Fragen und Antworten Rotes Kreuz warnt vor erhöhter Zecken-Gefahr

Berlin/Bonn · Durch den milden Winter gibt es laut dem Deutschen Roten Kreuz noch mehr Zecken als im Vorjahr. Die Spinnentiere können Krankheiten übertragen.

 Dank des warmen Frühlingswetters lauern wieder Zecken im Gras und Unterholz. Die von ihnen übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) breitet sich auch im Norden Deutschlands aus.

Dank des warmen Frühlingswetters lauern wieder Zecken im Gras und Unterholz. Die von ihnen übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) breitet sich auch im Norden Deutschlands aus.

Foto: Daniel Reinhardt

Die Gefahr von Zecken gebissen zu werden ist in diesem Jahr besonders groß. Darauf weist Peter Sefrin, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hin. Er sagt: „Die Risikogebiete für einen vermehrten Zeckenanfall sind dieses Jahr größer. Aufgrund des milden Winters gibt es zudem noch mehr Zecken als in den Vorjahren. Begonnen hat die Zeckensaison diesmal schon im März.“

Der Stich der Tiere verursacht nicht nur Juckreiz. Sie können auch die Krankheiten Borreliose und FSME übertragen. Bonn und die Region gehören aber noch nicht zu den sogenannten FSME-Risikogebieten. Diese Krankheit wird in Süddeutschland besonders häufig nach einem Zeckenstich beobachtet. FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine Erkrankung bei der es zu einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten kommen kann.

Wo leben Zecken?

Zecken lauern im Unterholz, in Büschen oder in hohem Gras. Die lästigen Blutsauger können Krankheitserreger übertragen. Das tun sie zunehmend nicht mehr nur im Süden der Republik, wie Zeckenexperten am Dienstag in Stuttgart sagten. Meist hat ein Zeckenstich aber keine gesundheitlichen Folgen. Und es gibt ja auch Möglichkeiten, sich etwa durch geeignete Kleidung zu schützen.

Wie kann man sich vor einem Zeckenbiss schützen?

Die Zeckensaison dauert laut dem DRK etwa noch bis Oktober. Bis dahin sollte das Laufen durch dichtes Unterholz und hohes Gras vermieden werden. Schutz bietet die Bedeckung des Körpers durch helle Kleidung mit dicht anliegenden langen Ärmeln und Hosenbeinen sowie das Tragen von Socken und geschlossenen Schuhen. Laut dem Robert Koch Institut (RKI) können auch Abwehrmittel für die Haut, die Icaridin oder Diethyltoluamid enthalten in gewissem Umfang auch gegen Zecken wirken.

Nach dem Aufenthalt im Freien empfehlen DRK und RKI Kleidung und die Haut abzusuchen. Zecken stechen demnach vor allem in Kniekehlen, Achselhöhlen, Bauchnabel, Hals, Haaransatz, Hautfalten und an behaarten Körperstellen.

Welche Zeckenarten gibt es in Deutschland?

Am häufigsten kommt der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) vor. Er kann verschiedene Krankheitserreger übertragen, vor allem Lyme-Borreliose, eine Bakterieninfektion. Bis zu 30 Prozent der Zecken sind laut Robert Koch-Institut (RKI) mit Borrelien infiziert, dem bakteriellen Erreger der Lyme-Borreliose. Die Gefahr einer Infektion besteht in allen Teilen Deutschlands. Einige Zecken tragen auch die Erreger der durch Viren verursachten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in sich.

Wo kann ich von den Spinnentieren befallen werden?

Überall in der Natur - in Wäldern, Wiesen, Parks und Gärten. Zecken bevorzugen eine feuchte Umgebung. Sie können nicht springen und fallen auch nicht von Bäumen herab, sondern klettern auf Grashalme und Gebüsch. Streift man den Winzling im Vorbeigehen, klammert er sich fest. Dagegen schützt lange Kleidung. Auf hellem Stoff sind die Tiere leichter zu erkennen. Ein Insekten- und Zeckenabwehrmittel kann zusätzlich auf die Haut aufgetragen werden, bietet aber laut keinen umfassenden Schutz, so das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz

Wie sieht es mit der Infektionsgefahr aus?

