DIHK: 80 000 Lehrstellen unbesetzt

Berlin · Für Jugendliche war es noch nie so einfach, eine Lehrstelle zu bekommen. Betriebe klagen über Zehntausende unbesetzte Ausbildungsplätze und mangelnde Fähigkeiten der Bewerber. Zunehmend sind Großbetriebe betroffen. Eine "Azubi-Welle" aus Europa blieb aus.

 Mechaniker-Lehrling bei der Arbeit: Für Jugendliche ist die Chance auf einen Ausbildungsplatz derzeit so gut wie nie. Foto: David Ebener

Mechaniker-Lehrling bei der Arbeit: Für Jugendliche ist die Chance auf einen Ausbildungsplatz derzeit so gut wie nie. Foto: David Ebener

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Für Unternehmen wird es nach Angaben des DIHK immer schwieriger, ihre Ausbildungsplätze mit geeigneten Bewerbern zu besetzten. Im vergangenen Jahr blieben im Bereich der Industrie- und Handelskammern (IHK) 80 000 Ausbildungsplätze unbesetzt, wie DIHK-Präsident Eric Schweitzer am Donnerstag (21. August) in Berlin mitteilte. Für Jugendliche dagegen sei die Chance auf einen Ausbildungsplatz so gut wie nie: "2014 sind die Chancen auf Ausbildung für Jugendliche weiterhin hervorragend."

Die Schwierigkeiten, offene Lehrstellen zu vergeben, wirkten sich zunehmend auch auf Großbetriebe aus, sagte Schweitzer. Beklagt werde nach wie vor die mangelnde Ausbildungsreife von Schulabgängern. Die Unzufriedenheit der Betriebe über nicht ausreichende Mathe- und Deutschkenntnisse steige wieder deutlich, sagte Schweitzer kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres.

Fachliche Mängel könnten durch Nachhilfe im Betrieb oftmals aufgefangen werden. Bei Defiziten wie Disziplin, Belastbarkeit und Leistungsbereitschaft sei dies kaum möglich: "Die Schere zwischen betrieblicher Anforderung und sozialen Kompetenzen der Auszubildenden geht weiter auseinander", hieß es. 45 Prozent der Unternehmen berichteten von zu geringer Disziplin. Am häufigsten jedoch würden Mängel bei der Leistungsbereitschaft von 54 Prozent der Betriebe genannt, gefolgt von Belastbarkeit mit 46 Prozent.

Die demografische Entwicklung und der "Akademisierungstrend" blieben ein Problem. In diesem Jahr haben laut DIHK 53 000 junge Leute weniger die Schulen verlassen als im Vorjahr. Im Jahr 2025 werde es nochmals 120 000 weniger Schulabgänger geben als 2014: "Zusätzlich ist der Run auf die Hochschulen ungebrochen."

Als Folge kämpft laut DIHK bereits heute mehr als jeder zweite Betrieb mit rückläufigen Bewerberzahlen. Unternehmen wollten daher deutlich stärker neue Bewerbergruppen erschließen, um dem Fachkräftemangel frühzeitig zu begegnen. Für Studienabbrecher oder junge Leute, die eine Ausbildung nur in Teilzeit durchführen können, eröffneten sich dadurch sehr gute Ausbildungschancen.

Nach DIHK-Angaben setzt inzwischen zudem fast jeder zehnte Betrieb bei der Azubi-Suche auch auf materielle oder finanzielle Anreize - etwa Zuschüsse zum Nahverkehr oder zum Führerschein. "Goodies für Azubis" könnten darüber hinaus Prämienzahlungen, Wohnungszuschüsse, Büchergeld oder Geld fürs Fitness-Studio sein. Manche Betriebe böten sogar ein Smartphone oder einen Dienstwagen.

Bei Absagen Bewerbungsmappe checken lassenKassieren Jugendliche bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz viele Absagen, liegt es vielleicht an der Bewerbungsmappe. Am besten wenden sie sich dann an ihren Berufsberater. Er kann beim Durchsehen der Mappe feststellen, ob sich der Jugendliche falsch verkauft hat oder irgendwelche Fehler versteckt sind. Darauf weist Angelika Knötig von der Agentur für Arbeit hin. Sind Berufsangänger im Auftreten sehr unsicher, kann ihnen auch ein Bewerbungscoaching helfen. Im Gespräch mit dem Personalchef können sie sich so besser beweisen.

Jugendliche sollten nicht aus der Not heraus die erstbeste freie Ausbildungsstelle annehmen. Hat sie mit dem gewünschten Berufszweig nichts zu tun, ist ein späterer Abbruch oft programmiert. Das werfe den Azubi um ein weiteres Jahr zurück. Besser sei es, die freie Zeit beispielsweise für eine Einstiegsqualifizierung zu nutzen. Dieses betriebliche Praktikum dauert zwischen sechs und zwölf Monaten und wird vergütet. Läuft alles gut, können Jugendliche im Anschluss daran versuchen, im gleichen Betrieb eine Ausbildung zu machen.

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