Probleme bei Pensionskassen Corona setzt Altersvorsorge unter Druck

Bonn · Die Corona-Pandemie lässt ein Ende der Zinsflaute in weite Ferne rücken. Das bedeutet nichts Gutes für die Altersvorsorge. Denn Pensionskassen und Lebensversicherer geraten immer mehr in Bedrängnis.

 Die Finanzaufsicht Bafin hält derzeit rund 40 der mehr als 130 Pensionskassen und rund 20 von 80 Lebensversicherern unter verschärfter Beobachtung. Foto: Boris Roessler/dpa

Die Finanzaufsicht Bafin hält derzeit rund 40 der mehr als 130 Pensionskassen und rund 20 von 80 Lebensversicherern unter verschärfter Beobachtung. Foto: Boris Roessler/dpa

Foto: Boris Roessler

Die Corona-Krise verfestigt die Zinsflaute am
Finanzmarkt, der Druck vor allem auf Pensionskassen wächst. Im
vergangenen Jahr hätten rund 30 Pensionskassen finanzielle
Unterstützung von ihren Trägerunternehmen oder Aktionären erhalten,
die in der Regel auf mehrere Jahre gestreckt würden, berichtete
Deutschlands oberster Versicherungsaufseher Frank Grund.
„Es bleibt aber abzuwarten, wie leistungsfähig die Trägerunternehmen
selbst in der Corona-Krise bleiben.“

Die Finanzaufsicht Bafin hält derzeit rund 40 der mehr als 130
Pensionskassen und rund 20 von 80 Lebensversicherern unter
verschärfter Beobachtung. Corona habe die größte Herausforderung für
Pensionskassen und Lebensversicherer - das Niedrigzinsumfeld - noch
verfestigt, sagte der Bafin-Exekutivdirektor bei der
Online-Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht.

Pensionskassen geraten in Schwierigkeiten

Erst jüngst hatte die Finanzaufsicht zwei Pensionskassen die
Betriebserlaubnis entzogen, weil diese die Mindestkapitalanforderung
nicht erfüllten und ihre Finanzierungspläne zur Beseitigung der
Unterdeckung unzureichend seien. Die Untersagung war bereits 2018
angeordnet worden, nach einem Widerspruchsverfahren wurde sie am 1.
Januar 2021 rechtskräftig.

Nach Angaben der Bafin haben in den vergangenen Jahren insgesamt 60
Pensionskassen ihr Neugeschäft eingestellt. Eine besondere Häufung
von Fällen in der jüngsten Vergangenheit habe er aber nicht
beobachtet, sagte Grund.

Nach seinen Angaben haben Lebensversicherer einen größeren Spielraum
zur Bewältigung der wegen der Corona-Krise wohl noch Jahre
anhaltenden Niedrigzinsen am Finanzmarkt. Das gelte vor allem für
Produkte im Neugeschäft, sagte Grund. Erste Versicherer haben sich
bei Neuverträgen beispielsweise von der vollständigen Garantie der
eingezahlten Beiträge verabschiedet. In der Zinsflaute fällt es der
Branche immer schwerer, die hohen Zusagen der Vergangenheit für den
Altersvorsorgeklassiker am Finanzmarkt zu erwirtschaften.

Versicherungsbranche zeigt sich bisher robust

Insgesamt zeigte sich Grund mit Blick auf die Lage der gesamten
Versicherungsbranche verhalten optimistisch. „Für Entwarnung ist es
dennoch zu früh“, mahnte er. „Wir wissen nicht, wie sich die
Corona-Pandemie weiterentwickelt und wie schnell sich die nationale
und internationale Realwirtschaft erholt.“

Das Bundesfinanzministerium hält eine Begrenzung der Kosten beim
Verkauf von Lebensversicherungen weiter für notwendig. „Wir müssen
immer noch über eine Begrenzung der Kosten sprechen“, sagte
Finanzstaatssekretär Jörg Kukies bei der Veranstaltung. Die geplante
Deckelung der Provisionen war mangels Einigung zwischen Union und SPD
zurückgestellt worden. Die Deckelung der Abschlussprovision bei
Restschuldversicherungen sei im Bundestag dagegen auf einem guten
Weg, sagte Kukies.

Die Bundesregierung will es Verbrauchern einfacher machen, einen
Kredit beispielsweise für den Hauskauf abzusichern. Die
Restschuldversicherung springt ein, wenn der Darlehensnehmer
arbeitsunfähig beziehungsweise arbeitslos wird oder stirbt. Zuletzt
hatten Versicherer für die Vermittlung dieser Policen Provisionen von
teils mehr als 50 Prozent der Versicherungsprämie geboten. Künftig
sollen nur noch maximal 2,5 Prozent der versicherten Darlehenssumme
erlaubt sein.

© dpa-infocom, dpa:210421-99-292055/3

(dpa)
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