Daddeln für die Karriere - Jobs in der Spielebranche

Berlin · Am Anfang waren die Einzelkämpfer. Frühe Computerspielhits wurden oft von winzigen Teams entwickelt, häufig neben dem "richtigen" Job. Diese Zeiten sind vorbei: Inzwischen generiert die Spieleindustrie Millionenumsätze und ist Arbeitgeber für unzählige Fachkräfte weltweit.

 Kurz vor Veröffentlichung eines neuen Spiels sitzt Software Engineer Tim Eckhoff viel vor dem Computer und programmiert. Die Ideen für neue Spiele werden jedoch meist im Brainstorming in der Gruppe generiert. Eckhoff arbeitet beim Berliner Spieleentwickler Wooga. Foto: Inga Kjer

Kurz vor Veröffentlichung eines neuen Spiels sitzt Software Engineer Tim Eckhoff viel vor dem Computer und programmiert. Die Ideen für neue Spiele werden jedoch meist im Brainstorming in der Gruppe generiert. Eckhoff arbeitet beim Berliner Spieleentwickler Wooga. Foto: Inga Kjer

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Allein in Deutschland hängen nach Zahlen des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) an der Branche rund 13 000 Jobs. In den Anfangstagen waren Spieleentwickler noch fast ausschließlich Programmierer, also Informatiker. Inzwischen sind andere Spezialisten aber mindestens genauso wichtig, sagt Thomas Bremer. Er ist Professor im Studiengang Game Design an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin: "Da gibt es drei Gruppen. Das ist der technische Teil, der gestalterische Teil und der Game Designer."

Der letzte Beruf in dieser Liste ist der jüngste: "Der bildet sich langsam erst als eigene Tätigkeit heraus." Game Designer entwerfen die Regeln, auf denen ein Spiel basiert. "Ohne den Game Designer geht also im Grunde nichts", erklärt Prof. Bremer.

Die Gestalter, Art Designer oder Game Artists sorgen derweil dafür, dass es beim Zocken auch etwas zum Anschauen gibt: Sie entwerfen die Spielwelt und die Figuren darin. Außerdem sind sie für das User Interface verantwortlich, also die Menüs und andere Anzeigen.

Programmierer liefern das technische Grundgerüst für Game und Art Design und fügen die verschiedenen Elemente zu einem fertigen Produkt zusammen. Ihre Aufgabenstellung hat sich in den vergangenen Jahren am meisten verändert, sagt Prof. Bremer. Denn inzwischen basieren viele Spiele auf sogenannten Engines. Das ist einkaufbare Software, die das technische Grundgerüst bereits mitbringt. Informatiker werden daher eher für die Online-Infrastruktur eines Spiels gebraucht.

Angehende Spieleentwickler können sich schon in der Ausbildung auf einen Teilbereich oder sogar eine spezielle Aufgabe darin konzentrieren. Viele Studiengänge bieten aber die Möglichkeit, überall einmal hineinzuschnuppern. So war es bei Tim Eckhoff: Seit 2013 arbeitet er als Software Engineer beim Berliner Spieleentwickler Wooga, zuvor hat er Game Design an der Mediadesign Hochschule Berlin studiert: "Das war ein Überblicksstudium, bei dem ich aus jeder Disziplin etwas gelernt habe, mit Spezialisierung am Schluss."

In Deutschland gibt es inzwischen 156 Studiengänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die angehende Spieleentwickler auf den Einstieg in die Branche vorbereiten. Das geht aus dem "Ausbildungskompass Games" des BIU hervor.

Im Entwicklungsalltag sind Soft Skills wie Einfühlungs- und Diskussionsvermögen extrem wichtig. Große Teile seines Arbeitstags verbringt Tim Eckhoff nicht am Computer - zumindest in bestimmten Phasen eines Projekts: "Wir gehen jetzt gerade auf die Fertigstellung eines Spiels zu, da wird auch mehr wirklich programmiert", erzählt er. "Vorher war es wirklich viel Gequatsche, teilweise bestehen Tage zu einem oder zwei Drittel aus Meetings."

Neben der Entwicklung neuer Titel gibt es in der Spielebranche noch andere Jobs zu erledigen. Darunter sind zum Beispiel klassische Unternehmensaufgaben wie Vertrieb, Marketing und Personal. Umgekehrt müssen ausgebildete Game Designer nicht unbedingt zu einem Spieleentwickler gehen. "Unsere Absolventen gehen auch in andere Bereiche, bis hin zur Unternehmensberatung. Game Designer sind Motivationsexperten, das ist auch in anderen Feldern anwendbar", sagt Prof. Bremer.

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