Die Lyme-Borreliose ist die am häufigsten durch Zecken übertragene Erkrankung in Deutschland. Schätzungen gehen von mehreren Zehntausend Neuerkrankungen pro Jahr aus, die Diagnose ist schwierig. Die Gefahr, sich mit FSME anzustecken, ist wesentlich geringer. 250 bis 500 Menschen erkranken Experten zufolge jedes Jahr daran. Im vergangenen Jahr waren es laut Robert-Koch-Institut knapp 500.

Wo sind die Risikogebiete?

Während die FSME vor allem in Süddeutschland auftritt, kann sich die Lyme-Krankheit im ganzen Land entwickeln. Experten zufolge wurden zuletzt auch in Norddeutschland, etwa im westlichen Niedersachsen oder in Berliner Großstadtgärten FSME-Erkrankungen registriert.

Sticht die Zecke sofort zu?

Nein. Sie krabbelt zunächst längere Zeit auf dem Körper umher, um eine geeignete Stelle zu finden. Deshalb sollte man gleich nach dem Aufenthalt in einem möglichen Zeckengebiet vor allem Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Armbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich und Kniekehlen absuchen.

Und wenn sich schon eine Zecke festgebissen hat?

Die Zecke sollte möglichst schnell mit einer Pinzette, einer Zeckenkarte oder einer speziellen Zeckenzange herausgezogen werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Experten raten, die Tiere dabei am Stechapparat zu fassen und möglichst nicht zu quetschen. Die Tiere können mehrere Tage lang Blut saugen. Zu einer Borreliose-Infektion kommt es innerhalb der ersten zwölf Stunden nach dem Stich nur selten. Die Borrelien sind im Darm der Zecke, und es dauert eine Weile, bis sie nach draußen gelangen. FSME-Viren werden dagegen schon innerhalb kurzer Zeit nach dem Stich übertragen.

Wie sind die Symptome für eine Borreliose?

Treten nach einem Zeckenbiss Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen oder Abgeschlagenheit auf, kann das auf Borreliose hindeuten. Ein charakteristisches Merkmal ist zudem eine sogenannte Wanderröte: eine sich ringförmig ausbreitende Hautrötung. Später können Nervenlähmungen, Hirnhautentzündungen oder entzündliche Schwellungen der Knie- und Sprunggelenke auftreten. Das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz rät: "Die Lyme-Borreliose sollte so früh wie möglich mit Antibiotika behandelt werden, eine Impfung gibt es nicht."

Wie verläuft eine FSME-Erkrankung

Eine FSME-Infektion äußert sich zunächst mit grippeähnlichen Symptomen und kann in einer zweiten Phase zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Hirns oder des Rückenmarks führen. Das Robert Koch-Institut gibt regelmäßig eine Karte mit so genannten FSME-Risikogebieten heraus. Danach ist das Risiko, durch einen Zeckenstich an FSME zu erkranken, in Baden-Württemberg, Bayern sowie in Teilen Thüringens, Hessens und Sachsens höher. In Rheinland-Pfalz ist der Landkreis Birkenfeld seit einigen Jahren Risikogebiet, im Saarland der Saar-Pfalz-Kreis. In NRW sind keine Risikogebiete bekannt.

Kann man sich vorbeugend impfen lassen?

Gegen die Lyme-Borreliose gibt es keine Impfung, sie ist aber gut mit Antibiotika zu behandeln. Gegen FSME kann man sich dagegen impfen lassen. Der Schutz ist vor allem für Menschen in Risikogebieten wichtig, denn FSME lässt sich nicht wirksam behandeln. Bundesweit sind etwa 20 Prozent der Bevölkerung gegen FSME geimpft, in Österreich sind es laut Experten 80 Prozent.

(Mit Material von dpa)

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