Verstopfung Wenn der Toilettengang zur Qual wird

Vilsbiburg · Keiner redet gern über Probleme mit dem Stuhlgang. Doch es betrifft viele Menschen, nicht nur Ältere. Hausmittel können helfen, die Verdauung auf Trab zu bringen. Aber wann muss man zum Arzt?

 Ein geblähter Bauch und Völlegefühl können Anzeichen für eine Verstopfung sein. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Ein geblähter Bauch und Völlegefühl können Anzeichen für eine Verstopfung sein. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Foto: Christin Klose

Eine Verstopfung ist nicht nur unangenehm, sie kann auch gesundheitliche Probleme verursachen. Und sie ist ein Volksleiden: Schätzungen zufolge hat ungefähr jeder fünfte Mensch in Deutschland damit zu kämpfen.

Wie oft wir auf die Toilette gehen, schwankt individuell, auch bei gesunden Menschen - der eine geht drei Mal pro Tag, der andere drei Mal pro Woche. Doch wenn es Abweichungen von den zeitlichen Routinen gibt, kann das ein ungutes Gefühl hervorrufen.

Die Gastroenterologin Birgit Terjung formuliert es so: „Tritt seltener als üblich eine Stuhlentleerung auf, fühlen sich die Menschen verstopft. Sie haben das Gefühl eines Völlegefühls, einer unvollständigen Stuhlentleerung. Sie müssen stark pressen, berichten über harten oder klumpigen Stuhl, oder es muss gar manuell nachgeholfen werden.“

Das beunruhigt. Manche sorgen sich gar vor einer „inneren Vergiftung“, berichtet Terjung. Doch keine Sorge: „Dieser Mythos entbehrt einer wissenschaftlichen Grundlage“, stellt die Chefärztin der Abteilung für Innere Medizin an den GFO Kliniken in Bonn klar.

Zwei Formen von Verstopfung

Mediziner unterscheiden zwei Hauptformen der Verstopfung: eine sogenannte Passagestörung und eine Entleerungsstörung des Enddarmes.

Eine zu langsame Darmpassage führt zu Völlegefühl, einem geblähten Bauch und seltenen Stuhlentleerungen. „Diese Form kann von Medikamenten und anderen Erkrankungen kommen“, sagt Terjung. Auch anderes Essen - im Urlaub zum Beispiel - kann vorübergehend dazu führen.

Ursächlich für eine Entleerungsstörung des Enddarmes können Verkrampfungen am Darmausgang, eine Beckenbodenschwäche mit einer möglichen Aussackung der Mastdarmvorderwand in die Scheide oder ein eingedickter Stuhlgang sein, schildert die Gastroenterologin.

Eine chronische Verstopfung wird auch Obstipation genannt und kann in jedem Lebensalter auftreten, erklärt Prof. Christian Pehl. Er ist Leitlinienkoordinator für chronische Obstipation der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie und Ärztlicher Direktor am Krankenhaus in Vilsbiburg in Bayern.

Besonders betroffen davon sind allerdings ältere Menschen. „Die Gründe sind Bewegungsmangel, eine ballaststoffarme Ernährung oder eine zu geringe Trinkmenge“, sagt Birgit Terjung. Außerdem verändert sich bei Älteren oft die Transportzeit im Darm, der Stuhlgang wird langsamer im Dickdarm transportiert.

Parkinson, Demenz, Depressionen oder Diabetes mellitus können sich ebenfalls negativ auf den Stuhlgang auswirken, so Terjung. Gleiches gilt für Antidepressiva, Parkinsonmittel, Psychopharmaka und opiathaltige Schmerzmittel.

Was bringen Hausmittel?

Wer mit einer Verstopfung zu kämpfen hat, muss nicht immer gleich ärztlichen Rat einholen - man kann in bestimmten Fällen auch erstmal Hausmittel versuchen. „Trockenpflaumen, Dörrobst und Sauerkrautsaft können milde Formen einer chronischen Obstipation gut behandeln“, sagt Pehl. „Aber auch hier gibt es manchmal Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall.“

Ebenso können Ballaststoffe zur Ernährung ergänzt werden. „Besonders Flohsamenschalen-Präparate bieten sich hier aufgrund ihrer stuhlregulierenden Wirkung an“, erläutert Pehl.

Und wann sollte man zum Arzt gehen? „Ist eine Verstopfung neu und anhaltend, besonders ab einem Alter von 50 Jahren, sollte ein Arzt konsultiert werden“, rät Terjung. Das gilt ebenso, wenn starke Blähungen, Bauchschmerzen oder Blut im Stuhl auftreten.

© dpa-infocom, dpa:210126-99-177069/4

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