Ein Ende mit Schnecken - So halten Gärtner die Schädlinge fern

Berlin · Sie lieben frische Pflanzentriebe und feuchte Winkel. Schnecken können zu einer echten Plage werden. Doch Gartenbesitzer sollten nicht mit der chemischen Keule gegen sie vorgehen - die Kriechtiere sind wichtig für das ökologische Gleichgewicht.

 Nicht alle Schnecken sind miese Gesellen - die Weinbergschnecke gehört sogar zu den geschützten Arten. Foto: Soeren Stache

Nicht alle Schnecken sind miese Gesellen - die Weinbergschnecke gehört sogar zu den geschützten Arten. Foto: Soeren Stache

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Kaum ein Schädling lässt Gärtner so wütend werden wie die Schnecke. Frisch gepflanzte Salatsetzlinge, zarte Asterntriebe und vieles mehr vernichten die Weichtiere auf ihrem Weg durch den Garten. Schon gleich im Frühjahr trüben sie die Vorfreude auf reiche Ernte und schöne Blüten.

Geschädigte Gärtner halten Schnecken für überflüssig, doch sie sind durchaus nützlich. "Es gibt mehr als 180 Schneckenarten in Deutschland", erklärt Julian Heiermann, Zoologe des Naturschutzbundes (Nabu) Deutschland. Davon zählen etwa 50 Arten zu den Nacktschnecken - sie tragen kein Gehäuse. Es gibt tatsächlich Arten, die als gefährdet auf der Roten Liste geführt werden. Die Weinbergschnecke etwa ist eine der geschützten Arten. "Im Hausgarten kommen Nacktschnecken und Gehäuseschnecken vor", ergänzt Thomas Lohrer, Buchautor und Wissenschaftlicher Angestellter an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Vorwiegend Nacktschnecken seien für Fraßschäden verantwortlich.

Als Nacktschnecken kommen im Garten vor allem drei verschiedene Wegschnecken-Arten vor. Die Braune und die Garten-Wegschnecke sind heimisch. "Die Spanische Wegschnecke wurde im Zuge der Globalisierung eingeführt", sagt Heiermann. "Sie hat einen ausgeprägten Hunger und wehrt Feinde durch einen bitteren und zähen Schleim erfolgreich ab."

Gärtner müssen immer wieder zusehen, wie gerade die jungen Triebe weggefressen werden. "Zu den bevorzugten Pflanzen zählen im Garten Salat, Studentenblumen, Kohl, Rittersporn, Dahlien und Astern", sagt Lohrer. Er grenzt davon Storchschnabel, Leberblümchen, Felberich, Buschwindröschen sowie Küchenkräuter wie Rosmarin, Majoran und Thymian ab, die die Schnecken eher meiden.

Doch bei allem Ärger über die gefräßigen Tiere sollte man wissen, dass sie eine wichtige ökologische Bedeutung haben. "Schnecken sind im Nahrungsnetz ein wichtiger Baustein", erläutert Heiermann. Neben Igeln fressen auch Spitzmäuse, Frösche, Kröten, Blindschleichen, Laufkäfer und die Larven von Glühwürmchen Schnecken. Die Weichtiere dienen außerdem als Gesundheitspolizei in der Natur, weil sie Aas, Kot und abgestorbene Pflanzenteile vertilgen.

Den Winter überstehen Schnecken meist problemlos. "Die im Garten schädigenden Nacktschneckenarten überwintern als Ei im Boden und diese sind auch gegenüber kühlen Temperaturen sehr widerstandsfähig", sagt Lohrer. Auf den ersten Blick ist es schwer, der Schnecken Herr zu werden. "Wichtig ist, dass man verschiedene Ansätze der Bekämpfung gleichzeitig verfolgt", betont Heiermann.

Er rät davon ab, Schnecken mit Hilfe von chemischen Substanzen abzutöten. Erfolgversprechend sind mechanische Abwehrmaßnahmen ebenso wie die Förderung biologischer Gegenspieler. "Natürliche Schneckenjäger siedeln sich im Garten an, wenn man Stein- und Asthaufen duldet, Hecken und Gebüsche hat und auch mal eine "unsaubere" Ecke im Garten fördert", erläutert Lohrer.

Gleichzeitig sollte man Schnecken in der Dämmerung absammeln. Um kleine Flächen schneckenfrei zu bewirtschaften, empfiehlt Heiermann einen Schneckenzaun. "Voraussetzung ist natürlich, dass man auf der eingezäunten Fläche die Schnecken immer wieder absammelt, um sie schneckenfrei zu bekommen", sagt er. Außerdem sollte man Nutzpflanzen bunt zwischen die Zierpflanzen mischen und nicht abends gießen. Die anhaltende Feuchtigkeit lockt Schnecken aus ihrem Unterschlupf und bietet ihnen beste Bedingungen für ihre Beutezüge. Gießt man erst morgens, trocknen Pflanzen und Boden rasch ab.

Literatur:

Thomas Lohrer: Die 13 Gartenplagen. Schnecke, Wühlmaus, Blattlaus & Co., Ulmer, 125 S., Euro 9,90, ISBN-13: 978-3-800158348

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