GA-Telefonaktion zum Thema Schlaganfall „Blutdruck und Cholesterin sind kein Schicksal“

Service · Welche Möglichkeiten zum Schutz vor Schlaganfällen gibt es, die über die ohnehin ratsame Bewegung hinausreichen? Dies war eines der zentralen Themen bei der jüngsten GA-Telefonaktion mit drei Medizinern aus Bonn und der Region.

Bewegung und Gymnastik verringern das Schlaganfall-Risiko.

Bewegung und Gymnastik verringern das Schlaganfall-Risiko.

Foto: picture alliance / dpa/Rolf Haid

An den Telefonen des General-Anzeigers hatten Professor Dr. Christian Dohmen (Chefarzt Neurologie und neurologische Intensivmedizin an der LVR-Klinik Bonn), Professor Dr. Sebastian Paus (Chefarzt Neurologie an den GFO-Kliniken Troisdorf) und Dr. Hartmut Bauer (Chefarzt Neurologie, Marienhospital Euskirchen) Platz genommen. „In meinen Gesprächen ging es um die Schlaganfallprävention – sei es durch Therapie von Risikofaktoren oder regelmäßigen Sport – sowie um den günstigen Einfluss von gesunder Ernährung. Besprochen wurde zudem die Bedeutung der Blutverdünnung im Zusammenhang mit Vorhofflimmern. Auch stellten Anrufer Fragen zu nicht evidenzbasierten Methoden der Schlaganfallbehandlung und deren Wirksamkeit“, berichtet Hartmut Bauer im Nachgang. Dies waren weitere Fragen und Antworten:

Wie viel Bewegung oder Sport wird konkret zur Schlaganfallvorsorge empfohlen?

Christian Dohmen: Man sollte sich mindestens 150 Minuten pro Woche bewegen, dazu zählt auch Gehen, Gartenarbeit etc.. Alternativ oder noch besser ergänzend sollten 90 Minuten Sport in der Woche getrieben werden.

Wie sollte das Blut verdünnt werden, wenn ich bereits einen Schlaganfall hatte und die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern festgestellt wurde?

Christian Dohmen: Hier sollte immer Rücksprache mit dem Neurologen gehalten werden. Grundsätzlich sollte nach einer Durchblutungsstörung des Gehirns und bei Vorhofflimmern eine Blutverdünnung mit einem speziellen Medikament (NOAK) erfolgen.

Ich nehme seit einiger Zeit Aspirin ein, ohne dass ich bisher einen Schlaganfall hatte, weil mein Hausarzt mir das empfohlen hat. Soll ich das weiter nehmen?

Christian Dohmen: Wenn kein konkreter Grund wie eine Verengung der hirnversorgenden Gefäße oder eine Herzerkrankung vorliegt, sollte Aspirin grundsätzlich nicht eingenommen werden. Das muss im Einzelfall aber immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Bei mir ist es in der Vergangenheit zu einer TIA (Transitorische ischämische Attacke) gekommen, und ich nehme eine Plättchenhemmung bzw. eine Antikoagulation ein. Muss ich Medikamente zur Schlaganfall-Vorbeugung dauerhaft einnehmen?

Sebastian Paus: Die medikamentöse Sekundärprophylaxe nach TIA oder Schlaganfall ist in den allermeisten Fällen eine lebenslange Therapie. Dies gilt übrigens auch für die nicht-medikamentösen Maßnahmen wie Reduktion der Risikofaktoren, Sport etc.

Mein Vater und mein Bruder hatten Schlaganfälle. Welche Rolle spielt die familiäre Vorbelastung?

Sebastian Paus: Die meisten Risikofaktoren sind modifizierbar, sie können also behandelt werden. Blutdruck- oder Cholesterinwerte sind kein „Schicksal“.

Wie kann ich mich als Patient mit bestimmten Präparaten und Verschreibungen auseinandersetzen?

Sebastian Paus: Es stehen uns heute sehr wirksame Medikamente zum Schutz vor Schlaganfällen zur Verfügung. Als Patientin oder Patient sollte man allerdings immer seinen Arzt fragen, wie genau die Einnahme begründet wird, und dies auch irgendwo aufschreiben.

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