Schulabsolventen verunsichert Handwerk schaut mit Sorge auf den Ausbildungsmarkt

Berlin · Trotz der Pandemie haben viele Betriebe in diesem Jahr jungen Menschen einen Ausbildungsbeginn ermöglicht. Doch noch immer sind 14.000 Lehrstellen im Handwerk unbesetzt. Daher könnten bald noch mehr Fachkräfte fehlen.

 Laut dem Handwerkspräsidenten Hans Peter Wollseifer sind noch 14.000 Ausbildungsstellen im Handwerk zu vergeben. Doch junge Menschen zeigen sich zurückhaltend. Foto: Felix Kästle/dpa

Laut dem Handwerkspräsidenten Hans Peter Wollseifer sind noch 14.000 Ausbildungsstellen im Handwerk zu vergeben. Doch junge Menschen zeigen sich zurückhaltend. Foto: Felix Kästle/dpa

Foto: Felix Kästle

Das Handwerk warnt davor, dass sich infolge der Corona-Krise der Fachkräftemangel verschärft. Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sagte, das Handwerk liege bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen um rund 10.000 unter dem vergangenen Jahr.

„Wir sehen das wirklich mit Sorge. Denn die Jugendlichen, die heute nicht ausgebildet werden, die fehlen uns in drei Jahren als Fachkräfte. Das wird, wenn wir nicht gegensteuern, dann den Fachkräftemangel gerade bei uns im Handwerk weiter verstärken.“

Die Betriebe hätten sich zwar von den Pandemie-Schwierigkeiten, Einschränkungen und Umsatzeinbrüchen nicht entmutigen lassen. Es seien aber immer noch 14.000 Ausbildungsstellen im Handwerk frei, sagte Wollseifer: „Vielleicht nicht direkt vor der Haustür, vielleicht im Wunschberuf nicht vor Ort. Aber jeder Jugendliche kann noch einen Ausbildungsplatz in dem Beruf bekommen, den er sich vorstellt, wenn er ausbildungswillig und ausbildungsfähig ist.“

Das Handwerk habe nach großen Problemen im Frühjahr aufgeholt - damals waren etwa wichtige Ausbildungsmessen und Jobbörsen ausgefallen. Im Mai habe das Minus bei der Zahl der Ausbildungsverträge noch bei 18 Prozent gelegen, Ende November bei minus 7,1 Prozent.

Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks sagte weiter: „Mit Sorge schauen wir auch auf das nächste Jahr, weil wir mitbekommen, dass viele Jugendliche sehr verunsichert sind und denken: Ja, wenn es der Wirtschaft nicht so gut geht, habe ich dann dort überhaupt auf Dauer eine Chance?“ Er könne jedoch voller Überzeugung sagen: „Das Handwerk ist krisensicher. Selbst in der jetzigen Situation erweist sich das Handwerk als stabiler als andere Wirtschaftsbereiche, bei denen die Umsatzeinbrüche noch deutlicher sind.“

Außerdem würden Handwerkerinnen und Handwerker für alle Zukunftsaufgaben gebraucht. „Nur mit ihnen sind die zu wuppen, egal ob das jetzt im Energiebereich ist, im Klimaschutz oder bei der Gebäudesteuerung. Neue Berufsabschlussbezeichnungen machen darüber hinaus klar, dass handwerkliche Qualifikationen anspruchsvoll sind und auf einem Level mit akademischen Graden liegen. Das stärkt das Image des Handwerks.“

Wollseifer sprach sich aber für eine Förderung der Betriebe und der Azubis aus. „Warum werden bei den Sozialversicherungsabgaben Auszubildende nicht so behandelt wie Studenten? Azubis sollten bei der Krankenversicherung bis zum 25. Lebensjahr über das Ticket der Eltern mitversichert werden. Das brächte Betrieben, aber vor allem auch Auszubildenden eine wesentliche Entlastung. Und wenn Gewerkschaften dagegen sind, leuchtet mir das überhaupt nicht ein, denn dadurch hätten Betriebe und Azubis mehr Geld in der Tasche.“

© dpa-infocom, dpa:201230-99-854362/2

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort