Die Sonnenseite finden - Solarstromanlagen richtig planen

Berlin · Rund 1,5 Millionen Solaranlagen gibt es in Deutschland laut dem Bundesverband Solarwirtschaft. Und es kommen immer mehr Privatanlagen dazu. Hausbesitzer, die mit dem Gedanken an eine Installation spielen, sollten bei der Berechnung des möglichen Ertrags und der Planung folgendes beachten:

 Auf eine Photovoltaikanlage sollte kein Schatten fallen können. Wird schon eine kleine Stelle bedeckt, stellen ganze Bereiche die Stromproduktion ein. Foto: Daniel Reinhardt

Auf eine Photovoltaikanlage sollte kein Schatten fallen können. Wird schon eine kleine Stelle bedeckt, stellen ganze Bereiche die Stromproduktion ein. Foto: Daniel Reinhardt

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Standort: Von Ort zu Ort variiert die Sonneneinstrahlung - aber das nur bedingt in einem Nord-Südgefälle. So haben Teile Baden-Württembergs die gleiche Ausbeute wie Regionen Brandenburgs, ermittelte der Deutsche Wetterdienst. Aber Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) in Berlin sagt: "Egal, in welchen Gefilden Deutschlands eine Solarstromanlage steht, rechnet sich die Anschaffung." Eine Grafik hierzu bietet der Verband im Internet.

Wichtig ist vor allem aber die konkrete Situation auf dem Grundstück: Die Module sollten möglichst nicht im Schatten von Bäumen, Dachgauben und dem Kamin liegen. Das verringert den Ertrag. "Sie sollten als Kunde darauf achten, dass sich der Installateur die Verhältnisse auf dem Dach vor Ort anschaut", betont Körnig.

Denn schon der kleine Schatten von Satellitenschüsseln oder Überlandleitungen kann Einfluss auf die Produktion haben: Eine Reihe von Zellen ergibt ein Modul, mehrere Module werden in Reihe geschaltet zu sogenannten Strings. Liegt auch nur eine Zelle im Schatten, fällt gleich ein ganzer String aus, erklärt Stefan Nakazi, Referent für Energieeffizienz der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Himmelsrichtung: Früher setzte man vor allem auf nach Süden ausgerichtete Dächer. Hier lässt sich schließlich der größte Ertrag erzielen, vor allem in der Mittagszeit. Weil die Einspeisevergütung aber immer geringer wird, macht es finanziell nicht mehr viel Sinn, möglichst viel Solarstrom zu erzeugen und diesen ins öffentliche Netz einzuspeisen, erklärt Nakazi. "Besser ist es, seine Anlage auf die Größe des Eigenverbrauchs abzustimmen."

Sein Rat: Eher auf große und dadurch teure Anlagen verzichten zugunsten kleinerer Anlagen, die vornehmlich nur noch den Hausbedarf abdecken. "Selbst ohne Batteriespeicher können Eigenverbrauchsquoten von 30 Prozent und mehr erreicht werden", sagt Körnig. Die Produktion vornehmlich für den Eigenbedarf lohnt sich auch auf Dächern, die in Ost- und Westrichtung zeigen. Der Vorteil liegt besonders für Berufstätige auf der Hand: Wer nur morgens und abends zu Hause ist, kann auch dann nur Solarstrom gut selbst verwenden, erklärt Nakazi.

Wichtig ist daneben die Neigung der Module: Optimal sind 30 Grad. Unter 25 und über 60 Grad verringert sich der Ertrag laut Nakazi um bis zu zehn Prozent.

Fläche berechnen: Eine Anlage mit mono- und polykristallinen Siliziummodulen kann auf etwa sechs Quadratmetern ein Kilowattpeak erwirtschaften, erklärt BSW-Solar. Eine Fläche von 30 Quadratmetern ist für einen Vier-Personen-Haushalt sinnvoll. Denn mit einer Anlage mit einer Leistung von fünf Kilowattpeak können in Deutschland etwa 4500 Kilowattstunden im Jahr erzeugt werden, der Jahresbedarf eines Haushalts dieser Größe.

Form wählen: Für Eigenheime werden wegen ihres hohen Wirkungsgrads vornehmlich mono- und polykristalline Siliziummodule verwendet. Sie können selbst auf den verhältnismäßig kleinen Dächern von Wohnhäusern viel Strom erzeugen. Die Technologie wird auch immer leistungsfähiger: Eine moderne Anlage mit einer Leistung von fünf Kilowattpeak benötigt eine Dachfläche von etwa 30 Quadratmeter, 2010 waren es laut BSW-Solar noch rund 36 Quadratmeter.

Bei großen Solaranlagen kommen auch Dünnschichtmodule zum Einsatz. Sie sind zwar pro Kilowattstunde häufig günstiger, haben aber wegen des geringeren Wirkungsgrades mehr Platzbedarf. Sehr selten werden derzeit Anlagen installiert, die gleichzeitig Strom und Wärme produzieren. Häufig wird jedoch neben der Photovoltaik-Anlage noch eine Solarthermie-Anlage zur Wassererwärmung oder Heizungsunterstützung installiert.

Rendite: Wie viel Rendite Hausbesitzer erwarten können, hängt von den individuellen Umständen vor Ort ab. Berechnen lässt sich das zum Beispiel mit dem Vergütungsrechner des Verbandes BSW-Solar oder mit einem Tool der Energie.Agentur.NRW.

Umbauten planen: Die Anlagen können laut den Experten zwischen 20 und 30 Jahre lang Strom produzieren. Der Installateur sollte genau den Zustand des Dachs prüfen, rät daher Nakazi. "Es muss in so einem guten Zustand sein, dass es die Anlage statisch aushält und dass man an das Dach 20 Jahre lang nicht mehr ran muss." Umgekehrt empfiehlt Körnig: "Stellt sich heraus, dass ohnehin bald eine Sanierung ansteht, sollten die Arbeiten zusammengelegt werden. Das spart Kosten." So lässt sich das Gerüst teilen, das Montieren des Untergestells und das Verlegen von Leitungen wird einfacher. Außerdem können unter Umständen Teile der Dachsanierung bei der Photovoltaik-Anlage steuerlich angerechnet werden.

Zubehör: Neben den Modulen auf dem Dach wird ein Wechselrichter benötigt, der den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. Der Bauherren-Schutzbund rät, auf einen hohen Wirkungsgrad von mindestens 98 Prozent zu achten sowie einen Garantieservice. Angebote mit fünf Jahren seien die Regel, es gebe aber auch welche mit zehn Jahren. Die im Freien verlaufenden Kabel sollten nicht nur vor Witterungseinflüssen wie Schnee und Regen geschützt sein, sondern auch vor Mardern. Und die Kabelkanäle müssen UV-beständig sein. Ein Solarstromspeicher kann zu viel Strom zwischenlagern.

Service:

Der Ratgeber " Angebotscheck für Photovoltaikanlagen" des Bauherren-Schutzbundes steht kostenlos zur Verfügung.

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