisten in Tokio und Nagano die Technik der Endoskopischen Submukosadissektion (ESD): Bei diesem Verfahren erfolgt der Eingriff im Bereich zwischen der Schleimhaut und der darunterliegenden dünnen Bindegewebsschicht, der sogenannten Submukosa. Nach Markierung des Tumors wird zunächst die Schleimhaut mit einem Spezial-Messer geöffnet (Inzision), eine Injektionslösung eingebracht und dann mit einem Nachschnitt der Zugang zur darunterliegenden Submukosa eröffnet. Nun erfolgt die eigentliche Dissektion in einem Stück. Dies ist wichtig, um die Randbereiche des Tumors exakt feingeweblich untersuchen zu können und so eine sichere Entfernung zu gewährleisten.

Prof. Dr. Dumoulin: „Durch diese Möglichkeit erlaubt die ESD-Technik endoskopische Eingriffe bei Tumoren der Speiseröhre, des Magens und des Darms, die sonst nur chirurgisch-operativ, etwa durch eine vollständige oder teilweise Entfernung des betroffenen Organs zu behandeln wären. So bleibt die Funktion des Organs in der Regel uneingeschränkt erhalten.“ Das Gemeinschaftskrankenhaus gehört zu den wenigen europäischen ESD-Zentren und ist mit etwa 100 Interventionen pro Jahr bundesweit eines der größten. Dazu ist in der Abteilung für Endoskopie, Ultraschall und Funktionsdiagnostik im Haus St. Elisabeth neueste Medizintechnik verfügbar.

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