Wie werde ich...? Maßschneider

Hammelburg · Ob Anzüge oder Abendroben: Nicht immer gefällt oder passt Mode von der Stange. Dann ist die Arbeit von Maßschneidern gefragt. Neben Geduld braucht es dafür viel zeichnerisches Talent. Als Einstieg in die Modebranche ist die Ausbildung perfekt.

 Abwechslungsreicher Arbeitsalltag: Sofia Peschka schneidert Mode nach Maß. Foto: Frank Rumpenhorst

Abwechslungsreicher Arbeitsalltag: Sofia Peschka schneidert Mode nach Maß. Foto: Frank Rumpenhorst

Foto: DPA

Massenware ist es nicht, was Sofia Peschka produziert. "Jedes Kleidungsstück ist ein Unikat", sagt die 21-Jährige. Sie hat nach dem Abitur eine Lehre als Maßschneiderin beim Trend-Atelier Brandler im fränkischen Hammelburg begonnen. Inzwischen ist sie im dritten Ausbildungsjahr. Röcke, Jacken oder Kostüme, aber auch Braut- und Abendkleider aus Seide, Tweed, Jersey oder Leder fertigt sie individuell an der Nähmaschine an. "Der Alltag ist sehr abwechslungsreich, weil Kunden unterschiedlichste Wünsche haben", sagt Peschka.

Bevor Maßschneider mit der Arbeit loslegen, beraten sie zunächst den Kunden. Geklärt wird, zu welchem Anlass sie das Kleidungsstück tragen wollen - auf einer Hochzeit oder einem Ball etwa. Dann geht es mit Hilfe von Musterbüchern an die Auswahl von Stoffen, Farben und Zubehör wie Knöpfe, Reißverschlüsse oder Schleifen.

Als Nächstes müssen die Fachkräfte beim Kunden Maß nehmen - entweder per Maßband oder mit Bodyscannern. Mit ihnen können sie die Körperportionen auf ein Computermodell übertragen.

Die Ausbildung dauert drei Jahre. Jugendliche können eine duale oder eine schulische Ausbildung machen. "Pro Jahr beginnen rund 400 junge Leute die Lehre, der Männeranteil liegt bei drei Prozent", sagt Inge Szoltysik, Vorsitzende des Bundesverbandes der Maßschneider. Dringend gesucht werden nach ihren Angaben derzeit vor allem Herren-Maßschneider. "Viele nutzen die Ausbildung als Sprungbrett für eine Karriere in der Modebranche", ergänzt Christiane Reuter vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn.

Bewerber um einen Ausbildungsplatz müssen mindestens einen Hauptschulabschluss vorweisen können. Rund ein Drittel der Lehrlinge habe das Abitur in der Tasche, sagt Szoltysik. Wer den Beruf erlernen möchte, braucht eine sorgfältige Arbeitsweise und eine ausgeprägte Feinmotorik für den Umgang mit Nadel und Garn. Bewerber sollten weiter eine hohe Konzentrationsfähigkeit und viel Ausdauer haben.

"Gute mathematische Fähigkeiten und logisches Denken sind ein Muss", erläutert Reuter. Außerdem sind zeichnerische Fähigkeiten gefragt, da es im Alltag immer wieder darum geht, Entwürfe zu skizzieren. Im dritten Ausbildungsjahr spezialisieren sich die angehenden Maßschneider entweder auf Damen- oder Herrenbekleidung. Dabei lernen sie etwa, wie sie Abendroben und Brautkleider oder Sakkos und Smokings nähen.

Die Ausbildungsvergütung liegt laut Verband bei rund 165 Euro im ersten, 215 Euro im zweiten sowie 280 Euro im dritten Lehrjahr. "Das sind aber lediglich Empfehlungen", betont Szoltysik. Später können sie mit einem Stundenlohn von 12,35 Euro brutto rechnen. Das Gehalt kann aber auch darunter liegen.

Wer auf der Karriereleiter nach oben will, hat die Möglichkeit, den Meister zu erwerben und sich selbstständig zu machen. Jene mit Abitur können an der Hochschule einen Bachelorabschluss im Studienfach Textiltechnik oder Modedesign machen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort