Manches wird teurer Corona wirbelt die Preise durcheinander

Düsseldorf · Eine Regel beim Einkaufen: Die Preise von Laptops und Co. geraten ein paar Monate nach der Markteinführung ins Rutschen. Wer sparen will, muss nur warten. Doch in der Krise gilt das nicht.

 Die Corona-Krise hat goldene Regeln des Einkaufens außer Kraft gesetzt. Preise, die sonst sinken würden, sind zum Teil gestiegen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Die Corona-Krise hat goldene Regeln des Einkaufens außer Kraft gesetzt. Preise, die sonst sinken würden, sind zum Teil gestiegen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Foto: Christin Klose

Homeoffice statt Büro, Online-Einkauf statt
Shopping-Bummel, Videochat mit Freunden statt Kneipenbesuch: Die
Corona-Krise hat in Deutschland viele Gewohnheiten auf den Kopf
gestellt. Auch bei der Preisen im Einzelhandel gelten plötzlich neue
Regeln, wie mehrere Marktuntersuchungen zeigen. Darauf sollten sich
die Verbraucherinnen und Verbraucher einstellen.

„Corona wirbelt auch bei den Preisen die Welt durcheinander“,
beobachtet die Handelsexpertin Eva Stüber vom Kölner Institut für
Handelsforschung (IFH). Entscheidend für die Preisentwicklung sei bei
vielen Produkten wie Laptops oder Fahrrädern plötzlich weniger der
Wettbewerb als die Warenverfügbarkeit. „Alte Regeln - etwa dass die
Preise neuer Elektronikgeräte nach ein paar Monaten ins Rutschen
kommen - gelten plötzlich nicht mehr“, sagt sie.

Gestützt wird ihre Einschätzung gleich von zwei Marktstudien, die
kürzlich veröffentlicht wurden. Eine Untersuchung des
Verbraucherportals Testberichte.de, die für den Zeitraum von Mai 2019
bis Februar 2021 die Preisentwicklung in mehr als 1000
Produktkategorien auswertete, zeigte, dass die Corona-Krise bei einer
ganzen Reihe von Produkten zu kräftigen Preissteigerungen führte. Der
Preis von Webcams etwa habe sich seit Mai 2020 fast verdoppelt. Hier
habe sich zuerst eine spürbare Angebotsverknappung durch den ersten
Lockdown in China ausgewirkt - und dann die wachsende Nachfrage durch
den Homeoffice-Boom in Deutschland und Logistikprobleme.

Preissteigerungen im Verlauf der Pandemie

Die goldene Regel, dass die Preise von Fernsehern, Laptops oder
Druckern ein paar Monate nach der Markteinführung ins Rutschen
geraten, wurde der Testberichte.de-Studie zufolge im Corona-Jahr 2020
nicht nur außer Kraft gesetzt. Wer mit dem Kauf wartete, um Geld zu
sparen, konnte sogar eine böse Überraschung erleben. Die Preise für
PCs seien um 79 Prozent gestiegen, die für Drucker um 19 Prozent,
beobachtete das Verbraucherportal.

Aber auch in anderen Produktkategorien machten sich der Studie zufolge die veränderten Lebensbedingungen in der Pandemie - etwa das
häufigere Selberkochen oder der die Schließung von Fitnessstudios -
bemerkbar. So verteuerten sich Küchenmaschinen der Studie zufolge um
25,4 Prozent, Geschirrspüler um gut 20 Prozent und Crosstrainer um
fast 18 Prozent. Auch Fieberthermometer und Haarschneider wurden in
der Pandemie deutlich teurer.

Ganz ähnlich fiel eine Studie des Verbraucherforums mydealz aus, für
die die Preise von 550 zufällig ausgewählten Produkten verglichen
wurden. Mehr als die Hälfte von ihnen verteuerte sich demnach zwischen dem 15. Februar 2020 und dem 15. Februar 2021. „Die Corona-Pandemie hat die Märkte aus dem Gleichgewicht gebracht“, urteilt Firmengründer Fabian Spielberger. Nicht nur Fernseher und Drucker seien teurer geworden, sondern auch Besteck, Geschirr und Gläser sowie Filme und Videospiele. Zurückzuführen sei das wohl darauf, dass viele Verbraucher mehr Zeit zuhause verbracht hätten.

Kettenreaktion durch Corona

Corona habe eine Art Kettenreaktion ausgelöst, meint Spielberger.
Produktionseinschränkungen, Logistikprobleme, Engpässe in der
Chipproduktion und ein plötzlicher Nachfrageschub unter anderem bei
allem was mit Homeoffice zu tun hatte, hätten zu vorher unbekannten
Preisauswüchsen geführt. „Teilweise wurde Ware zu Preisen über dem
empfohlenen Verkaufspreis verkauft.“

Für die Handelsexpertin Stüber steht fest: „Die Strategie, sich vor
allem über den Preis im Wettbewerb zu profilieren, ist von der
Pandemie ein Stück weit ausgehebelt worden. Zurzeit gewinnt
derjenige, der die Lieferkette im Griff hat und tatsächlich liefern
kann - auch zum vollen Preis.“ Das zeige sich gerade im
Elektronikmarkt, wo sonst die kurzen Produktzyklen für einen raschen
Preisverfall sorgten.

Doch sieht der Marktbeobachter Spielberger für die Verbraucher Licht
am Ende des Tunnels. In einigen Produktgruppen sei bereits wieder
eine gewisse Normalisierung zu beobachten. So seien die Preise für
Webcams zuletzt wieder deutlich gesunken, auch wenn sie noch nicht
wieder ganz auf dem Vor-Krisen-Niveau lägen.

„Die Nachfrage geht langsam runter, das beruhigt die Preise“, meinte
er. Und auch beim Thema Logistik sei Besserung absehbar. Bei vielen
Produkten sei ein Ende der preislichen Höhenflüge in Sicht, ist er
überzeugt. „In den nächsten Monaten sollte da langsam wieder etwas
Entspannung reinkommen.“

© dpa-infocom, dpa:210503-99-446343/2

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