Sportmediziner Ingo Froböse gibt Tipps Von den Spitzensportlern lernen

Bad Godesberg · Der Kölner Sportmediziner Ingo Froböse referiert im Club La Redoute über Ernährung, Belastung und Regenerationsphasen

Professor Ingo Froböse ist Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Professor Ingo Froböse ist Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Foto: picture alliance/dpa/Marius Becker

Mats Hummels und Marco Reus liegen auf dem Rasen, die Hände vor dem schmerzverzerrten Gesicht. Ein Bild vergangener Tage, doch könnte es im Fall Reus aktueller nicht sein. Der verletzungsanfällige Fußballprofi von Borussia Dortmund gilt als ein unrühmliches Paradebeispiel für den hohen Verschleiß im Spitzensport. Denn Reus verpasst verletzungsbedingt erneut ein großes Turnier – die WM in Katar. Mit diesem Bild eröffnete Sportwissenschaftler Ingo Froböse seinen Vortrag zum Thema „Was wir vom Spitzensport für den Alltag lernen können“ im Club La Redoute in Bad Godesberg. Der 65-Jährige ist Professor für Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule Köln. Zudem ist er für die Politik und weitere Institutionen als Berater tätig.

Doch nicht nur in der Fußball-Bundesliga sind die Profis hohen Belastungen ausgesetzt. Der Alltag vieler Menschen ist in der heutigen Zeit von Stress und Strapazen geprägt. „Wir haben kein Belastungs-, sondern ein Regenerationsproblem“, erläutert Froböse. Dabei vergleicht er den Körper mit einem Handyakku. Abends an die Steckdose gesteckt, um morgens wieder einsatzbereit zu sein. Ganz ähnlich verhält es sich bei unserem Organismus, der ausreichend Erholung braucht, um am nächsten Tag wieder die volle Leistung abrufen zu können. „Höher, schneller, weiter“ ist die Devise – sowohl im Sport als auch in der Leistungsgesellschaft. Froböse warnt vor dem Optimierungswahn, der auch in den Köpfen vieler Freizeitsportler Einzug erhält. Die richtige Erholung und das Verhältnis von Be- und Entlastung seien jedoch viel wichtiger. So braucht es nach einem Ausdauerlauf mindestens 24 Stunden Erholungszeit für den Organismus. Beim Krafttraining benötigt die entsprechende Muskelpartie hingegen eine Pause von drei Tagen.

„Die Aufgabe des Lebens ist es, die verbrauchten Ressourcen wiederaufzuarbeiten“, so der Sportmediziner. Wichtig für diese Aufarbeitung sei neben Phasen der Erholung auch eine ausgewogene Ernährung. Gerade im Alter sei eine ausreichende Zufuhr von Eiweißen essenziell. Einen besonderen Appell richtet Froböse daher an die Kliniken und Krankenhäuser dieses Landes. Es bedarf hochwertiger Nahrung und nicht nur „graues Brot mit Honig“.

In der anschließenden Diskussion sorgte vor allem eine Thematik für Anklang unter den Anwesenden: Froböse unterstrich die Bedeutung des Sportes in der Schule und kritisierte zugleich die Klassifizierung als Nebenfach. Der Schulsport ist laut dem Universitätsprofessor von immenser Bedeutung „für die Wertigkeit unserer Gesellschaft und die Entwicklung unserer Jugend“.

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