Profis für Klicks und Likes Wie werde ich Social-Media-Manager/in?

Leipzig · Das Leben von Milliarden Menschen spielt sich in den sozialen Netzwerken ab. Organisationen machen sich das zunutze. Für die digitalen Öffentlichkeitsarbeit setzen sie verstärkt auf Fachkräfte.

 Kampagnen planen und mit Nutzerinnen und Nutzern im Austausch bleiben: Social-Media-Managerinnen sind gefragte Fachkräfte in Unternehmen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Kampagnen planen und mit Nutzerinnen und Nutzern im Austausch bleiben: Social-Media-Managerinnen sind gefragte Fachkräfte in Unternehmen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Foto: Christin Klose

Ein schrilles Video, ein lustiges Bild, ein schmissiger Text: Schon entsteht neue Aufmerksamkeit in den sozialen Medien. Im Idealfall mit einer großen Reichweite. Unternehmen und die verschiedensten Interessengruppen haben darin ein wertvolles Marketinginstrument für ihre Ziele erkannt.

Mittlerweile müssen sie dafür aber mehr tun, als nur ein bisschen Facebook, Instagram oder Youtube kennen. Vielmehr sind kluge Strategien, der Blick auf digitale Trends, langfristiger Einsatz und die passende Ansprache auf den jeweiligen Kanälen nötig. „Um das wirklich gut zu machen, braucht es einen Social-Media-Manager“, sagt Tanja Laub, Vorsitzende des Bundesverbandes Community Management (BVCM).

Social-Media-Manager kennen ihr Publikum

Social-Media-Manager analysieren, wer die Zielgruppe sein könnte und erstellen daraus ein Profil. Welche Plattformen nutzt das angestrebte Publikum? Worauf reagiert es? Es folgt ein Kommunikations- und Aktionsplan, etwa für regelmäßige Posts und zeitlich begrenzte Kampagnen. Hierfür sind Social-Media-Manager auch an der Produktion von Videos, Bildern und Texten beteiligt.

„Oftmals macht der Social-Media-Manager die Aufgaben eines Community Managers mit“, betont Tanja Laub. Das bedeutet: Die Managerinnen und Manager gehen in den Austausch mit den Nutzerinnen und Nutzern und fördern die Interaktion.

Branche mit vielen Quereinsteigern

Je nach Größe der Organisation stimmen sich die Social-Media-Expertinnen und Experten mit anderen Bereichen ab. Dabei spielen neue Ideen und Nutzerthemen eine Rolle. „Ich arbeite eigentlich mit allen relevanten Abteilungen zusammen“, erläutert Thilo Stracke, Social-Media-Manager der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Die Marketingabteilung gehöre in erster Linie dazu, zudem die Pressestelle. Hinzu kämen die Unternehmenskommunikation sowie die Fahrgastinformation.

„Früher war Social Media etwas, das die Marketingabteilung nebenbei mitgemacht hat“, sagt Rita Löschke, Geschäftsführerin der Leipzig School of Media. Das habe sich stark verändert. Inzwischen investierten Unternehmen viel Geld in einen professionellen Auftritt auf ihren Kanälen. Allein deshalb sei der Social-Media-Manager sehr nachgefragt - attraktiv vor allem für Quereinsteiger.

Keine einheitliche Ausbildung für Social-Media-Experten

Für den Beruf gibt es bislang keine eigene Ausbildung. Bestimmte Hochschulen bieten die Studienfächer „Onlinekommunikation“ oder „Social Media Systems“ an. Laut Löschke haben die meisten Social-Media-Manager jedoch vorher Kommunikationswissenschaften oder Marketing studiert.

Einen Vorteil haben diejenigen, die eine zusätzliche Qualifikation vorweisen können. Zum Beispiel durch einen Zertifikatsabschluss an einer der zahlreichen Fernschulen oder bei einem örtlichen Träger. Die Angebote liegen thematisch, preislich und zeitlich mitunter aber weit auseinander.

Kurs nach Inhalten aussuchen

Bei Pressesprecher Steven Müller-Uhrig war es der Arbeitgeber, der die Teilnahme an einem Zertifikatskurs vorgeschlagen hat. Der Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt nutzt die sozialen Netzwerke sowohl zur Krisen- und Informationskommunikation als auch zur Imagepflege. „Rechtlich fühlen wir uns jetzt als Presseteam sicherer - beispielsweise bei Fragen des Datenschutzes sowie der Urheber- und Bildrechte“, so Müller-Uhrig.

Demgegenüber hatte Madleen Gafert schon vorher einiges mit Social Media zu tun. Sie ist Werkstudentin an der Leipzig School of Media und schreibt im Moment an ihrer Bachelorarbeit in Medien- und Kommunikationswissenschaften mit dem Nebenfach Psychologie. Durch den Zertifikatskurs konnte sie ihr bisheriges Wissen ausbauen.

„Was ich noch nicht kannte, war die ganze Budgetfrage. Wie man kalkuliert, das Ganze strukturell angeht. Wie man Social-Media-Kampagnen plant und organisiert.“ Ihre neu gewonnenen Kenntnisse bringt sie inzwischen privat in einer ehrenamtlichen Tätigkeit ein.

Weiterbildungen genau prüfen

„Wichtig ist, dass man sich die Weiterbildungsanbieter genau anschaut und wer die Dozenten für die Kurse sind“, sagt Tanja Laub vom BVCM. Ein entscheidendes Kriterium sei deren Praxiserfahrung. Daneben sollten Interessierte auch die Inhalte der Kurse prüfen, etwa darauf, ob es auch um neuere soziale Netzwerke wie Tiktok geht. Wer sich über Details informieren will, spricht am besten direkt mit dem Anbieter oder mit ehemaligen Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern.

Die Wahl für einen bestimmten Kurs hängt schließlich von den eigenen Zielen ab. „Es macht einen großen Unterschied, ob ich die Social-Media-Kanäle für ein kleines, lokales Unternehmen betreue oder für einen Weltkonzern, der in verschiedenen Sprachen und Ländern unterwegs ist“, so Laub.

© dpa-infocom, dpa:210610-99-940719/3

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