Trinkwasser sparen Regenwasser im Haus und Garten nutzen

Bad Honnef · Regenwasser sammeln, lohnt sich. Damit kann man nicht nur den Garten bewässern. Auch im Haus kann Regenwasser zum Einsatz kommen. Dann müssen Nutzer aber einiges Wissen - und Vorkehrungen treffen.

 Alternative zur Gießkanne: Wer an die Regentonne einen Schlauch anschließt, kann über ein Pumpsystem auch abgelegene Ecken bequem gießen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Alternative zur Gießkanne: Wer an die Regentonne einen Schlauch anschließt, kann über ein Pumpsystem auch abgelegene Ecken bequem gießen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Foto: Christin Klose

Trinkwasser ist viel zu schade und zu teuer, um es für die Bewässerung im Garten zu nutzen. Besser für den Geldbeutel, aber auch für die Pflanzen ist Regenwasser. Doch das fällt leider nicht genau dann vom Himmel, wenn es gerade gebraucht wird. Also muss man es sammeln und einen Vorrat anlegen.

„Der Klassiker ist die Regentonne am Haus“, sagt Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Bad Honnef. Dort sammelt sich das Wasser, das aus den Regenrinnen am Dach fließt.

Hat die Regentonne einen Auslaufhahn, lässt sich ein Wasserschlauch anschließen. „Mit einem Pumpensystem kann man auch entfernte Stellen im Garten erreichen und mit dem kostenlosen Regenwasser bewässern.“

Unbedingt an Deckel und Regendieb denken

Wer keine grüne Kunststofftonne haben will, findet originelle Designs, die zum Blickfang im Garten werden - etwa Weinfässer oder Amphoren. „Wichtig ist, auf die Regentonnen einen Deckel zu legen, damit keine Tiere hineinfallen oder viel Laub hineingerät. Auch Mückenlarven siedeln sich gern in Regentonnen an“, sagt Henze.

Damit das Wasser bei lang anhaltendem oder sehr starkem Regen nicht überläuft, sollte ein sogenannter Regendieb zum Einsatz kommen. Das ist eine Vorrichtung, die in das Fallrohr der Regenrinne eingebaut wird und das Wasser bei Bedarf umleitet. Ist die Regentonne voll, fließt der überschüssige Regen statt in die Tonne in das Fallrohr.

Von dort kann das Wasser in die Kanalisation abfließen oder im Boden versickern. Ein Überlaufen der Tonne ist somit nicht mehr möglich. Kommt neuer Regen, fließt das Wasser wieder in die Regentonne, wenn dort in der Zwischenzeit Wasser entnommen wurde.

Eine Alternative für große Grundstücke

Für größere Gärten genügt die Regentonne oft nicht mehr. Um hier genügend Wasser anzusammeln, ist eine Zisterne die Lösung - also ein großer Wasserbehälter, den man unterirdisch, beispielsweise unauffällig unter der Garagenzufahrt oder im Garten verbauen kann.

„Zisternen gibt es in verschiedenen Größen. Sie beginnen mit einem Fassungsvermögen von 1000 bis 1500 Litern. Für die Bewässerung von 100 Quadratmetern Fläche rechnet man mit einer Speichergröße von 1 500 Litern“, erklärt Michael Henze.

„Welche Größe die Zisterne haben muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab“, so Andreas Braun vom Zentralverband Heizung Sanitär Klima. Die wichtigsten Daten für die Berechnung sind: „Größe der zu bewässernden Fläche, örtliche Niederschlagsmenge, Größe der Dachfläche, Anzahl der im Haus lebenden Personen und Dauer der Bewässerung oder die geplante Nutzung des Wassers im Haus.“

Braun empfiehlt, die Zisterne lieber etwas größer planen, damit man sicher durch den Sommer kommt. „Es kommt natürlich auch darauf an, wie intensiv ich das Regenwasser nutze. Benötige ich es nur ab und zu als Reserve in Trockenzeiten oder will ich damit das ganze Jahr über den englischen Rasen wässern?“

Regenwasser auch im Haus nutzen

„Regenwasser lässt sich nicht nur im Garten, sondern auch im Haushalt nutzen, etwa zum Putzen, für die WC-Spülung und Waschmaschine“, erklärt Dietmar Sperfeld vom fbr - Bundesverband für Betriebs- und Regenwasser. Nach Berechnungen des Verbandes kann Regenwasser im Haushalt bis zu 50 Prozent der benötigten Wassermenge ausmachen.

Die Zisterne ist die Grundlage für eine Regenwassernutzungsanlage. Kommt Regenwasser im Haushalt zum Einsatz, muss es gut gereinigt werden. „Der Regen von der Dachfläche wird über die Regenfallrohre durch einen Filter geleitet und fließt dann in die Zisterne“, erklärt Andreas Braun. Um das Wasser aus den saubersten Schichten im Behälter zu entnehmen, wird der Entnahmeschlauch schwimmend verlegt.

Wer Regenwasser im Haus nutzen will, braucht eine separate Regenwasserleitung. „Wasser, das mit dem menschlichen Körper in Berührung kommt, muss dem hohen Standard der Trinkwasserverordnung entsprechen“, erläutert Andreas Braun.

Zwar kann man Regenwasser gut reinigen und filtern, doch Trinkwasserqualität erreicht es nicht. Am Ende bleibt es eben Regenwasser - und darf deshalb nicht zum Duschen, Baden oder Kochen verwendet werden.

Gut für die Umwelt und für den Geldbeutel

Damit sich das Trinkwasser im Haus nicht mit Regenwasser vermischt, ist ein zweites Leitungssystem notwendig. Die Leitungen und Entnahmestellen für das Trinkwasser müssen farblich so gekennzeichnet sein, dass offensichtlich ist, dass sie kein Trinkwasser führen.

„Regenwasser zu speichern und zu nutzen, lohnt sich immer“, meint Dietmar Sperfeld. „Schon rein wirtschaftlich ist das sinnvoll, denn Trinkwasser ist teuer, weil es in vielen Regionen nur mit immer größerem Aufwand bereitgestellt werden kann.“

Und für die Umwelt ist es sowieso das Beste, die Ressourcen zu nutzen, die uns von der Natur frei Haus geliefert werden.

© dpa-infocom, dpa:210514-99-601095/2

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