Aktienhandel Smartphone-Broker haben gewisse Einschränkungen

Berlin · Wertpapiere kann man nicht nur in der Bankfiliale handeln. Auch auf dem eigenen Smartphone ist das inzwischen möglich. Jetzt drücken neue Broker die Kosten. Lohnt sich das für Anleger?

 Das Smartphone ist für viele längst zum Zentrum der eigenen Finanzen geworden. Neue Broker bieten Anlegern ein Depot für die Hosentasche. Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Das Smartphone ist für viele längst zum Zentrum der eigenen Finanzen geworden. Neue Broker bieten Anlegern ein Depot für die Hosentasche. Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Foto: Zacharie Scheurer

Wetter checken, Mails lesen, Nachrichten verfolgen, Musik hören oder Fotos archivieren - das Smartphone ist für die meisten von uns unentbehrlich geworden. Auch Geldgeschäfte erledigen viele inzwischen über ihr Mobilgerät.

Zwar nutzen einer repräsentativen Umfrage des IT-Verbands Bitkom zufolge dafür 82 Prozent der Anwender einen Laptop. Das Smartphone liegt mit 58 Prozent aber schon auf Platz zwei. Tendenz steigend.

Für den Kauf von Aktien gehen laut der Umfrage 20 Prozent der Kunden zu ihrem Berater in die Bank, 14 Prozent nutzen Online-Banking und immerhin noch 11 Prozent das Telefon-Banking.

Dabei ist der Handel mit Wertpapieren über das Smartphone inzwischen denkbar einfach. Anbieter wie Gratisbroker, Justtrade, Scalable Capital und Trade Republic haben eine klare Zielgruppe vor Augen: „Ein online-affines Publikum, das das Smartphone als zentrale Schnittstelle für alle Lebensbereiche nutzt“, erklärt Roland Aulitzky von der Stiftung Warentest. Geeignet sind die Angebote nicht nur für Hobbytrader, sondern auch für normale Anleger.

Der Preis macht den Unterschied

Der Hauptunterschied zwischen den Smartphone-Brokern und einem herkömmlichen Depot sind die Kosten. Während bei Banken die Orderkosten in der Regel vom Anlagebetrag abhängen, ist der Handel bei den neuen Anbietern kostenlos. „Der alte Grundsatz „Hin und Her macht Taschen leer“ greift hier nicht mehr“, sagt Aulitzky.

Beim Gratisbroker und Justtrade ist der Handel für Anleger laut Stiftung Warentest kostenlos. Trade Republic leitet nur Fremdkosten in Höhe von 1 Euro pro Order weiter. Scalable Capital hat verschiedene Depotvarianten: Entweder werden eine monatliche Gebühr von 2,99 Euro oder 0,99 Euro für jeden Kauf oder Verkauf fällig.

Interessant für kleine Depots

Auch die Handelsspannen beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren sind aus Sicht der Warentester in Ordnung: Bei bekannten Aktien oder ETF entdeckten die Tester keine nennenswerten Aufschläge gegenüber dem Xetra-Handel der Deutschen Börse. Damit sind die neuen Angebote aus Sicht der Stiftung Warentest nicht nur für „heavy user“ interessant, sondern auch für Kleinaktionäre, die vergleichsweise wenig Geld in Wertpapiere stecken.

Angebote haben Einschränkungen

Allerdings gibt es durchaus Haken: Die Handelsplätze, an denen Anleger mit Wertpapieren handeln können, sind beschränkt. „Das Spektrum ist hier etwas eingeschränkt“, bestätigt Aulitzky. So ist etwa nicht bei jedem Broker der Handel über Xetra möglich, den elektronischen Handelsplatz der Deutschen Börse. Auch ausländische Handelsplätze können über die Broker nicht immer genutzt werden.

Wer zudem schon ein Depot hat, kann es nicht ohne weiteres zu den Smartphone-Brokern übertragen lassen. Das ist bisher nur bei einem Anbieter möglich. „Sie können die neuen Broker aber als Zweitdepot nutzen“, rät Aulitzky. Wichtig dabei: „Schauen Sie sich vorher an, ob der Anbieter Ihnen das bietet, was Ihnen auch wichtig ist.“

Wechsel nicht zwingend

Aus Sicht von Jürgen Kurz sind die neuen Broker eine durchaus interessante Markterweiterung. Langfristig orientierte Anleger müssen allerdings ihren Depotanbieter jetzt nicht zwingend wechseln. „Über einen langen Zeitraum machen die Kosten nicht mehr einen so großen Unterschied aus“, erklärt der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Literatur:

Stefanie Kühn, Markus Kühn: „Alles über Aktien - Das Wichtigste rund um Börse, Dividende, Dax und Co.“, Stiftung Warentest 2020, 176 Seiten, ISBN-13: 978-3-7471-0343-2, 19,90 Euro

Martin Weber u.a.: „Die genial einfache Vermögensstrategie - So gelingt die finanzielle Unabhängigkeit“, Campus Verlag 2020, 255 Seiten, 27,95 Euro, ISBN-13: 978-3-593-51238-9

Beate Sander: „Der Aktien und Börsenführerschein“, Finanzbuchverlag 2020, 367 Seiten, ISBN-13: 978-3-95972-279-7, 29,90 Euro

© dpa-infocom, dpa:201201-99-533743/3

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort